Avatar: Die Legende von Korra, Buch 2 – Geister, Vol. 1 (DVD)

Avatar: Die Legende von Korra, Buch 2 – Geister, Vol. 1
USA 2013

Von Christel Scheja

„Die Legende von Korra“ richtet sich anders als die Vorgängerserie „Avatar: Der Herr der Elemente“ nicht mehr an ein kindliches Publikum um die sieben Jahre, sondern mittlerweile an die um die drei bis vier Jahre älteren Zuschauer. Daher stehen die Helden auch nicht mehr am Beginn ihrer Teenager-Zeit sondern mittendrin und sind auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Dementsprechend anspruchsvoller und gefährlicher sind auch ihre Gegner, wie schon die erste Staffel bewiesen hat. Nun ist die erste Hälfte der zweiten erschienen und beinhaltet sieben von insgesamt 14 Folgen von „Buch 2: Geister“.

Anders als ihr Vorgänger Aang kennt Korra aus dem Wasserstamm ihre Bestimmung und wurde von Kindheit an dafür ausgebildet. Sie hat es inzwischen geschafft, drei Elemente zu bändigen: Wasser, Erde und Feuer – nun fehlt nur noch die Luft. Doch erst die Ereignisse um Amon und seine Equalisten haben die Barriere gebrochen, so dass Tenzin nun endlich ihre Ausbildung richtig beginnen kann. Als einziger Luftbändiger-Sohn von Aang, steht er zudem in der Pflicht, seinen „Stamm“ wieder aufzubauen. Um Korra auch die spirituelle Seite des Luftbändigens näher zu bringen, da das junge Mädchen doch einen sehr pragmatischen Umgang damit hat, hat sich Tenzin entschieden mit ihr und der Familie die vier Lufttempel zu besuchen.

Doch zuvor wollen sie an einem Fest am Südpol teilnehmen, damit Korra ihre Familie wiedersehen kann. Noch ahnt sie nicht, dass damit das zweite große Abenteuer für sie beginnt, denn zunächst kommen nur persönliche Überraschungen ins Spiel – etwa, dass Unaloq, der Anführer der Wasserstämme, ihr Onkel ist und ihr Vater einen guten Grund hatte, den Nordpol zu verlassen. Der charismatische Wasserbändiger weckt durch freundliche Worte und verständnisvollen Umgang mit ihr, Korras Vertrauen. Sie lässt sich gerne von ihm dazu verleiten, an den Südpol zu reisen, um dort eine magische Pforte zu öffnen – doch als er bekommen hat, was er will, lässt er seine Maske fallen und der junge Avatar muss sich ein weiteres Mal einer schrecklichen Bedrohung stellen, die diesmal noch nicht einmal von dieser Welt ist… sondern tief in der Vergangenheit eng mit ihrem eigenen Schicksal verbunden wurde.

Spielte die Handlung der letzten Serie überwiegend in Republica, so sieht es diesmal etwas anders aus, und die Fans erhalten endlich einen Einblick in die Veränderungen am Südpol und in den Lufttempeln, die gar nicht mehr so gering besiedelt oder gar verlassen sind, wie früher. Auch agiert das „Team Avatar“ nur bedingt zusammen, denn wie der Titel des Buches vermuten lässt, dreht es sich nicht mehr um die Elemente, sondern die Mächte, die dahinter stehen – und dort können sich nur die aufhalten, die einen Zugang zu ihr finden.

Die erste Hälfte der Staffel stellt allerdings nur die Weichen dafür und konzentriert sich eher auf die handfeste Seite des Konflikts – sprich, die Bedrohung durch die Machtgier Unaloqs, die vor allem den südlichen Wasserstamm in Mitleidenschaft zieht. Korra begeht einen folgenschweren Fehler, indem sie den schönen Worten ihres Onkels vertraut und damit ihre Welt ans Messer liefert, sie besitzt aber auch Courage genug, um später die Verantwortung dafür zu übernehmen, auch wenn sie sich nicht mehr auf die Unterstützung von Tenzin verlassen kann, der im Moment eigene Wege geht. Denn auch Aangs Sohn hat einiges aufzuarbeiten, vor allem was seine eigene Familie angeht, und zwar nicht nur seine Kinder, sondern auch seine Geschwister, was dazu führt, dass man diese nicht mehr länger nur als schmückendes Beiwerk sieht, sondern als für die Handlung wichtige Figuren.

