Stephanie Rowe: Es kann nur Eine geben (Buch)

Stephanie Rowe
Es kann nur Eine geben
Immortality Sexy 1
(Date Me, Baby, One More Time, 2002)
Aus dem Amerikanischen von Catrin Lucht
Lyx, 2010, Taschenbuch, 336 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8298-1

Von Britta van den Boom

Worum geht es in diesem Buch? Um den Kelch der ewigen Jugend, der sich mittlerweile als Espressomaschine tarnt, seine per Knebelvertrag gebundene, gefrustete Hüterin, die immer gerne möchte, aber nie darf, ihre in einen Drachen verwandelte Gefährtin, die an Sport-BHs, Lippenstift und Sexbesessenheit festhält, wenn sie nicht gerade die Möbel flambiert, um einen supersexy Brezelkönig mit einem tödlichen Fluch, um allerlei übersinnliche Kreaturen mitten unter uns in der Alltagswelt, zu viel satanischen Ränkespielen und zu viele, viel zu viele (!!!) Kommentare über Schuhe.

Wem diese Aufzählung noch nicht die Tränen in die Augen getrieben hat, mag sich auf eine absurde Geschichte in einem nahezu hysterischen Tempo einlassen, der es zwar nicht hier und da an schönen Ideen oder netten Szenen mangelt, die aber eine solche Flut an gewollt anzüglich-flotten Dialogen über allem ausgießt, dass man als Leser zuweilen schlichtweg vergisst, worum es eigentlich gerade nochmal ging.

Fällt es auch nicht leicht, der Geschichte selber Sinn abzuringen, so ist man damit zumindest nicht allein, denn auch die Protagonisten, allen voran die Hüterin Justine, ringen beständig damit, eine Rechtfertigung für ihr Handeln, ihr Begehren und ihre Gedanken zu finden. Vor allem für ihr Begehren. Dabei sind ihre Argumente für ‚das richtige Tun‘ oftmals so fadenscheinig, dass sich dahinter sehr deutlich die nackte Tatsache abzeichnet, was der eigentliche Sinn und Zweck des Buchs ist: romantisch-sinnliche Kurzweiligkeit mit idealisierten Mann-Frau-Klischees, die sehr viel ungeschminkter sind als der schon erwähnte Drache in seiner Rolle als komischer Sidekick.

Dabei fällt es nicht leicht, die Hauptfigur Justine sympathisch zu finden, so man sie in all ihrem Frust, ihrer beständigen Verwirrtheit, ihrer Dauerrolligkeit und ihrem Job als gehemmten Killer überhaupt findet. Ein Lowlight in dieser Hinsicht ist die Szene, in der Justine sich hämisch darüber lustig macht, dass ihr (durchaus sehr viel sympathischerer) männlicher Gegenpart nicht nur aus wohlgeformten Muskeln und Testosteron besteht, sondern tatsächlich Gefühle hat, ja, sogar zu Tränen imstande ist. So viel altertümliches Rollenverständnis kann dann auch mit keiner noch so großen Dosis an witzig-modernem Schnickschnack aufgewogen werden – und dabei gibt es davon reichlich.

Alles ist stets einen Ticken zu viel, zu schrill, zu laut, zu gewollt. Ja, es gibt, wie gesagt, auch ein paar schöne Szenen und vielversprechende Ansätze. Und sogar der Aufbau sinnlicher Spannung gelingt der Autorin, die das Handwerk der flotten, witzigen, gekonnten Schreiberei versteht, recht gut. Ob diese Lichtpunkte jedoch die Mühe wert sind, sich durch die vielen Anfälle der Hysterie zu kämpfen, bleibt fraglich.

Wer es tut, findet eine Unterhaltung wie in einer Achterbahn, in der die einen aus Vergnügen kreischen und die anderen eher aus Schrecken. So oder so hinterlässt „Es kann nur eine geben" ein Klingeln in den Ohren.