Sandra Henke: Alphadrache (Buch)

Sandra Henke
Alphadrache
Alpha-Reihe 5
Titelbild: Agnieszka Szuba
U-Line, 2014, Paperback, 330 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-939239-40-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Im fünften und letzten Band der „Alpha“-Reihe führt Sandra Henke die noch offenen Fäden ihrer Serie zusammen und präsentiert eine Lösung für die meisten Probleme, die dem Rudel in der letzten Zeit begegnet sind, aber lässt sich natürlich noch ein Hintertürchen offen. Wie immer darf in „Alphadrache“ natürlich auch die Liebesgeschichte nicht fehlen.

Die Vampirin Raffaela ist im Rudel eine Außenseiterin, weil sie unter einem Fluch zu stehen scheint, kommt doch jeder, der mit ihr auf irgendeine Weise intim wird, schneller zu Tode als ihr lieb ist, egal, ob Tier, Mensch oder übernatürliches Wesen. Das sorgt auch dafür, dass sie Distanz zu allem und jedem bewahrt, auch zu dem Neuzugang Liam. Der Schotte ist gerade erst aus seiner Heimat geflohen und wird von den Alphas ohne größeres Misstrauen aufgenommen.

Nur Raffaela bleibt skeptisch, hat sie doch das Gefühl, dass der stattliche junge Mann weniger die Hälfte von dem preisgegeben hat, was er eigentlich erzählen könnte. Sie spürt, dass er Geheimnisse hütet, die dem Rudel Schaden zufügen könnten. Dennoch kann auch sie sich nicht seinem Charisma entziehen. Immer wieder hat sie Träume und fühlt sich zu ihm hingezogen, aber sie will diesen Emotionen nicht stattgeben, ist nicht bereit dazu, sich und ihre Instinkte preiszugeben.

Und schließlich scheint sie sogar Recht zu behalten, denn Liam ist ein Verräter, arbeitet ausgerechnet für die Leute, vor denen er angeblich geflohen war. Doch ist die Wahrheit wirklich so einfach? Und steckt nicht viel mehr dahinter, als selbst Raffaela denkt?

Wie zu erwarten war, gibt es wieder einmal Ärger mit alten und neuen Feinden, Da ist zum einen Jarek, der seine Spielchen treibt und eine englische Wissenschaftlerin, die Werwesen für ihre Zwecke missbraucht. Das aber ist alles nur Staffage, um eine weitere Liebe auf den Weg zu bringen, zwei einsame Herzen so zusammenzuführen, wie sie zusammen gehören. Daher sind die vielen Rückblicke auch sehr persönlich gehalten. Man lernt so Raffaela und Liam nach und nach besser kennen.

Während sie mit dem scheinbaren Fluch und ihren besonderen Fähigkeiten hadert, zeigt sich, dass auch der Werdrache trotz aller Macht und Stärke seine Schwächen hat. Er entstammt einer aussterbenden Art und wurde selbst aus Tod und Leid geboren – Schuld, die er die ganze Zeit mit sich herumträgt und die ihm mehr als einmal zum Verhängnis werden. Erst durch Raffaela hat er Grund genug, dagegen anzukämpfen und sich zu befreien.

Natürlich kommen sich die Helden trotz der ganzen Missverständnisse näher, wenn auch auf eine sehr erotische und leidenschaftlich geprägte Art und Weise. Aber damit erfüllt die Autorin genau die Erwartungen ihrer Leser. Auf erotischer Seite gibt es nichts zu beklagen, da die Spannung zwischen den beiden Protagonisten von Anfang an spürbar ist und sich gelungen weiter entwickelt. Dafür bleiben die Spannung und manchmal sogar die Logik leider auf einem niedrigen Niveau, denn zum einen wird für die Auflösung der Konflikte auf plötzlich wiederentdeckte Fähigkeiten und vor allem zufällige Wendungen zurückgegriffen. Auch interessant angelegte Figuren werden nicht weiter ausgebaut. Gerade die Handlung bleibt so auf einem sehr oberflächlichen Niveau und lässt den Leser unzufrieden zurück, wenn er darauf gehofft haben sollte, mehr über das weitere Leben des Rudels und früherer Pärchen zu erfahren.

Alles in allem ist „Alphadrache“ ein solide verfasster erotischer Liebesroman mit übernatürlichen Elementen, bei dem man nicht mehr erwarten sollte als leidenschaftliche Szenen und einander umkreisende Figuren. Denn weil der Hintergrund mit all seinen Konflikten nur als Staffage dient, bleibt die sonstige Spannung ziemlich auf der Strecke.