Jan Viebahn: Erkar Bodin – Ein Yrangir-Fantasy-Roman (Buch)

Jan Viebahn
Erkar Bodin
Ein Yrangir-Fantasy-Roman
Titelillustration und Karte von Timo Kümmel
2014, Paperback, 238 Seiten, 10,00, ISBN 978-1-5001-6203-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Selbst in einer Welt, die geprägt ist von aggressiven Orkhorden, Elben und streitbaren Menschen, gibt es so etwas wie eine Metropole. In Terrosilia leben über 200.000 Menschen, der Kaiser des Reiches residiert hier und der Handelsrat tagt und versucht lukrative Geschäfte zu machen. Seitdem der Kaiser einem feigen Giftanschlag zum Opfer fiel, regiert dessen unmündiger Sohn. Dass nicht alle mit den herrschenden Umständen zufrieden sind, zeigt sich an ersten, noch kleinen Rebellionen der unteren Klassen, aber auch an finsteren Intrigen der Adeligen. Jeder sucht seinen Einfluss und seinen Reichtum zu mehren.

Zwei Priester eines heiligen Ordens werden grausam gefoltert und ermordet. Der Assassine flieht mit einem mehr als gefährlichen, dunkelmagischen Relikt. Erkar Bodin, Leutnant der Stadtwache und versierter Ermittler, wird auf den Fall angesetzt. Obwohl er sich in seinem Elend angesichts einer unglücklichen Liebe suhlt, stößt er bei den Ermittlungen schnell auf eine Verbindung der Morde mit einem der angesehensten Händler der Stadt. Dann wird seine Angebetete entführt und er erpresst – wenn er weiter ermittelt, muss sie leiden. Anscheinend hat er in ein Wespennest gestochen, zumal sich auch eine Gefahr für den jungen Thronfolger andeutet. Und auch Erkar selbst steht eine mehr als unbequeme Erkenntnis ins Haus…

Nach dem ersten Band, „Schwarzes Licht“, den der Autor in seiner Fantasy-Welt Yrangir angesiedelt hat, kehrt er nun mit einem zweiten Band zurück. Allerdings vermeidet er den Anfängerfehler, uns dieselbe Geschichte zum zweiten Mal zu kredenzen, ja er sucht sich gar einen neuen Erzähler.

Die Grundsituation, der unsichere Frieden der Menschen mit den Orks, ist bekannt, auch die religiösen Orden, die Völker und Herrschaftsstrukturen. In dieses Setting platziert der Autor diesmal einen Kriminal-Plot. Es geht um die Aufklärung eines Doppelmordes, um Verrat und Betrug. Statt auf das Vehikel eines Menschen aus unserer Welt zurückzugreifen, aus dessen Sicht die Ereignisse geschildert werden, nutzt er einen Einheimischen, der von tiefem Liebeskummer geplagt wird. Man hat unwillkürlich Mitleid mit dem von seinen Gefühlen geplagten Erkar, der um zu vergessen gerne auch einmal zur Flasche greift. Dennoch hat er unbestritten seine Stärken. Einmal die Spur aufgenommen, ermittelt er versiert und erfolgreich. Gerade diese Darstellung des Erzählers sorgt für eine große Intimität mit dem Protagonisten, der uns schnell ans Herz wächst. Auch, vielleicht gerade weil er in gewisser Weise naiv agiert, sich davon aber dann nicht von seinem Ermittlungsauftrag abhalten lässt, beeindruckt er.

Dem Text merkt man an, dass das Lektorat dieses Mal, verglichen mit dem Erstling, deutlich besser gearbeitet hat. Der Roman liest sich flüssiger, die Dialoge sind gefälliger ausgeführt, der Plot ins sich stringenter. Insgesamt legt Viebahn einen deutlich besseren zweiten Roman vor, der sich angenehm und spannend liest.