Nautilus 122 (Magazin)

Nautilus 122
Mai 2014
Abenteuer Medien Verlag, 2014, Heft, 60 Seiten, 4,50 EUR (auch digital erhältlich)

Von Christel Scheja

Die Märchen-Welle rollt weiter und präsentiert in diesem Monat gleich zwei neue Filme mit interessantem Potential. Grund genug für die Macher, sich erneut mit dem Thema zu beschäftigen und sich diesmal besonders um die Erzählungen zu kümmern, in denen Gestaltwandler und Tiermenschen eine Hauptrolle spielen

Bisher wurde immer nur Dornröschen bedauert, die arme Prinzessin, die durch den Fluch einer dunklen Fee in einen immerwährenden Schlaf versetzt wird, aus dem sie nur der Kuss eines Prinzen erwecken kann. Doch was ist, wenn die finstere Zauberin auch ihre Gründe hatte? Damit beschäftigt sich „Maleficent – Die dunkle Fee“. „Die Schöne und das Biest“ ist auch schon sehr oft verfilmt worden und dient als Vorlage für viele moderne Geschichten, in denen eine schöne Frau und ein Monster trotz aller Widerstände von außen aufeinander zugehen, weil sie erkennen, dass hinter der grässlichen Schale oft eine Seele steckt, die lange genug für ihren bösen Taten Sühne getan hat. Das Schwerpunktthema „Biestige Märchen“ beschäftigt sich daher mit den verschiedenen Spielarten des Themas, sei es nun die Beziehung zwischen Mädchen und Monster, oder das Wirken der übernatürlichen Wesen in der Welt der Menschen im Laufe der Mediengeschichte. Passend dazu geht man auch noch auf „Erotische Tierwandler“ ein, die die Mythen der Welt seit den Anfängen durchziehen und sich tief in die Phantasie der Menschen eingegraben haben, oder auf „Gothic Tales“, die schon von Beginn an eine düsterromantische Stimmung ausstrahlen.

Auch wenn es diesmal drei Schwerpunkthemen gibt, so hängen diese doch alle irgendwie zusammen und kreisen um das große Thema „Monster und Mensch“. Herzstück sind diesmal vier Artikel, die neben vielen bekannten Fakten auch neue Informationen und Denkanregungen bieten. Es macht Spaß, den Autor von „Monster und Mädchen – Der Mythos von der Schönen und dem Biest“ durch die vielen Facetten des Märchens zu begleiten, das in seiner Urfassung um einiges länger und differenziert ist und ein ganz neues Licht auf die Figuren wirft. Passend dazu gibt es einen interessanten Überblick über die unterschiedlichen Verfilmungen des Mythos, der ebenfalls an viele Klassiker erinnert. Auch das Märchen von „Dornröschen“ wird genauer unter die Lupe genommen und leitet so schön zu einem Artikel über die Gothic Fiction über, deren Wurzeln durchaus in diesem Mythen und Märchen liegen und nicht nur im klassischen Horror. Highlight der Ausgabe ist aber „Tierbräute – Mythenwesen zwischen Tier und Mensch“, ein Artikel, der einiges mehr über die unterschwellige Erotik erzählt, die gerade bei diesen Märchen und Sagen mitschwingt, sei es bewusst oder unbewusst. Auch hier gibt der Autor einen sehr interessanten Überblick über die vielen Facetten des Themas.

Ansonsten gibt es die gewohnten Kolumnen und den üblichen Mix aus Filmvorstellungen, Interviews und Buchrezensionen.

Alles in allem bietet die 122. Ausgabe der „Nautilus“ einen sehr gelungenen Mix aus Artikeln und Berichten zu Themen, die durch zwei phantastische Filme in diesem Monat besonders aktuell sind. Gerade die Artikel können durch ihre interessante Sichtweise und viele nicht so bekannte Informationen punkten.