Da sie Zuhause nicht viel gegen die Annektion ihrer Heimat ausrichten kann, geht Korra zurück nach Republica, muss aber feststellen, dass man ihnen nur Steine in den Weg legt und die Situation sich eher verschlimmert, als verbessert. Sie will jedoch weiter mit dem Kopf durch die Wand – und das führt zu einem Zerwürfnis mit Mako, der durch seinen Dienst als Ermittler in den Reihen der Polizei unter Lin Beifong Verantwortung gegenüber dem Staat und der Gesellschaft gelernt hat. Der junge Feuerbändiger hat es nicht leicht, denn auch sein Bruder Bolin ist auf Abwegen, hat sich ganz von dem Großindustriellen einwickeln lassen, dem er nicht wirklich über den Weg traut – zu Recht, wie vor allem Asami Sato bald zu spüren bekommt.

Letztendlich spaltet sich die Serie in mehrere Handlungsebenen, in denen jede Gruppe ihre eigenen Abenteuer erlebt – aber man kann damit rechnen, dass alle Ereignisse irgendwie zusammenhängen. Dabei entwickeln sich gerade die jüngeren Helden interessant weiter. Bolin versucht, nachdem sein Bruder ganz offensichtlich seine Aufgaben gefunden hat, eigene Wege zu gehen und amüsiert dadurch, dass er durch sein tapsiges Verhalten mehr als einmal über das Ziel schießt und dabei auf die Nase fällt. Besonders amüsant entwickelt sich seine Beziehung zu Eska, der Tochter Unaloqs, die nie ohne ihren Zwillingsbruder Desna zu finden ist.

Auch die Gefühle werden nicht vergessen; besonders Mako und Korra bekommen zu spüren, wie unstet die Liebe ist und wieviel Vertrauen sie manchmal fordert. Und auch hier kommt das Alter der Protagonisten zu ihrem Recht und sorgt dafür, dass es auch hier spannend und dramatisch bleibt… Familie und Freundschaft sind ebenfalls wieder wichtige Elemente der Handlung, vor allem in Tenzins Szenen wird deutlich, dass auch ein Avatar nur ein Mensch ist und Aang als Vater eher ein Versager gewesen zu sein scheint...

Man merkt, dass die Serie ihre Vielschichtigkeit beibehält, ist das Schicksal der Personen doch eng mit dem Hintergrund verwoben, bleiben sie Menschen, die erst aus Erfahrungen klug werden. Besonders bekommt das Korra zu spüren, die zwar dazugelernt hat, aber immer noch nicht die Schwere der Last erkannt hat, die sie auf ihren Schultern trägt.

Natürlich ist dies alles in eine abenteuerliche Handlung gebettet, in der auch der Humor nicht zu kurz kommt. Es gibt immer wieder schräge Szenen zum Lachen, kauzige Figuren und Einfälle. Fans werden es genießen, weiter Informationen über den Werdegang von Aang zu erhalten und weitere Teile der Welt zu sehen. Denn nun, da die zentralen Figuren und Orte eingeführt sind, kann die Geschichte in die Vollen gehen und Korra auf dem Weg zum AvatarDasein vor weitere Herausforderungen stellen, die gleichzeitig eng mit der magischen Mythologie der Welt verbunden sind.

Daher richtet sich die Serie nicht nur an Kinder, die den vordergründigen Spaß und die Action mögen, sondern auch an ältere Zuschauer, die den ausgefeilten Hintergrund, die gut durchdachten Figuren und vor allem auch die spannenden Entwicklungen der Saga schätzen, die deutlich machen, dass diese noch viele neue Facetten bereithalten kann.

Die Serie ist weiterhin ausgezeichnet animiert und lässt optisch ebenfalls keine Wünsche offen. Nur das Bonusmaterial ist mit nur zwei Audiokommentaren eher mager ausgefallen.

Auch die zweite Staffel von „Die Legende von Korra“, das Buch „Geister“ erweist sich so als lohnenswerte Anschaffung, setzt sie doch nicht nur „Avatar: Der Herr der Elemente“ mit Aangs Nachfolgerin fort, sondern spinnt auch noch die Mythologie der gesamten Saga spannend und glaubwürdig weiter.

Die ausgezeichnet animierte Zeichentrickserie, bietet daher nicht nur actionreiche Abenteuer und Humor für Kinder ab acht oder neun Jahren, sondern auch eine vielschichtige Handlung und einen interessanten Hintergrund, der vor allem erfahrenere Zuschauer ansprechen wird, die „Steamfantasy“ mit fernöstlichen Flair und viel Magie mögen.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0, italienisch Dolby Digital 2.0, niederländisch Dolby Digital 2.0, spanisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch, niederländisch, englisch, italienisch, spanisch

DVD-Extras:
Audiokommentare