Geschöpfe der Nacht (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Juli 2009 01:00
Geschöpfe der Nacht
(Creatures of the Night)
Autor: Neil Gaiman
Artwork: Michael Zulli
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Lettering: Fabio Ciacci
Panini, 2009, Hardcover, 52 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-888-8
Von Frank Drehmel
»Geschöpfe der Nacht« präsentiert zwei für das Medium Comic adaptierte Kurzgeschichten Gaimans – »Der Preis« (»The Price«) und »Tochter der Eulen« (»Doughter of Owls«) –, die neben zahlreichen anderen kürzeren Werken innerhalb der Storysammlung »Die Messerkönigin« (»Smoke and Mirrors«) – Heyne – veröffentlicht wurden.
Der Preis:
Einer auf dem Lande wohnenden Familie, die ihr großes Farmhaus zu einer Heimstatt für Katzen aller Art gemacht hat, läuft eines Tages ein wohlgenährter, schwarzer Kater zu. Dieser legt zwar ein freundliches, unaufdringliches Wesen an den Tag, jedoch etwas Geheimnisvolles umgibt das Tier. Jeden Morgen zeigt es Spuren nächtlicher Kämpfe – ausgerisseneHaare, blutige Wunden, Erschöpfung –, sodass sich der Hausherr gezwungen sieht, den Kater tierärztlich betreuen zu lassen, und sich eines Tages widerstrebend entschließt, das Tier ob seines elenden Zustandes in den Keller zu sperren, um dadurch weitere Verletzungen zu verhindern.
Sobald das Tier allerdings gefangengesetzt ist, beginnt ein Unglück nach dem anderen die Familie heimzusuchen; und diese Phase endet erst, als der Mann dem Drängen des Katers in die Freiheit nachgibt.
Da ihm die Vorfälle jedoch zu denken geben, entschließt sich der Herr des Hauses, dem nächtlichen Treiben des Tieres auf den Grund zu gehen, und wird schließlich Zeuge eines uralten Kampfes.
Tochter der Eulen:
Ein englischer Geschichtensammler lauscht der Erzählung eines Freundes: In der Stadt Dymton fand man einst auf den Stufen der Kirche ein Baby in einem Weidenkorb, in den kleinen Händen das Gewölle einer Eule. Obgleich die alten Frauen der Stadt den Tod des Kindes forderten, entschlossen sich die Stadtväter, das Mädchen in die Obhut einer frommen Alten zu gegen, die in einem verlassenen Kloster ein einsiedlerisches Dasein fristete.
Dort wuchs das Kind zu einem so wunderschönen Wesen heran, dass einige Männer der Stadt davon Kunde erhielten und eines Nachts zum Heim der jungen Frau schlichen, um sie gemeinschaftlich zu schänden. Dieses Verbrechen setzte Ereignisse in Gang, die Dymton für immer zeichnen sollten.
Einmal mehr stellt Gaiman in »Geschöpfe der Nacht« seine Meisterschaft als Geschichten- und Märchenerzähler unter Beweis. Mit leichter Hand entführt er den Leser in eine zauberhafte verzauberte Welt ganz knapp neben unserer Realität. Man könnte an dieser Stelle über die autobiografischen Züge des Ich-Erzählers der ersten Story, der dank des Zeichners dem Autor auch äußerlich ähnelt, sinnieren oder eine Botschaft in der zweiten suchen oder es sein lassen, um mit quasi kindlichem Blick die Geschichten einfach nur zu genießen.
Das Artwork Michael Zullis ist – um es mit einem Wort zu sagen – phantastisch: reichhaltig, zart, malerisch, farbenfroh, lebendig, voller Atmosphäre schlägt es den Leser vom ersten Panel – eigentlich schon vom Coverbild an – in seinen Bann, und nicht zuletzt seinem lichtem Stil ist es zu verdanken, dass beide Storys im Comic deutlich weniger dunkel bzw. unheimlich als ihre belletristischen Vorlagen erscheinen.
Fazit: Zwei märchenhafte Kurzgeschichten und ein traumhaftes Artwork machen dieses »kleine Kunstwerk« zu einer Empfehlung für jeden Leser, nicht nur für Comic-Fans.