Die neuen X-Men 12 (Comic)

Brian Michael Bendis
Die neuen X-Men 12
(All New X-Men 18+19, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Stuart Immonen
Zeichnungen von Stuart Immonen, Brandon Peterson u.a.
Panini, 2014, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Nach dem Kampf gegen die Bruderschaft der bösen Mutanten aus der Zukunft, die nicht besiegt, sondern nur vertrieben werden konnte und in der Gegenwart vorerst genauso gestrandet ist wie das Team junger X-Men aus der Vergangenheit, hat sich so Einiges geändert.

Shadowcat Kitty Pryde, die die Teenager und insbesondere Marvel Girl Jean Grey unter ihre Fittiche genommen hat, so wie sie einst als 13jähriger Neuling im Team von den erwachsenen X-Men angeleitet worden war, zog enttäuscht die Konsequenzen. Niemand aus Wolverine James Howletts Gruppe schenkte ihr und ihren Schülern Gehör. Keinen interessierte es, dass die jungen X-Men triftige Gründe nannten, weshalb sie in dieser Zeit bleiben wollen, und auch Kittys Einwände wurden stets beiseite gewischt. Nun verstärken sie alle Cyclops Scott Summers Truppe, obschon sie nicht mit all seinen Aktionen einverstanden sind.

Viel Zeit zum Hadern oder zum Klären persönlicher Probleme – Beast Hank McCoy hat Jean seine Gefühle offenbart, und sie ist geneigt, sie zu erwidern, die Stepford Cuckoos lehnen Jean rundweg ab und so weiter – bleibt nicht, denn die Purifiers machen einmal mehr Jagd auf Mutanten. Ihr Ziel ist jemand, den die X-Men nur allzu gut kennen, schließlich handelt es sich um eine der ihren…

Nachdem die X-Men aus der Vergangenheit reichlich Zeit gehabt hatten, sich am Jean-Grey-Institut auf die neuen Begebenheiten einzustellen, fand es Autor Brian Michael Bendis an der Zeit, die Teenager mit den Regeln der Charles-Xavier-Schule zu konfrontieren – und mit einem Cyclops, der gejagt wird, weil er, besessen von der Phoenix-Kraft, seinen Mentor ermordet hat, etwas, das ihm keiner wirklich verzeihen kann und will. Seinem jungen Alter Ego wird vor Augen gehalten, was aus ihm wird, was einmal passieren wird, wenn sie aus dem, was sie jetzt in ihrer Zukunft erleben, nichts lernen und ihr Schicksal entsprechend ändern.

Aber wäre ihnen das gelungen, hätten die aktuellen Ereignisse nicht inszeniert werden müssen. Die Schlussfolgerung wäre demnach, dass sie es entweder nicht geschafft haben oder sie in der Gegenwart geblieben sind und eine neue Zeitlinie entstanden ist. Wie auch immer, hierüber länger zu diskutieren, ist müßig, denn es gibt unzählige Möglichkeiten, gerade im Comic. Wer weiß, vielleicht plant ja auch Marvel eine großangelegte Novellierung seines Universums, wie Konkurrent DC es inzwischen schon mehrmals durchgezogen hat.

Vorerst jedoch müssen sich Kitty und ihre Schützlinge in Cyclops’ Gruppe integrieren. Das ist gar nicht so einfach, denn ihre Anschauungen stimmen nicht überein. Hinzu kommen persönliche Probleme, die hier nur angerissen und nicht ausführlich verfolgt werden. Brian Michael Bendis erlaubt sich zu spielen, indem er Paare trennt und neu zusammenfügt. Mehr möchte man nicht verraten, um die Überraschung zu erhalten.

Auch stellt sich sehr schnell der gefährliche Alltag ein, denn noch immer werden Mutanten von verschiedenen Gruppierungen gehasst, verfolgt, ermordet. In diesem Zusammenhang taucht eine Protagonistin auf, die sich vor einiger Zeit zurückgezogen hatte, um zu sich selbst zu finden. Problematisch war sie schon immer; aber wie wird sie nach ihren jüngsten Erfahrungen mit einem Team zurechtkommen, in dem sie sich nie so ganz zu Hause gefühlt hat?

Die Serie bleibt bei annehmbaren Illustrationen spannend. Vor allem die menschlichen Aspekte der Charaktere treffen des Publikums Nerv. Vordergründige Action und tiefergehende Konflikte bilden eine gelungene, ausgewogene Einheit. Das zu lesen, macht einfach Spaß.