Sherlock – Season 3 Box (DVD)

Sherlock – Season 3 Box
GB 2013

Von Christel Scheja

„Sherlock“ ist bereits nach der zweiten Staffel zu einer weltweiten Kultserie herangereift, bei der die Fans es gar nicht erwarten konnten, die dritte zu sehen, zumal alle darauf fieberten, zu erfahren, wie der Titelheld eigentlich seinen Tod vorgetäuscht hat. Während die Briten schon kurz nach Weihnachten 2013 die entsprechenden Antworten erhielten, mussten deutsche Zuschauer bis Ende Mai warten. Und bereits einen Tag nach dem Abschluss der Fernsehausstrahlung liegt sie auch schon als DVD- und BD-Set von Polyband vor.

„Der leere Sarg“: Zwei Jahre nach dem Tod von Sherlock Holmes ist John Watson über den schweren Verlust hinweggekommen und schickt sich nun an, seine Freundin und Verlobte Mary Morstan um ihre Hand zu bitten. Doch just an diesem Abend erlebt er eine Überraschung, die ihn gleichzeitig erleichtert und wütend macht; denn Sherlock steht ganz plötzlich vor ihm, so als sei nichts passiert – und ist natürlich gleich wieder ganz sein charmantes Selbst. Deshalb braucht es eine Weile, bis sich die Beiden wieder zusammenraufen und ihre Freundschaft wieder auffrischen. Das klappt erst durch einen Fall, wegen dem Sherlock überhaupt zurückgekommen ist… soll er doch einen geplanten Terroranschlag in London verhindern.

„Im Zeichen der Drei“: Die Hochzeit von Mary und John steht an. Der Bräutigam lässt es sich nicht nehmen, seinen besten Freund Sherlock zum „Best Men“ zu machen, auch wenn sich viele fragen, ob das wirklich so eine gute Idee ist. Denn eigentlich hat der Meisterdetektiv mit menschlichen Regungen wie Liebe nicht viel am Hut. Doch mit seiner Hochzeitsrede überrascht er alle Zuhörer, führt er die Anwesenden doch auch durch ein Wechselbad der Gefühle und löst nebenbei gleich auch noch einen alten Fall und verhindert einen weiteren Mord.

„Sein letzter Schwur“ führt Sherlock auf die Fährte von Charles Augustus Magnussen, dem Besitzer einer Zeitung und vieler Geheimnisse, der nicht nur einfache Leute oder Verbrecher in seiner Hand hat, sondern auch Vertreter der Regierung. Obwohl ihn sein Bruder Mycroft warnt, den Auftrag einer Abgeordneten weiter zu verfolgen, pikante Briefe ihres Gatten zurückzuholen, lässt sich der Meisterdetektiv nicht beirren und erlebt schon bald eine Überraschung, die er so auch nicht hat kommen sehen...

Die dritte Staffel setzt andere Schwerpunkte als ihre Vorgänger. Diente die erste dazu, die beiden Helden zu einem Team zu schmieden, das sich in der zweiten einem gefährlichen Feind stellen muss, der Sherlock ebenbürtig ist, dreht sich diesmal alles um die freundschaftliche Beziehung zueinander. Kann diese überhaupt noch Bestand haben, nachdem der Meisterdetektiv falsches Spiel getrieben hat? Zu Recht ist John verärgert, verletzt und wütend und braucht es eine ganze Folge, um für eine Annäherung zu sorgen und die Fronten zu klären. Der Interaktion zwischen den Hauptpersonen wird sehr viel Raum zugebilligt, die natürlich auf Kosten des Falls gehen.

Auch in der zweiten Episode, „Im Zeichen der Drei“, spielen persönliche Entwicklungen eine große Rolle. Sherlock lernt damit umzugehen, dass er John nicht mehr ganz alleine hat, sondern sein Herz jetzt mit einer Frau teilen muss. Zudem beweist er, dass er sich durchaus auf gesellschaftlichem Parkett bewegen und sich selbst überraschend kritisch reflektieren kann. Die Folge zeigt auch einmal die menschliche und überraschend gefühlvolle Seite des sonst von seinem Intellekt regierten Mannes. Sherlock bleibt zwar meistens Beobachter und am Rande des gesellschaftlichen Treibens, aber nicht immer.

Am Ende bekommt er es mit einem Gegenspieler zu tun, der ganz anders arbeitet als er es gewohnt ist, und ihm in einigen Bereichen sogar überlegen ist. Das spannende Psychoduell und überraschende Erkenntnisse sorgen für Spannung, zumal Sherlock in „Sein letzter Schwur“ an den Rand des Todes gebracht wird.

