Spider-Man 15 (Comic)

Christos N. Gage, Brian Reed
Spider-Man 15
(Inhumanity: The Superior Spider-Man 1 + Amazing Spider-Man Annual 39, 201472012)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Aaron Lopresti
Zeichnungen von Stephanie Hans, Lee Garbett, John Lucas, Antonio Fabela
Panini, 2014, Heft, 76 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Nachdem die Bedrohung durch Thanos abgewendet werden konnte und Attilan, die schwebende Heimat der Inhumans, in den Hudson River stürzte, sind die Helden mit der Suche nach Opfern und der Beseitigung des Chaos’ beschäftigt. Auch Spider-Man (Otto Octavius) packt mit an und sieht sich bei seinen Bemühungen mit einem neuen Problem konfrontiert: Durch den Terrigen-Nebel wurden ‚normale‘ Menschen mit Superkräften ausgestattet, die sie nicht nur dafür nutzen, um Gutes zu tun.

Ein Experiment von Grady Scraps, einem Kollegen von Peter Parker/Spider-Man bei Horizon Labs, gerät außer Kontrolle und schleudert Peter durch Raum und Zeit. Er erlebt Dinge, die sich vor Jahren zugetragen haben, doch laufen sie hier etwas anders ab. Die Avengers registrieren die Zeitanomalie, die von dem unfreiwilligen Besucher ausgeht, und wollen ihn unschädlich machen, bevor er großes Unheil anrichten kann.

„Spider-Man“ 15 beinhaltet zwei Storys. Die eine setzt die laufende Handlung der Reihe nach dem Serien übergreifenden Mega-Event, der vor allem in den „Avengers“-Heften ablief, fort; die andere, welche in sich abgeschlossen ist, spielt zu einer Zeit, als Peter Parker noch Herr über seinen Körper war.

Obwohl Otto Octavius ein arroganter, skrupelloser, selbstsüchtiger Mensch ist, überrascht er doch immer wieder durch noble Gesten und Gedanken, so auch diesmal, als er jenen Helfern, die nicht einmal über besondere Kräfte verfügen und wissentlich ihr eigenes Leben riskieren, Respekt zollt und sie als die wahren Helden nach einer Katastrophe anerkennt. Gewiss nicht rein zufällig erinnert das Szenario an 9/11, das in verschiedenen Comics thematisiert wurde und den heldenhaften Einsatz von Ärzten, Feuerwehrleuten und vielen anderen schilderte.

Peter Parker wiederum wird mit dem Gedanken konfrontiert, ob man ihn beziehungsweise Spider-Man wirklich braucht. Die Welt, die ihm gezeigt wird, scheint ohne ihn auskommen zu können und ist sogar besser, oder nicht? Selbst sein Onkel Ben, dessen Tod er durch einen Moment der Arroganz verschuldet hat, lebt. Soll Peter wirklich nach einem Weg suchen, wie er in seine Zeit/Welt zurückgelangt – oder zahlt er mit dem Leben, wie er es kennt, den Preis für eine offenbar harmonischere Entwicklung? Doch wirklich frei ist er nicht in seiner Entscheidung, und Onkel Ben steht ihm, so wie früher, mit gutem Rat zur Seite.

Zwei grundverschiedene Künstler waren am Werk, doch da die beiden Geschichten nichts miteinander zu tun haben, stört dieser Umstand nicht im Geringsten. Stephanie Hans’ aufwändigen, gemalt wirkenden Illustrationen stellen die comichaften Zeichnungen von Lee Garbett zwar in den Schatten, aber eben nur im direkten Vergleich. Doch was besser gefällt, ist letztendlich Geschmackssache.

Man kann „Spider-Man“ 15 ohne Vorkenntnisse lesen: Auf die Geschehnisse, die zu dem herrschenden Chaos in der aktuellen Handlung führten, wird nicht weiter eingegangen, und auch die persönlichen Konflikte des Titelhelden setzen diesmal aus. Die Zweit-Story spielt in der Vergangenheit und nimmt keinen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung von Serie und Protagonist, sondern unterstützt allein die Tradition. So gesehen ein Lückenfüller, der nur den anstehenden Konflikt zwischen dem Superior Spider-Man und dem Green Goblin weiter aufschiebt und damit wohl auch die ersehnte Rückkehr von Peter Parker in seinen Körper.