Umpah-Pah Gesamtausgabe (Comic)

Umpah-Pah Gesamtausgabe
(Oumpah-Pal l’Integrale)
Text: René Goscinny
Zeichnungen: Albert Uderzo
Übersetzung: Eckart Sackmann und Horst Berner
Ehapa, 2014, Hardcover, 192 Seiten, 25,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3776-4

Von Frank Drehmel

Mit Asterix schufen René Goscinny und Albert Uderzo nicht nur eine Referenz-Serie des frankobelgischen Funnys, sondern erlangten auch weltweiten Ruhm. Doch „Asterix“ markierte nicht ihre erste Zusammenarbeit, denn davor lag – neben anderen Comicserien – als Allererstes Umpah-Pah, jener gleichermaßen mutige und stolze wie athletische Held der Wascha-Wascha-Indianer, dessen Totem der Puma und dessen Leibgericht Pemmikan ist, ein schmackhafter Brei aus allem – oder wenigsten ziemlich viel – Vermehrbaren von Bruder Büffel.

Der vorliegende Sammelband enthält nicht nur sämtliche offiziellen Abenteuer („Umpah-Pah: Die Rothaut“ („Oumpah-Pah le Peau-rouge“), „Die Plattfüße greifen an“ („Oumpah-Pah sur le sentier de la guerre“), „Der Schrecken der Meere“ („Oumpah-Pah et les pirates“), „In geheimer Mission“ („Oumpah-Pah et la mission secrète“) und „Häuptling Kranke Leber“ („Oumpah-Pah contre Foie-Malade“)), sondern auch 16 Seiten unveröffentlichter Zeichnungen, 8 Seiten der ersten Umpah-Pah-Version sowie einen umfangreichen redaktionellen Teil, der den Serien-Hintergrund näher beleuchtet. Bemerkenswert ist dabei, dass die fünf zentralen Geschichten lose aufeinander aufbauen und sich so ein roter Faden ergibt, der die Abenteuer miteinander verbindet.

Als die „Arroganz“, ein stolzes Schiff der französischen Marine, vor der Küste Amerikas auftaucht, ist der junge, draufgängerische Offizier Hubert von Täne der einzige, der sich angesichts des überwältigenden Dröhnens indianischer Kriegstrommeln an Land traut und kurz darauf einem der Einheimischen, dem nicht minder kühnen Umpah-Pah, in die Hände fällt. Als der Indianer den zuvor gefühlvoll bewusstlos geschlagenen von Täne skalpieren will, entsetzt ihnen dessen modische Perücke so sehr, dass er zunächst auf einen Baum flieht und dann den Bewusstlosen ins Lager seines Stammes verfrachtet.

Erstaunlicherweise – aus Sicht von Tänes – erweisen sich die Rothäute nicht nur als zivilisiert, sondern Umpah-Pah ist sogar bereit, eine schwere Prüfung über sich ergehen zu lassen, um das Leben des jungen Offiziers, der fortan den Namen Doppelskalp tragen soll, zu retten. Obwohl nicht jeder im Stamm dem Fremden wohlgesinnt ist, meistert der Held die Herausforderung und macht Doppelskalp zu seinem Blutsbruder. Wie es unter Blutsverwandten Usus ist, findet sich Umpah-Pah sogar bereit, den Franzosen zu den Seinen nach Fort Ort zu begleiten, wobei sie allerdings das Gebiet der feindlichen Plattfüße durchqueren müssen und von Täne nicht der Typ ist, dem geräuschlose Zurückhaltung in die Wiege gelegt wurde.

Kaum dass Umpah-Pah nach erfolgreicher Mission zu seinem Stamm zurückgekehrt ist, erhält er von Häuptling Dicker Büffel den Auftrag, die Plattfüße auszuspähen, um für einen möglichen Überfall gewappnet zu sein. Und in der Tat bereiten sich diese auf einen Krieg vor, was allerdings auch den Franzosen in ihrem gemütlichen Fort dank eines aufmerksamen Trappers zu Ohren kommt. Da kriegerische Indianer mehr als nur ein Ärgernis sind, schickt man von Täne zu den Wascha-Wascha, um eine Allianz zu schmieden. Es kommt wie es kommen muss: der Franzose fällt den Plattfüßen in die Hände und es ist an Umpah-Pah, ihn erst zu befreien, um dann einen multilateralen Frieden zu stiften.

Als der Indianer im Anschluss an der Friedensfeier im Fort verbleibt, kommt Umpah-Pah zum ersten Mal in seinem Leben in Kontakt mit einem Pferd. Begeistert von den Möglichkeiten, die dieser seltsame Vierbeiner eröffnet – Büffeljagd (und, falls die in die Hose geht, eine gesegnete Pferdemahlzeit…) –, bittet er von Täne, aus Frankreich weitere dieser edlen Tiere holen zu dürfen. Gemeinsam machen sich die Blutsbrüder auf die lange Schiffsreise, auf der sie der legendäre, gefürchtete Pirat Stürzebecher und seine brutalen Spießgesellen erwarten, die jedoch ihre Rechnung ohne den Wascha-Wascha gemacht haben.

In Frankreich angekommen irritieren Umpah-Pah zunächst die seltsamen Gepflogenheiten am französischen Hof; für Staunen und Akklimatisierung bleibt jedoch nur wenig Zeit, da von Täne mit einer geheimen Depesche nach Amerika zurückgeschickt wird. Doch bevor die Seereise angetreten werden kann, heißt es, gesund den Hafen von Seeburg zu erreichen, wo die „Arroganz“ vor Anker liegt; das ist leichter gesagt als getan, da zwielichtige Zeitgenossen, das Unterfangen sabotieren wollen.

Zurück in der Neuen Welt finden sich die beiden Freunde unversehens in einem veritablen Krieg mit preußischen Truppen wieder, in dem auch noch der Stamm der Blauaugen kräftig mitmischt.

Zwar datiert Uderzos und Goscinnys erster Umpah-Pah-Entwurf aus einer Zeit lange vor „Asterix“, aber schon hier wird der spezielle Humor deutlich, der später den Ruhm des kleinen Galliers begründen sollte. Und spätestens das erste reguläre, konzeptionell überarbeitete Umpah-Pah-Abenteuer, das 1958 im „Tintin“-Magazin erschien, steht in Sachen Slapstick und trockener Humor dem römisch-gallischen Hintergrund in nichts nach. Wenn beispielsweise Hubert von Täne seinem Vorgesetzten Offizier Umpah-Pah als Bruder vorstellt und dieser trocken Antwortet, „Das wird Ihre Frau Mutter überraschen!“, dann ist das genauso komisch wie die Rauchzeichen-Stille-Post, die absurde Botschaften generiert.

In künstlerischer Hinsicht bemerkenswert ist, dass Umpah-Pah zeichnerisch einerseits deutlich elaborierter und anderseits deutlich leichter wirkt, als das erste „Asterix“-Album.

So unterhaltsam und gefällig die Comics, so anstrengend ist der redaktionelle Teil. Hier mangelt es an klarer Struktur und stringenten Gedanken, sodass die Textbeiträge geradezu eklektisch zusammenzitiert wirken, überladen mit überflüssigen Informationen sind und einige Redundanzen aufweisen.

Fazit: Auch mehr als 55 Jahre nach seinem Comic-Debüt gehört „Umpah-Pah“ zu den frankobelgischen Funny-Highlights. Wer Asterix liebt, wird auch Umpah-Pah mögen.