Wer die Lösung der verzwickten Fälle durch das soziopathische Mastermind geliebt hat, wird in der dritten Staffel eher zu kurz kommen, denn der Terroranschlag in der ersten Folge ist eher Mittel zum Zweck und treibt die Geschichte voran, im zweiten sind die Ereignisse ganz in die Rede eingebettet und auch die letzte Episode benutzt das Verbrechen eher als Mittel, um die zentralen Figuren näher zu beleuchten. Zwar gibt es auch Antworten auf die brennendste Frage der zweiten Staffel, aber die Macher erlauben sich mit einem Augenzwinkern, den Zuschauern zu überlassen, was sie eigentlich glauben wollen und verneigen sich vor dem Eifer der Fans, sich selbst Lösungen ausgedacht zu haben. Stattdessen sezieren Moffat und Gatiss genüsslich die Beziehung von Sherlock Holmes und John Watson, verbiegen sie und stellen diese auf die Probe.

Benedict Cumberbatch und Martin Freeman spielen die beiden Figuren mehr als überzeugend und sorgen für das richtige Knistern. Die anderen Figuren, die sonst wichtige Rollen in der Serie hatten wie Greg Lestrade, Molly Hooper und Misses Hudson, treten eher in den Hintergrund. Allein Mary Morstan entwickelt sich zu einer wichtigen und facettenreichen Figur, die es schafft, die Freundschaft zwischen den beiden Männern nicht nur zu bewahren, sondern auch zu vertiefen.

Dennoch stimmt wie in den anderen Staffeln die Chemie zwischen dem Cast, der durch Amanda Abbington als Mary Morstan erweitert wird. Die Lebensgefährtin von Martin Freeman zeigt durch ihr gekonntes Spiel, dass eine Ehefrau nicht unbedingt eine enge Männerfreundschaft zerstören muss. Verwandte und Freunde der Darsteller werden ohnehin gerne gecastet, so haben auch Wanda Ventham und Timothy Carlton einige Auftritte – die Eltern von Benedict Cumberbatch verkörpern auch die von Sherlock und Mycroft Holmes.

Das Ganze wird mit viel Humor und frechen Anspielungen präsentiert, es gibt zur Auflockerung auch jede Menge Geheimnisse und actionreiche Szenen. Die Macher arbeiten mit filmreifen Schnitten und Zeitlupen, spielen mit Perspektiven und Erzähltempo, so dass man kaum Zeit hat, mitzudenken. Die Szenen, die den „Gedankenpalast“ Sherlocks repräsentieren, besitzen teilweise sogar surreale Qualitäten und fordern die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Auch sollte man ruhig auf Details achten und nicht nur auf das gesprochene Wort vertrauen, wird doch Manches auch einfach nur gezeigt und mit Gesten angedeutet, dann aber auch bewusst der Interpretation der Zuschauer überlassen.

Das alles sorgt dafür, dass „Sherlock“ auch weiterhin keine Krimi-Serie von der Stange ist, sondern immer wieder bereit ist, neue Wege zu gehen, die Zuschauer durch unvorhersehbare Entwicklungen zu überraschen und gelegentlich auch schon einmal vor den Kopf zu stoßen.

Mögen auch diesmal nicht die Fälle im Vordergrund stehen – die Folgen sind trotz der Konzentration auf das Miteinander der Helden, durchweg spannend und nicht unbedingt vorherzusehen.

Bild und Ton sind auf der Höhe der Zeit, an Extras gibt es diesmal drei Featurettes, in denen die Macher, die Schauspieler und das Team zu Wort kommen. Im Booklet kann man weitere Informationen zu den Folgen und der Entwicklung der Serie finden.

„Sherlock“ geht in der dritten Staffel neue Wege. Zwar mag der in die Moderne geholte Meisterdetektiv diesmal nicht so viele Fälle lösen, er wird aber wie die Zuschauer durch andere Themen in Atem gehalten. Verpackt in dynamisch geschnittene und gut gewichtete Folgen, in denen Action, Hintergrund und Humor gleichberechtigt nebeneinander stehen, wird diesmal genüsslich die Freundschaft von John und Sherlock seziert und der Meisterdetektiv mehrfach mit seiner eigenen Menschlichkeit und seinen Schwächen konfrontiert.

DVD-Facts:
Bild: 1.78:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch & englisch

DVD-Extras:
Featurettes