Pierre Boulle: Planet der Affen (Buch)

Pierre Boulle
Planet der Affen
(La Planete des Singes, 1963)
Übersetzung aus dem Französischen von Merle Taeger
Titelbild von Mario Alberti
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 268 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-425-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Auch wenn „Planet der Affen: Prevolution“ viele Zuschauer in die Kinos gelockt hat und nun die Fortsetzung in die Kinos kommt, ist der Roman, dem das Universum zugrunde liegt, schon lange nicht mehr auf Deutsch erhältlich und damit fast vergessen, obwohl er zu den Klassikern des Genres gehört. Das möchte Cross Cult nun mit der Neuübersetzung von „Planet der Affen“ aus der Feder von Pierre Boule ändern, der bereits 1963 erschien.

Der Journalist Ulysses Mérou gehört der Besatzung eines Raumschiffes an, das mit annähernder Lichtgeschwindigkeit zu einem nahegelegenen Sternensystem unterwegs ist, in dem die Wissenschaftler erdähnliche Planeten vermuten. Er soll die Expedition dokumentieren und ist so immer an der Seite der Wissenschaftler, die die Planeten des Beteigeuze-Systems erkunden. Alle sind mehr als überrascht, als sie tatsächlich eine erdähnliche Welt entdecken und noch mehr, als sie erkennen müssen, dass die Evolution hier einen ganz anderen Weg gegangen ist. Die Menschen sind primitive, unterentwickelte Wesen, die nicht einmal eine Sprache besitzen und nur rein instinktiv reagieren.

Als Ulysses in Gefangenschaft gerät, begegnet er den wahren Herrschern der Welt. Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen haben eine hochstehende Zivilisation entwickelt. Sie versuchen die Natur zu verstehen und studieren daher auch die menschlichen Wesen, unterziehen sie allen möglichen Experimenten. Durch diese kann der Journalist auf sich aufmerksam machen. Während er in der Schimpansin Zira und ihrem Verlobten wahre Freunde findet, schafft er sich aber auch Feinde, denn gerade der Gelehrte Zaius erkennt die Gefahren, die ein intelligenter Mensch mit sich bringt, und fürchtet die Zerstörung der seit vielen Generationen feststehenden Ordnung. Und er findet schnell Unterstützung unter denen, die genau so denken.

Ulysses ahnt zunächst nichts, denn er glaubt die Affen für sich gewonnen zu haben und entwickelt Gefühle für das wilde Mädchen Nova...

Pierre Boulles Roman diente als Vorlage für den Film „Planet der Affen“ von 1968 mit Charlton Heston. Die Macher veränderten aber einige wesentliche Punkte, die es möglich machten, das Universum zu erweitern. Anders als im Buch landete der Held nicht auf einem fremden Planeten und fand eine Parabel menschlicher Kultur wieder, sondern war durch einen Fehler in der Navigation nur in der Zeit gereist und damit auf einer zukünftigen Erde. Der damit verbundene Zynismus und die intensive Gesellschaftskritik machten den Film erst zum Kult.

Auch der Roman spart nicht mit philosophischen Betrachtungen zur dem, was einen Menschen ausmacht. Er zwingt den Helden in einen Spiegel zu schauen und Verhaltensweisen zu beurteilen, die für ihn normal sind, die er aber den Affen nicht wirklich zugestehen will. Die Geschichte beschäftigt sich intensiv mit Fragen rund um den Rassismus und macht mehrfach deutlich, dass es nicht darauf ankommt, wie jemand aussieht oder welchem Volk er angehört, sondern was er kann – und wie wenig die eingefahrene verknöcherte Gesellschaft damit umgehen kann. Allerdings bleibt Boulle in seinen Aussagen und seiner Kritik wesentlich vorsichtiger, auch spielen Atomkraft und Kriegsgedanken noch keine besondere Rolle.

Die Handlung wird für den heutigen Geschmack vermutlich zu gemächlich erzählt und bleibt relativ spannungsarm. Zwar gibt es einige Action-Momente, aber im Großen und Ganzen ist es dem Autor doch wichtiger, seinen Helden durch eine Welt zu führen, die sein Gefühl für Zivilisation auf den Kopf stellt und ihn immer wieder dazu zwingt, sein Menschsein zu überdenken. Der damaligen Zeit ist geschuldet, dass die Rollenbilder noch sehr klassisch gehalten sind und Klischees bedient werden, die sich lange überholt oder einfach verändert haben, die Grundaussage der Geschichte bleibt aber zeitlos und regt nach wie vor zum Nachdenken an, da einige Themen vermutlich nie altern werden.

Es war somit eine gute Idee „Planet der Affen“ von Pierre Boulle noch einmal neu aufzulegen und in einer zeitgemäßeren Übersetzung anzubieten. Denn gerade jetzt könnten die neuen Filme das Interesse an dem Science-Fiction-Klassiker wecken und eine weitere Generation auf die interessanten Aussagen des Buchs aufmerksam machen.