Zauber 2 (Comic)

Zauber 2
(Sortilèges – livre 2)
Szenario: Jean Dufaux
Zeichnungen: José-Luis Munuera
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2014, Hardcover, 56 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3702-3

Von Frank Drehmel

Obgleich Aldoras Putsch gegen ihren Bruder Maldoror nicht zuletzt Dank der Hilfe der Hexe Miranda von Erfolg gekrönt gewesen ist, hadert die neue Herrscherin der Unterwelt mit ihrem Schicksal, da sie feststellen muss, dass die Macht, die sie nun inne zu haben glaubt, ihre neuen Untertanen nur rudimentär beeindruckt.

Während also das kleine Mädchen in der Dunkelheit schmollt und zürnt, versucht Blanche D'Entremonde,Prinzessin der Oberwelt, Verbündete um sich zu scharen, die ihr helfen, ihren Thron, welcher von Tante und Cousin geraubt wurde, zurückzuerobern. Als auch sie in dieser Angelegenheit die Hexe aufsucht, findet sie in deren verlassener Behausung den in einer Art Netz gefangenen, bewusstlosen Maldoror. In Erinnerung an ihre Liebe erweckt die Prinzessin des Lichts den ehemaligen Herrn der Dunkelheit, muss ihn jedoch nach einem neuerlichen Schäferstündchen ziehen lassen, wobei Maldoror das Versprechen ablegt, ihr seine Truppen zur Verfügung zu stellen, sobald er seinen Thron wiederhabe.

Dazu jedoch bedarf er der Hilfe Horibilis, eines gleichermaßen geschäftstüchtigen wie untypischen Exil-Dämons mit wankelhaften Loyalitäten, der nicht nur in Mirandas Diensten und denen von Blanches Verwandtschaft steht, sondern der auch einen Weg in das Unterreich an den versperrten Toren vorbei kennt. Da dank eines Zaubertrankes von Horibili in Blanches Tante seltsame Bedürfnisse geweckt wurden, hat Blanche glücklicherweise etwas Zeit gewonnen, um die Inthronisation ihres Cousins zu verhindern, was gleichzeitig Maldoror ein klein wenig mehr Zeit verschafft, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Die einzige Person, die keine Zeit für seine eigenen Pläne zu haben scheint, ist Horibili.

Wartete das erste Album noch mit einem Anflug von Ernsthaftigkeit und Schwere auf, so rückt in Band 2 neben der Action das Komödiantische, das Absurde noch stärker in den Mittelpunkt, sodass die großen Themen wie Liebe, Verrat, Ehre und Leiden – anders als beispielsweise in der großartigen TV-Show „Game of Thrones“ – eher Staffage und Ausstattung sind, denn zentrales Moment. Bemerkenswert ist dabei, dass nicht Blanche oder Maldoror die Dreh- und Angelpunkte der Geschichte bilden, sondern der in alle Richtungen offene Horibili, der trotz seiner Verschlagenheit und Skrupellosigkeit eher Mitleid als Abscheu erregt, und der sich als Repräsentant der komödiantischen, witzigen Ausrichtung sogar als Sympathieträger par excellence erweist.

Während also der Exil-Dämon die Rolle des Tollpatsches zu spielen hat, schreitet die Entwicklung der beiden Lieben steigt voran: im gleichen Maße wie sich Maldoror dem Licht annähert, bewegt sich Blanche auf die Dunkelheit zu, wird grausamer und brutaler, wo ihr Geliebter weicher und ehrbarer wird. Ansonsten bietet „Zauber“ nach wie vor eine leichte, gefällige Story, die trotz aller Unaufgeregtheit und Vorhersehbarkeit einen fesselnden Charme besitzt.

Der Eindruck, den das Artwork hinterlässt, ist auch diesmal ambivalent. In Seitenkonzeptionen beziehungsweise -layout und in der Bildkomposition überzeugt es mit einem dynamischen, cineastischen Ansatz. Allerdings sind die Zeichnungen selbst nicht nur relativ detailarm und wirken durch den leicht skizzenhaften Duktus toonhaft, sondern es mangelt ihnen auch gerade in den humorvollen Passagen an Präzision der Mimiken und Posen, sodass das Komödiantische etwas verloren geht und ein Sense of Wonder in den Bildern nicht wirklich spürbar wird.

Fazit: Eine unterhaltsame, humor- und gefühlvolle Story, bei deren zwiespältiger Visualisierung jedoch kein idealer Weg beschritten wurde. Dennoch empfehlenswert.