John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 5: Das letzte Gefecht (Comic)

John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 5
Das letzte Gefecht
(Hellblazer 78-83, 129-133; Hellblazer: Heartland)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: Steve Dillon, John Higgins
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2014, Hardcover, 328 Seiten, 29,90 EUR, ISBN 978-3-86201-982-3

Von Frank Drehmel

Mit „Das letzte Gefecht“ schließt Panini die fünfbändige „ Hellblazer – Garth Ennis Collection“ ab, wobei dieser letzte Sammelband sowohl den letzten Ennis/Dillon-Serien-Run, „Rake at the Gates of Hell“ (78 bis 83, 1994), als auch deren Oneshot „Heartland“ (1997) enthält, sowie den 1998 erschienen Fünteiler „Son of Man“ (129 bis 133), für dessen künstlerische Umsetzung John Higgins verantwortlich zeichnete.

Um es vorwegzunehmen: sämtliche drei Story-Arcs gehören nicht zu Ennis’ besten beziehungsweise unterhaltsamsten Arbeiten und in der Reihe der fünf Collection-Sammelbände stellt dieser Abschlussband das schwächste Glied dar. Aber eins nach dem anderen.

„Das letzte Gefecht“ („Rake at the Gates of Hell“):
Lust- und ideenlos lümmelt sich Satan in der Hölle rum, als ihm das Sternenkind Astra, welches John Constantine einst in das Schreckensreich verdammte, einen Plan eröffnet, sich an seinem Erzfeind zu rächen. Selbstverständlich ist Satan Feuer und Flamme und beginnt, nach und nach Johns Bekanntenkreis zu dezimieren. John seinerseits möchte ebenfalls das Kapitel „Satan“ abschließen und beginnt quasi gleichzeitig einen Kreuzzug gegen den ersten der Gefallenen, wobei er vom Erzengel Gabriel, dessen Herz in seinem Besitz ist und der daher John zu dienen verdammt ist, nachdrücklich Unterstützung einfordert.
Überschattet wird der Krieg der beiden Erzfeinde, der einmal mehr die Beziehung Kits zu Constantines auf eine harte Probe stellt, von blutigen „Rassen“-Unruhen in einem Londoner Vorort. Zudem hat Satan nicht Johns ungeteilte Aufmerksamkeit, da der Hellblazer parallel versucht, seine alte Liebe Helen, die sich von einer toughen, lebenslustigen jungen Frau in ein drogenabhängiges Wrack verwandelt hat, das für den nächsten Schuss ihren Körper verkauft, aus dem Drogensumpf und vor ihrem Dealer zu retten.
Als Satan schlussendlich das Herz Gabriels in die Hände fällt, scheint der Krieg entschieden; doch wie immer hat der Trickser Constantine einen letzten Trumpf im Ärmel.

„Heartland“:
Im Mittelpunkt der Handlung steht Constantines Geliebte, Kathy „Kit“ Ryan. Nachdem sie mit Constantine Schluss gemacht hat, kehrt sie nach Belfast zurück, um im Kreise der Familie dem verstorbenen Vater zu gedenken, einem Mann, der nicht nur ihre Mutter zerstörte, sondern die Familie entzweite. Und tatsächlich reißt das Treffen insbesondere mit ihrer Schwester Bernadette – Daddys Liebling – tiefe Wunden auf.

„Menschensohn“ („Son of Man“):
Johns alter Kumpel Chas sitzt gehörig in der Klemme, da ein Fahrer-Job, den er für den brutalen Mafiosi Harry Cooper erledigen sollte, in einem Blutbad endete und nun nicht nur der Verbrecher hinter ihm her ist, sondern auch die Polizei. Da unter Johns harter Schale ein weicher Kern schlummert, hilft er Chas selbstredend sowohl bei der Beseitigung der Tatwerkzeuge, als auch der Schlichtung der Unstimmigkeiten mit dem Gangster. Allerdings gibt es ein Problem: John hatte in der Vergangenheit schon einmal mit dem Killer zu tun. Damals verlangte Cooper nachdrücklich vom Hellblazer, dass er seinen geliebten, toten Sohn zurück ins Leben hole; da dies jedoch weit jenseits von John lag, fiel ihm damals nichts Besseres ein, als einen Dämon in die fleischliche Hülle des Kindes zu bannen. Bedauerlich nur, dass der Kleine nach so vielen Jahren immer noch quicklebendig ist – oder zumindest diesen Anschein erweckt –, dass er sich zu einem sadistischen Ungeheuer entwickelt hat und dass die magischen Ketten, die den Dämon einst banden, mittlerweile verschwunden sind. Und dass eben jener Dämon nicht allzu gut auf John zu sprechen ist, versteht sich von selbst.

Wie oben erwähnt, überzeugt keine der drei Geschichten in erzählerischer Hinsicht – am Artwork gibt es wenig zu bemängeln; Dillon ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben und bei Higgins (ver)stört lediglich der ab und an ins Toonhafte, Karikierende spielende Strich.

Die erste Story leidet zum einen an der Vielzahl der Figuren, die wie Streiflichter aus Johns Vergangenheit auftauchen, zu denen man als Leser jedoch keinerlei emotionale Beziehung aufbauen kann und deren Dahinscheiden daher allenfalls ein Schulterzucken hervorruft, zum anderen ist der Plot selbst nicht nur hauchdünn, sondern dem akuten Konflikt zwischen Satan und Constantine fehlt es an einer plausiblen Begründung, an einer tiefer liegenden, nachvollziehbaren Motivation der beiden Erzfeinde. Es ist, als würden zwei Kinder aus Langeweile im Sandkasten mit den Schäufelchen um sich hauen, nur um zu sehen, was passiert. In diese enttäuschende Bild reiht sich der neuerliche Showdown der beiden Kontrahenten ein, der sowohl sprachlich als auch in seiner Auflösung nicht einmal ansatzweise an das ebenfalls von Ennis verfasste originelle, ja geniale Setting des „Dangerous Habits“-Arcs (vgl. Band 1 der Collection-Reihe) heranreicht und wie ein lahmer Aufguss desselben wirkt. Angesichts des substanzlosen Grundplots mit seinen hölzernen Figuren erscheint der zweite Handlungsbogen um die plakativ und klischeehaft inszenierten „Rassen“-Unruhen wie ein überflüssiger Lückenfüller.

Der Oneshot um Kit Ryans Vergangenheit und Familienbande ist mit seiner Dialoglastigkeit, der Küchentisch-Psychologie und den ebenfalls klischeehaft dargestellten innerfamiliären Konflikten vor allem eins: strunzlangweilig; und zwar so langweilig, dass es auch Dillons messerscharfes, klares Artwork nicht rausreißen kann.

Story Nummer 3 hingegen zeichnet sich lediglich durch ihren komplizierten Aufbau aus. Munter springt der Autor zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her, sodass es nicht ganz einfach ist, als Leser hier den Überblick zu behalten, obgleich die unterschiedlichen Zeitebenen visuell leicht gegeneinander abgegrenzt sind. Abgesehen davon bietet die Geschichte nur wenige Überraschungen und noch weniger originelle Ideen, was Ennis durch ein gehöriges Maß an Brutalität zu kaschieren versucht.

Fazit: Der unterm Strich erzählerisch nicht befriedigende Abschlussband einer Serie, die in toto zu den unterhaltsamsten des Panini-Programms gehört. Alleine der Vollständigkeit der Sammlung halber ist dieser Sammelband dennoch seinen Preis wert.