Mark Brandis 28: Die Zeitspule 1 & 29: Die Zeitspule 2 (Hörspiel)

Nikolai von Michalewsky (Buch) & Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis 28 & 29
Die Zeitspule
Sprecher: Michael Lott, Wolf Frass, Dorothea Hagena, Gerhart Hinze u.a.
Folgenreich, 2014, je 1 CD, 60 bzw. 49 Minuten, je ca. 9,99 EUR

Von Christel Scheja

Noch immer leidet die Erde unter den Folgen der Zerstörung des Planetoiden Ikarus. Zwar konnte die öffentliche Ordnung weitestgehend wiederhergestellt werden, aber noch immer durchziehen Vigilantengruppen die Länder und meinen, Recht sprechen zu dürfen; die Versorgungslage bleibt schlecht, vor allem was Nahrungsmittel angeht.Auch Mark Brandis und die Raumnotretter bekommen dies zu spüren. Die Union haben ihnen die Ressourcen gestrichen, die sie benötigen, um die Schiffe in Gang zu halten, eine Regel besagt, dass zivile Schiffe nicht über den Asteroidengürtel hinaus fliegen dürfen. Die Republiken haben ihre „Drachen“ ganz abgezogen.

Damit sein Traum nicht ganz den Bach runtergeht, hat Mark Brandis seine Mitarbeiter in unbezahlten Urlaub geschickt und ist dabei, Klinken zu putzen. Er versucht, den Direktor der VEGA davon zu überzeugen, dass die Raumnotretter aktionsfähig bleiben müssen und hofft auf die Unterstützung seines alten Freundes. Dafür hält er sich auf der Venus auf. Dann aber mischt sich ein Fremder namens Leonardo Assante in sein Leben ein und zwingt ihn dazu, etwas für ihn zu suchen – die außerirdischen Artefakte, die er zuletzt auf dem Ikarus gesehen hat, und die in der Hand von Friedrich Chemnitzer waren, allen voran eine sogenannte „Zeitspule“ und den „Gravitationstorpedo“.

Mark hat keine andere Wahl als zu gehorchen, will er das Leben seiner Frau Ruth nicht auch noch gefährden und macht dabei höchst unangenehme Entdeckungen jenseits des Asteroidengürtels und in der Antarktis.

In der Welt von Mark Brandis sind Katastrophen keine einmalige Sache, die später keine Folgen mehr haben, sondern beeinflussen auch die späteren Geschehnisse. Nach dem Ausbruch des Kilimandscharo hat nun auch der Zerfall des Planetoiden Ikarus seine bleibenden Spuren auf der Erde hinterlassen und stellt auch die Helden vor existentielle Probleme.

Und so erlebt der Zuhörer einen bereits frustrierten Mark Brandis – der in dem neuen Abenteuer keine Ablenkung sieht, sondern nur eine weitere Bedrohung für seine Familie. Dennoch ist er der Held, der alles tut, um die Probleme zu lösen und dennoch sich selbst treu zu bleiben. Die Handlung hat dafür genau die richtige Länge, die beiden Episoden bilden eine zusammenhängende Geschichte, die man deshalb direkt hintereinander hören sollte, da die erste Folge mit einem Cliffhanger endet.

„Die Zeitspule“ greift dabei gleich mehrere frühere Handlungsstränge auf und sorgt auch für ein Wiederhören mit alten Bekannten. Wie bei einer Schnitzeljagd muss der Held die einzelnen Hinweise zusammenfügen, um dann endlich handeln zu können. Und das sorgt für die entsprechende Spannung.

Dazu kommen natürlich auch noch viele andere Werte – Brüderlichkeit und Freundschaft werden immer noch groß geschrieben. Auch wenn es natürlich den ein oder anderen Zuträger von Informationen gibt – die Handlung selbst wird nur von wenigen Figuren getragen, und diese machen ihre Arbeit wieder außerordentlich gut, haben Spaß daran, ihre Charaktere herauszuarbeiten und weiterzuentwickeln – egal ob es sich dabei um die Helden und ihre Gegenspieler oder verschiedene Nebenfiguren handelt. Dazu kommt ein durchweg stimmiger Klangteppich und die passende Musik, die das Kino im Kopf erst richtig anzukurbeln wissen.

Alles in allem ist „Die Zeitspule“ ein weiteres Highlight der „Mark Brandis“-Saga, wird doch nicht nur der Hintergrund interessant weitergesponnen, auch Schatten aus der Vergangenheit zwingen den Helden zu einer spannenden Suche, die weit mehr ans Licht bringt als nur außerirdischen Artefakte.

Gerade wenn die Helden wieder einmal an die Grenzen ihrer Kraft getrieben werden, zeigen sich ihre Qualitäten und man beginnt langsam zu bedauern, dass der Held und seine Freunde wohl schon bald in den wohlverdienten Ruhestand gehen dürfen, denn selten waren ihre Sprecher spielfreudiger als jetzt.