John Scalzi: Die letzte Kolonie (Buch)

John Scalzi
Die letzte Kolonie
(The Last Colony)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bernhard Kempen
Titelillustration von Mark Salwowski
Heyne, 2008, Taschenbuch, 476 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-52442-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Einst waren sie Mitglieder der Spezialeinheiten, gentechnisch aufgerüstete Soldaten der Menschheit im Kampf gegen die Konklave. Sie haben Planeten besetzt, Aliens getötet und dafür gesorgt, dass die wenigen menschlichen Kolonien in der Weite des Weltalls ein wenig sicherer waren. Dann gingen sie in ihren verdienten Ruhestand, nahmen ihre adoptierte Tochter und zogen auf einen der wenig besiedelten Kolonialplaneten um dort ihren Ruhestand zu verbringen.

Doch die Koloniale Union ruft, und diesem Ruf hat man sich als verantwortungsvoller Mensch nicht zu entziehen. John Perry und seine Frau Jane sollen eine neue Kolonie führen, eine Kolonie, die laut dem Statut der Konklave nicht gegründet werden darf. Dass auch die KU ihre ganz eigene Politik betreibt, müssen die Neu-Kolonisten leidvoll erfahren. Sie sollen aus politischen Gründen geopfert werden, ein Plan, gegen den John Perry, Jane und ihre Tochter Zoë ganz entschieden etwas einzuwenden haben.

Und so machen sich unsere Rebellen wider der Union auf, ungewöhnliche Verbündete zu suchen, unerwartete Wege zu gehen und einen unerhörten Verrat zu begehen und dabei sowohl die Koloniale Union, als auch die Hardliner der Konklave ganz alt aussehen zu lassen…

Zum dritten Mal stellt Scalzi in vorliegendem Roman John Perry in den Mittelpunkt der Handlung, den Mann, der mit 75 zum Militär ging, mit einem geklonten aufgerüsteten Körper in den Einsatz entsandt wurde. Seitdem haben wir mit ihm die Koloniale Union kennengelernt, die Stellung der Menschheit im galaktischen Machtgefüge vermittelt bekommen und Perrys Aufstieg innerhalb der Streitkräfte miterlebt, bis zu seinem verdienten Ausscheiden aus dem Dienst. Nun also begleiten wir den Zivilisten Perry und seine Familie, die einmal mehr eine bedeutsame Rolle im Plot spielt, bei ihren weiteren Abenteuern. Dabei rücken die Kampfbeschreibungen deutlich in den Hintergrund, stattdessen fesselt Scalzi uns mit politischen Ränkespielen, Intrigen und Verrat.

Dass uns diese Beschreibungen ebenso an die Seiten bannen, wie die blutigen Auseinandersetzungen der ersten beiden Bände, spricht für Scalzi als Autor. Es gelingt ihm scheinbar mit leichter Hand, uns das Schicksal seiner Personen ans Herz zu legen, diese dabei fortzuentwickeln und en passent ein bezeichnendes Licht auf die typischen Verwerfungen der Politik zu werfen.

Das liest sich nicht nur spannend und flüssig, sondern lässt so manches Mal Reminiszenzen an reale Vorgänge – vorgeschobene Kriegsgründe im Irak und Kosovo – aufkommen und unterhält darüberhinaus spannend und kurzweilig.