Nate Kenyon: Sparrow Rock – Der schleichende Tod (Buch)

Nate Kenyon
Sparrow Rock – Der schleichende Tod
(Sparrow Rock)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration von Clinton Lofthouse
Festa, 2014, Taschenbuch, 392 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-310-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Eigentlich wollten sie sich nur einen schönen Abend machen: eine Gruppe Jugendlicher aus der US-amerikanischen Kleinstadt Sparrow Rock. Dann kam von Sue der Vorschlag, doch das Feiern in den Bunker ihres exzentrischen Opas zu verlegen. Gesagt, getan. Und als die Bomben fielen und der nukleare Fallout begann, waren sie die vielleicht einzigen Menschen auf der Erde, die überlebten.

Eingeschlossen in ein unterirdisches Gefängnis mit rund 75 Quadratmeter Fläche, endlichen Ressourcen und der Verzweiflung, ist ein Lagerkoller nicht weit. Doch dann entdecken sie hinter einer Schleuse einen Tunnel, darin der Leichnam von Sues Opa, tote dennoch sehr bewegliche Ratten, und eine Bedrohung, wie sie fürchterlicher nicht sein könnte.

Denn der Atomkrieg wurde beileibe nicht versehentlich ausgelöst und stellt auch nicht den letzten Angriff auf die Spezies Homo sapiens dar. Intelligente, genmanipulierte Insekten sollen etwaige Überlebende auslöschen um die Erde frei zu machen für einen Neuanfang…

Endzeit-Szenarien sind nicht unbedingt mein Ding. Das Spiel mit dem Untergang der Welt, dem Aussterben der Menschheit und dem damit verbundenen Leid, ist mir meist zu stereotyp und auch zu depressiv. Vorliegender Roman aber unterscheidet sich von den gewohnten Szenarien.

Erzählt aus der Sicht eines Ich-Erzählers, Pete, berichtet uns der Autor zunächst, noch ganz dem Bereich des Gewohnten verhaftet, vom Überleben der sieben Jugendlichen im Bunker. Nach und nach enthüllt er dann die tragische Geschichte des vom Vater misshandelten Pete, seiner schwerkranken Mutter, der verstorbenen Schwester und ihrem verkorksten Leben. Erst spät, zwar immer wieder angedeutet aber nie wirklich thematisiert, enthüllt Kenyon, was wirklich passiert ist, wer hinter dem Fall der Bomben und dem Insektenangriff steckt. Immer wieder geht es dabei in Rückblenden in die Vergangenheit Petes zurück, lernen wir ihn, sein schweres Schicksal, seine Hoffnungen und seine Verzweiflung kennen.

Neben der zunehmenden Panik, die nach den Angriffen und Erkenntnissen im Bunker um sich greifen – und die der Autor sehr überzeugend darstellt –, waren es insbesondere die Passagen, in denen es um die tragische Kindheit Petes ging, die mich besonders gefesselt haben. Daneben lebt das Buch von der inneren Dramatik der Gruppe im Bunker, die sich selbst finden muss, in der sich die Personen positionieren müssen und die gruppendynamisch eine Rangordnung festlegen muss. Hier liegt der Schwerpunkt des Romans, der durch die Bedrohung durch Nanoinsekten und dem radioaktiven Fallout noch gesteigert wird. Ein wenig überfrachtet wirkt dann die Erklärung, wer hinter den Anschlägen steckt und was damit erreicht werden soll.

So erwartet ein Endzeit-Thriller abseits gängiger Pfade den Leser, der insbesondere durch seine feinfühlige Zeichnung des Erzählers überzeugt.