Larry Niven und Edward M. Lerner: Das Schicksal der Ringwelt (Buch)

Larry Niven und Edward M. Lerner
Das Schicksal der Ringwelt
(Fate of Worlds, 2012)
Aus dem amerikanischen Englisch von Beate Ritgen-Brandenburg
Titelillustration: Noah Bradley
Bastei Lübbe, 2014, Taschenbuch, 526 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-20762-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Die Ringwelt ist verschwunden, scheint sich, trotz ihrer gigantischen Größe, in ein Raumschiff verwandelt zu haben und ist in den Hyperraum gestartet. Die Kzinti, die Trinocs, die Menschen und auch die Gw´oth stehen deshalb mit leeren Händen da. Ebenfalls ratlos sind die Puppenspieler, die früher immer die Fäden in den Händen (für diese Rasse besser: Mündern) halten wollten und im Geheimen die Strippen gezogen hatten.

Doch dann werden die anderen Rassen auf die fünf fliehenden Welten der Puppenspieler aufmerksam und eine Beleidigung der Kzinti durch den Puppenspieler Achilles führt dazu, dass sich Trinocs, Kzinti und die Flotte der ARM der Menschen den wandernden Welten der Grasfresser nähern, diese sogar angreifen, was zur großen Tragödie für die Aliens führen könnte, wenn nicht...

Mehr sei hier nicht verraten!

Leider macht es der Roman dem Leser nicht einfach bis dorthin. Niven/Lerner führen hier fast alle Handlungsfäden früherer Bücher zusammen, und damit auch die Protagonisten dieser Geschichten, die durch eine sensationelle technische Entwicklung (ein transportables Autodoc mit fast unglaublichen Fähigkeiten, welches sogar gerade Verstorbene wieder zum Leben erwecken kann und alte Menschen wieder jung macht) alle vereint werden können. Dies dauert leider viel zu viele Seiten lang. Aus diesem Grund kommt die eigentliche Geschichte erst in der zweiten Hälfte des Romans (der wieder einen irreführenden Titel trägt, denn die Ringwelt ist ja verschwunden und kommt so im Buch gar nicht mehr direkt vor, die genaue Übersetzung des Originaltitels wäre „Schicksal der Welten“, was in Anbetracht der eigentlichen Handlung viel passender gewesen wäre) richtig in Gang, dann aber mit großer Vehemenz.

Die Fans der Serie, die natürlich bis dahin durchgehalten haben, werden begeistert sein über die Vielzahl der Ideen, die ständigen Twists und vor allem darüber, viele ihrer alten Helden wieder zu treffen und in Aktion zu erleben. Wer die Serie noch nicht kennt, versteht dagegen nur „Bahnhof und Kofferklau“, oder müsste dies heutzutage nicht eher „Bahnhof und abgestellter Koffer“ heißen?). Wer sich im „Known Space“, also der Future History des Larry Niven, nicht auskennt, sollte unbedingt die Finger lassen von diesem Roman, er wird einfach keinen wirklichen Einstieg finden. Alle anderen werden begeistert sein über die Zusammenführung vieler Handlungsstränge.

Für das in Deutsch so genannte „Ringweltuniversum“ ist „Schicksal der Ringwelt“ zweifelsohne ein Meilenstein, für sich alleine betrachtet aber leider nur ein eher mäßiges Buch, welches viel zu lange braucht, um in Fahrt zu kommen und Gefahr läuft, aus den Protagonisten Quasi-Unsterbliche zu machen, die für alle Ewigkeit Abenteuer erleben und denen keine Gefahr mehr etwas anhaben kann. Und spätestens dann ist jedwede Spannung aus den Geschichten gewichen und auch der letzte Anschein von Authentizität ist perdu. Schade wär’s!