Armstrong, Kelley: Blut der Wölfin (Buch)

Kelley Armstrong
Blut der Wölfin
(Broken)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Christine Gaspard
Titelillustration von FinePic
Knaur, 2009, Taschenbuch, 507 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-426-50333-1

Von Carsten Kuhr

Elena Michaels, die einzige Werwölfin der Welt, ist mittlerweile in festen Händen. Seit vier Jahren ist sie mit Clay, dem Leibwächter ihres Alphawolfes, zusammen. Nachdem sie ein wenig zur Ruhe gekommen ist, steht nun der Nachwuchs auf dem Plan. Dumm nur, dass ihre Schwangerschaft und ihr übervorsorglicher Mann ihr so gar nichts mehr an Aufregung gönnen wollen.

Als sich ein alter Bekannter meldet, ein Halbdämon, und einen Handel vorschlägt, sieht sie ihre Chance nicht nur ihre Heimatstadt, Toronto wiederzusehen, sondern auch ein wenig Pepp in ihr Leben zu bringen. Einem Sammler sollen sie einen verschollenen Brief von Jack, the Ripper organisieren. Der Coup gelingt auch problemlos, doch dann schlägt Clay eine Mücke, die sich gerade an Elenas roten Lebenssaft bedient hat, tot. Diese fällt auf das Pergament und ein Dimensionstor öffnet sich. Heraus kommen zwei Zombies die nicht nur die Syphilis verbreiten und leicht umzubringen sind, die aber nie lange totbleiben. Kurz darauf beginnen Seuchen die kanadische Metropole heimzusuchen, Menschen verschwinden und es wird immer deutlicher, dass etwas Böses seinen Weg ins unsere Welt gefunden hat. Natürlich müssen sich unsere schuldigen Werwölfe der Sache annehmen, doch die Jagd nach dem Ripper hält weit mehr Gefahren für sie bereit, als je gedacht …

Kelley Armstrongs Urban-Fantasy-Saga um die Hexen, Vampire, Nekromanten und Werwölfe erfreut sich dies- wie jenseits des Atlantiks großen Zuspruchs. Geschickt wechselt die Autorin immer wieder ihre Perspektive, stellt andere Ich-Erzähler ins Zentrum ihrer Abenteuer und jongliert mit den unterschiedlichsten übernatürlichen Rassen. So bleiben die Erzählungen und Figuren frisch, kann sie immer wieder Querverweise einbauen und doch immer wieder neue Schwerpunkte setzen.

Vorliegendes Roman gehört nicht zu den stärksten der Reihe. Insbesondere zu Beginn des Buches offenbaren sich Längen, die man sonst bei Armstrong so nicht kennt. Erst, als der Einbruch geglückt, der Brief entwendet und damit das Unheil losgelassen ist, nimmt die Handlung Fahrt auf. Bis dahin »verwöhnt« uns die Autorin mit mehr eher wenig überzeugenden und faszinierenden Beschreibungen der gegenseitigen Anziehungskraft des werdenden Elternpaares. Das ist für einen kurzen Zeitraum sicherlich stimmig, wird aber zu sehr ausgeweitet.

Nachdem dann der Plot Tempo aufgenommen hat, der Mörder gesucht und verfolgt wird, wird auch die Lektüre deutlich packender. Immer wieder greift Armstrong in der Folge dann auf bekannte Elemente aus ihrem Sagenkosmos zurück. Vampire und Hexen, Magier und Nekromanten treten auf, wobei die Kenntnis der anderen Bände hier zur korrekten Einschätzung sehr hilfreich ist.

Wer die ersten Romane nicht kennt, wird sich schwer tun, die Anspielungen zu verstehen oder die besonderen Gaben und ihre jeweiligen Schwächen richtig einzuschätzen. Das Finale wirkt dann etwas überladen, gar zu lange zieht sich die endgültige Auseinandersetzung mit dem Verursacher den Unbills hin.

Insgesamt gesehen für die Fans der Armstrong’schen Erzählkunst ein Muss, wer die Romane nicht kennt, sollte aber eher zu einem der Vorbände greifen.