Sands, Lynsay: Ein Vampir zum Vernaschen (Buch)

Lynsay Sands
Ein Vampir zum Vernaschen
Argeneau-Serie 2
(Single White Vampire, 2003)
Aus dem Amerikanischen von Regina Winter
Lyx, 2008, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 372 Seiten (plus 6seitige Leseprobe aus Mary Janice Davidsons »Biss der Tod euch scheidet«), 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8172-4

Von Irene Salzmann

Lucern Argeneau ist ein erfolgreicher Autor, erst von historischen Sachbüchern, nun von Paranormal Romances. Keiner weiß, dass er, wie auch seine Familienmitglieder, ein Vampir ist, und er alles, was er beschreibt, selbst erlebt hat beziehungsweise dass die Geschichten seiner Angehörigen als Vorlage für die Bestseller dienten. Lucern lebt allein und sehr zurückgezogen, damit es auch so bleibt.
Das ändert sich abrupt, als Kate Leever, seine Lektorin, persönlich anreist, um ihn davon zu überzeugen, dass es zum notwendigen Fan-Service gehört, Lesungen zu halten, Interviews zu geben und Bücher zu signieren. Dass Lucern trotz seiner Aversionen schließlich darauf eingeht, ist seiner Mutter Marguerite zu verdanken, die in Kate sogleich die passende Frau für ihren Ältesten erkennt und den beiden Gelegenheiten verschafft, sich näher kennen zu lernen.

Tatsächlich beginnt Lucern, Kate mehr und mehr zu mögen – und sie zu begehren. Er folgt ihrer Einladung zu einem Interview, nicht ahnend, welcher Rummel ihn erwartet. Die Situation eskaliert, als die Blutkonserven nicht zugestellt werden können, denn um die Fans nicht bis zu Lucerns Hotelzimmer zu führen, wurde sein Name dem Hotel verschwiegen. Notgedrungen nährt er sich von Chris Keyes, einem von Kates Kollegen, und wird dabei prompt von Kate in einer so verfänglichen Situation überrascht, dass sie glaubt, er wäre homosexuell. Um ihr das Gegenteil zu beweisen, drängt Lucern Kate ins Schlafzimmer und trinkt von ihr, wird jedoch gestört, bevor er weiter gehen kann. Allerdings kennt Kate nun sein Geheimnis.
Und nicht nur sie: Ein Unbekannter dringt in Lucerns Zimmer ein und pfählt ihn …

Wer schon Spaß an der Lektüre von »Verliebt in einen Vampir« hatte, wird gewiss auch nach »Ein Vampir zum Vernaschen« greifen. Dieser in sich abgeschlossene Band ist ebenso spritzig und witzig und erfüllt alle Erwartungen.
Allerdings sollte man ein Fan des Genres Romantic Mystery sein, denn der Roman ist eine reine Liebesgeschichte, bei der sich die phantastischen Elemente und spannenden Szenen in Grenzen halten. Im Vordergrund stehen die Romantik und der Humor – im Prinzip hätte die Story auch mit einem ›normalen‹ verschrobenen Autor funktioniert, doch Vampire, ihre ewige Schönheit und Vitalität, ihre eventuellen Anpassungsprobleme an den Alltag sind ›in‹ und verleihen der an sich konventionellen Geschichte erst den Pfiff.
Natürlich sind die zwei Hauptfiguren attraktiv und sympathisch, die Nebencharaktere verständnisvoll und hilfreich. Die sich entwickelnde Beziehung von Lucern und Kate steht im Mittelpunkt und strebt ohne große Hindernisse dem Happy End entgegen. Als der ›Pfähler‹ auftaucht, hätte die Autorin die Gelegenheit gehabt, ein packendes Problem einzubauen, aber sie verschenkt diese Chance. Auch die anderen Protagonisten halten stets den Steigbügel, statt für Konflikte zu sorgen. Diese ergeben sich allein aus den Missverständnissen und peinlichen Situationen, in die Lucern und Kate geraten.

Das ist einfach zu wenig, denn die Handlung plätschert wirklich nur vor sich hin, und die einzigen Höhepunkte sind die erotischen und die peinlichen Szenen. Wem das reicht, der wird bestens bedient, denn der Stil der Autorin ist gefällig und unterhaltsam. Auch ist ihre Wortwahl behutsam und weit weniger deftig als z. B. bei Katie MacAlister oder Lara Adrian, und doch weiß man, was passiert – und vielleicht prickelt es dadurch sogar umso mehr.

Man muss die anderen Romane nicht kennen, um der Handlung folgen zu können. »Verliebt in einen Vampir« schildert, wie sich Etienne Argeneau und Rachel Garrett kennen lernen, die in »Ein Vampir zum Vernaschen« heiraten. Es werden Bezüge hergestellt, so dass treue Fans ein ›Aha-Erlebnis‹ haben, und wer nicht mit den Argeneaus vertraut ist, erfährt das Wesentliche aus der laufenden Handlung. Chronologisch sind die bei Lyx publizierten Bände die Nr. 2 und 3, während das eigentlich erste Buch hier als Nr. 3 erschien und Lissiannas Geschichte erzählt, wobei die Bücher in den USA in nochmals anderer Reihenfolge vorlagen: »Ein Vampir zum Vernaschen« 2003, »Verliebt in einen Vampir« 2004, »Eine Vampirin auf Abwegen« 2005. Zum Glück kann jedes Buch für sich stehen …

»Ein Vampir zum Vernaschen« wendet sich in erster Linie an Leserinnen zwischen 15 und 30 Jahren, die soft-erotische Vampir-Romane mögen, deren Schwerpunkte Romantik und Humor sind. Mag man es lieber spannend und düster, ist man hier an der falschen Stelle.