Selznick, Brian: Die Entdeckung des Hugo Cabret (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Juli 2009 01:00
Brian Selznick
Die Entdeckung des Hugo Cabret
(The Invention of Hugo Cabret, 2007)
Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
Titelillustration und Innenillustrationen von Brian Selznick
cbj, 2008, Hardcover, 544 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-570-13300-2
Von Andrea Tillmanns
Hugo Cabret lebt seit dem Tod seines Vaters und dem Verschwinden seines Onkels, der ihn aufgenommen hatte, alleine in einem labyrinthartigen Bahnhof im Paris der 1930er-Jahre. Der Zwölfjährige hält sich mit kleineren Diebstählen über Wasser und sorgt dafür, dass die Bahnhofsuhren immer aufgezogen und gewartet sind, damit nicht auffällt, dass sein Onkel, der eigentliche Uhrenkontrolleur, diese Arbeit nicht mehr macht. Seine größten Schätze sind ein Notizbuch seines Vaters – und ein mechanischer Mann, den sein Vater bis zu seinem Tod repariert hatte und der in dem Feuer, das Hugos Vater tötete, wieder beschädigt wurde.
Als der Junge von einem Spielzeugverkäufer beim Stehlen erwischt wird, ändert sich Hugos Leben: Der alte Mann nimmt dem Jungen das Notizbuch fort und zwingt ihn, für ihn Spielzeuge zu reparieren. Hugo lernt die Adoptivtochter des Spielzeugverkäufers kennen und freundet sich mit ihr an … Und gleichzeitig drängen die Geheimnisse, die alle Beteiligten haben, immer stärker ans Licht.
»Die Entdeckung des Hugo Cabret« ist nicht wie ein herkömmlicher Roman erzählt. Textpassagen wechseln sich mit langen Passagen ab, in denen reine Zeichnungen – im Gegensatz zu Comics ohne jeden Text – die Handlung weitertragen, wie in einem stroboskopisch aufleuchtenden Stummfilm. Auf diese Weise werden die Handlungsorte lebendig, wird der Leser entführt in die fremde, geheimnisvolle und faszinierende Welt des Pariser Bahnhofs und seiner Umgebung. Auch die Gesichter der Protagonisten verraten in den Bildern viel über das, was in ihnen vorgeht. Auf diese Weise ist das auf den ersten Blick sehr dicke Buch in relativ kurzer Zeit durchgelesen – doch es wirkt noch lange nach. Die Faszination eines Automaten, eines ›mechanischen Menschen‹, ist auch im Zeitalter der Computer noch spürbar. Und so beobachtet der Leser, während er Seite für Seite umblättert, genauso gespannt wie Hugo und seine Freundin Isabelle, ob der Automat nach seiner Reparatur tatsächlich schreiben kann – oder was er stattdessen zu Papier bringt.
Ein wunderschönes, bezauberndes Buch, das zum Träumen einlädt – und die Faszination von Zauberei und ersten Kinofilmen, Automaten und mechanischem Spielzeug in Worte und Bilder fasst.