Magic: The Gathering 1: Innistrad (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 06. September 2014 11:55
Matt Forbeck
Magic: The Gathering 1
Innistrad
(Magic – The Gathering, Vol 1, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Oliver Hoffmann
Titelbild von Aleksi Briclot
Zeichnungen von Martin Cóccolo & Christian Duce
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 104 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86201-541-2
Von Britta van den Boom
Dack Fayden ist Zauberdieb und Weltenwanderer. Während Ersteres ihn dazu befähigt, illegal Artefakte an sich zu bringen, sie zu studieren und ihre Magie zu erlernen, ermöglicht ihm Letzteres, sich nach einem missglückten Diebstahl auf eine andere Ebene des Multiversums in Sicherheit zu bringen.
Obwohl er das zu vermeiden versucht, bleibt ihm keine andere Möglichkeit als dieses Weltenspringen, als er beim Raub eines Dolches aus der Festung eines sehr blutrünstigen Kultes entdeckt wird.
Beim Versuch, die Magie der Waffe zu erforschen, findet er unerwartet Hinweise auf seine eigene Vergangenheit und folgt der Spur zu der einen Frau, die für die Auslöschung seines Dorfes und seiner Familie verantwortlich ist.
Von zwei Sachen hat der Comic von Forbeck und Cóccolo, der auf der Welt der „Magic“-Spiele basiert, reichlich: Archetypen und Aktion. Die Hauptfigur Dack ist in allem der klassische Schurke: sein gutes Aussehen mit langem, dunklem Haar und Bart, sein respektloses Verhalten, seine Kleidung und die Fähigkeit, stets Zauber als Ass im Ärmel zu haben, deren Einsatz unwillkürlich an „jetzt spiele ich diese Karte hier" denken lässt. Die Bösen sehen böse aus, die Frauen schön und sind natürlich vom Helden fasziniert, die Vampire warten mit reichlich Rüschen und roten Augen auf, und die Oberböse vereint ebenfalls alle zu erwartenden Attribute auf sich und ist schön, schwarzhaarig, holt ihre Kleidung aus dem Fetisch-Schrank und hat ein sardonisches Lächeln. Da ist die eine ältere, rundliche Heilerin, die kurz auftaucht, fast schon erfrischend. Zudem beschränkt sich die klassische Darstellung nicht nur auf das Äußere, sondern auch auf das Handeln und Sprechen der Figuren, so dass es in dieser Hinsicht an Überraschungen mangelt.
Zur Aktion: Dack ist die meiste Zeit am Rennen, häufig vor etwas davon, manchmal zu etwas hin. Er flieht, er kämpft oder er bereitet sich – verletzt – auf eines von beidem vor. Eigentlich wäre das eine gute Grundvoraussetzung für eine dynamische Geschichte, wenn der Leser nicht mit einem Fuß auf die Bremse gestellt würde, indem die meisten Szenen von Dacks Gedanken begleitet werden, die in einem Kasten über den Actionbildern schweben und die Dialoge und Handlungen begleiten – fast möchte man sagen: überschatten. Denn der Fluss der Ereignisse wird durch diese sich inhaltlich durchaus wiederholenden Selbstgespräche spürbar gehemmt.
Was am offenen Ende von „Innistrad" bleibt, ist das Gefühl, dass hier alle Elemente eines überzeugenden Fantasy-Comics zusammenkommen und doch nicht richtig funktionieren, weil sie zu plakativ, zu uninnovativ und vorhersehbar eingesetzt werden. Ein weltenwandernder Schurke mit ungewöhnlichen Fertigkeiten und einer tragischen Vergangenheit, der auf der Suche nach Rache ist, klingt nach Abenteuer – doch Spannung stellt sich nicht ein. Auch die dunkel kolorierten, technisch guten Zeichnungen geben keinen zusätzlichen Impuls.
Wer die Welt von „Magic“ auf neue Weise erfahren möchte, für den ist es jedoch sicher schön, vertraute Orte und Zauber ‚in Aktion‘ zu sehen.
Ergänzt wird der Comic durch eine Galerie von neun Bildern und Zeichnungen verschiedener Künstler zu der Geschichte.