Prometheus 1: Atlantis (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 24. März 2010 08:59
Prometheus 1
Atlantis
(Prométhée: Arlantis)
Text & Zeichnungen: Christophe Bec
Farben: Sébastien Gérard
Übersetzung: Resel Rebiersch
Lettering: Bernd Kronsbein
Splitter, 2009, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-083-5
Von Irene Salzmann
Es gibt wohl kaum jemanden, der nicht die griechische Sage kennt, die sich um den Titanen Prometheus rankt: Nachdem Zeus seinen Vater Kronos entmachtet hatte, schuf er die Menschen. Das Feuer und damit die Kultur brachte ihnen jedoch Prometheus gegen den Willen des höchsten Gottes. Zur Strafe wurde der Titan an den Kaukasus gekettet, und ein Adler fraß täglich von seiner Leber. Diese Mythe dient der Comic-Serie "Prometheus" von Christophe Bec als Grundlage.
In der nahen Zukunft wird die Erde plötzlich von merkwürdigen Phänomenen heimgesucht. Um 13:13 UTC bleiben weltweit die Uhren stehen, dafür wird der ,Mechanismus von Antikythera', ein uraltes Artefakt, über dessen Bedeutung sich die Wissenschaftler noch uneinig sind, aktiv. Nach drei Stunden laufen die Uhren weiter, und das Gerät steht wieder still.
Parallel dazu tauchen überall Schiffe auf, die vor Jahrzehnten gesunken sind. Das Space-Shuttle kehrt, nachdem eine Weile die Verbindung unterbrochen war, zurück. Bis auf ein Crew-Mitglied sind alle tot. Der Überlebende behauptet, es nicht getan zu haben und seither alles spiegelverkehrt zu sehen. Dann stürzen plötzlich Flugzeuge ohne Grund ab.
Jeden Tag ereignen sich neue Schrecknisse. Die Menschheit steht vor einem Rätsel – und muss das Schlimmste befürchten.
Und der Leser rätselt auch. Es ist leider ein Manko von so mancher francobelgischen Comic-Reihe, dass die ersten ein oder zwei Bände nur kryptische Andeutungen enthalten, sich die Handlung nicht gleich erschließt und man bestenfalls spekulieren kann, worauf der Autor hinauswill.
Im vorliegenden Band werden mehrere Orte und Zeitalter durch sonderbare Entdeckungen und Katastrophen miteinander verknüpft. Es agieren zahlreiche Personen, von denen einige vermutlich die Handlungsträger in den kommenden Episoden sein werden. Zusammenhänge sind jedoch noch keine ersichtlich, und auch die fundierten Erklärungen der Forscher bringen kein Licht ins Dunkel.
Dass die Uhren stehenbleiben, dazu mit ,Unglückzahlen' – 13:13 –, kann man als eine Anspielung auf den Sieg des Zeus' über Kronos (auch Chronos) sehen. Dass Verschollenes zurückkehrt und die Technik versagt, erinnert an diverse Prophezeiungen vom Ende der Welt. So präsentiert sich "Prometheus" als Endzeit-SF-Serie, die viele Fragen in den Raum stellt, aber im Auftaktband keine Antworten gibt.
Man muss schon den nächsten Band abwarten, um sich eine Meinung bilden zu können. Die Illustrationen laden dazu ein, dem Titel eine Chance zu geben, denn sie sind realistisch, detailreich und sehr ansprechend. Eine stimmungsvolle Kolorierung, bei der warme Brauntöne überwiegen, wann immer Prometheus dargestellt wird, und kühle Blaunuancen dominieren, wenn sich die Geschehnisse in die Welt der Menschen verlagern, rundet ab.
Am besten wirft man einen Blick in "Prometheus" 1, um sich einen ersten Eindruck von der neuen Serie zu verschaffen, die auf drei Bände angelegt ist und daher bald mit notwendigen Informationen aufwarten sollte. "Prometheus" hat durchaus das Potential, genauso zu faszinieren wie zum Beispiel "Universal War One" von Denis Bajram.