phantastisch! Ausgabe 52 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 52
Titelbild: Günter Puschmann
Atlantis, 2013, Magazin, 72 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)

Von Armin Möhle

Achim Schnurrer setzt in der „phantastisch!“ 52 seinen Artikel „Schlaraffenland: Die Wegbeschreibung“ fort. Diesmal beschreibt er jedoch nicht die (weitere) historische Entwicklung dieses Motivs in der fantastischen Literatur, sondern konzentriert sich auf das Werk des Schuhmachers und Schriftstellers Hans Sachs (1494-1576), der zwar in Konflikt mit der Obrigkeit geriet, aber nicht davon abließ, sich dem Schlaraffenland-Motiv weiterhin zu widmen – und es wohl auch als Inspiration für seine Gedichte und seine Meistersänge benutzte. Der Beitrag nennt weitere Autoren, die in derselben Epoche wie Hans Sachs lebten und schrieben, enthält einen theoretischen Exkurs über die Spielarten des Schlaraffenland-Motivs und Verweise auf die Gegenwart.

Und wird in der „phantastisch!“ 53 fortgesetzt. Puh. Und beendet. Der Autor will wieder in die historische Darbietung seines Themas einsteigen. Die Artikel aus der „Klassiker der phantastischen Literatur“-Reihe sind regelmäßig herausragend und lesenswert, wenn sie (auch) den geschichtlichen Kontext beleuchten, in dem sich die vorgestellten Autoren oder Motive bewegten.

Ein (kleiner) Schwerpunkt in dieser Ausgabe liegt bei Comics – und bei textfreien Bildergeschichten, um genau zu sein. Christian Endres beschreibt sein „Ertrinken in Bildern“ in einer solchen des US-amerikanischen Künstlers Eric Drooker.
Im Mittel des Interesses von Sonja Stöhr steht die Hörspiel- beziehungsweise Comicserie „Malcom Max: Vom Hörspielstar zum Comichelden“. Die Autorin stellt die Entwicklung der Reihe dar, sowohl inhaltlich als auch was ihre Publikationsformen angeht. Interviews mit dem Autor und dem Zeichner der (Comic-) Serie schließen sich an.
Achim Schnurrer stellt seine vielfältigen Interessen unter Beweis, indem er „Die Wormworld Saga“ von Daniel Lieske aufgreift, die ihren Weg aus dem Internet in die gedruckte (Comic-) Welt fand.
Ach, und der zweiseitige Comic von Olaf Brill und Michael Vogt darf (in diesem Zusammenhang) nicht vergessen werden.

Es ist aber nicht zu befürchten, dass die phantastische Literatur keine oder nur unzureichende Berücksichtigung findet ... Natürlich nicht!
Achim Schnurrer ist nicht nur in der klassischen fantastischen Literatur und im Comic zu Hause, sondern auch im Trash: Er stellt in „Pol Pot Polka“ den zweiten Band um die durchgeknallte Geheimagentin Kay Blanchard aus dem Evolver Books Verlag vor.
Sonja Stöhr geht ihrem Faible für einschlägige Jugendliteratur nach und empfiehlt „Phantastisches Lesefutter für junge Leser“ und bietet eine Reihe von Kauf- und Schenkanregungen für Eltern, Tanten und Onkeln, Freunde …
Einen „Werkstattbericht“ zur eBook-Reihe „Horror Factory“ inklusive Leseprobe liefert Christian Endres ab.
Christian Endres verfasste auch „Von Oz bis Nimmerland“, den Bericht über „Die phantastischen Bilderwelten des Robert Ingpen“, der über 100 Kinderbücher illustrierte und/oder schrieb, so auch bekannte Titel wie „In 80 Tagen um die Welt“, „Alice im Wunderland“, „Der Wind in den Weiden“ und andere mehr. Der Artikel ist reich und schön bebildert, aber ‚nur‘ der zweitbeste in der „phantastisch!“ 52.
Denn der herausragendste Beitrag ist „Derselbe Schrecken noch einmal“ von Max Pechmann. Der Autor arbeitet die Unterschiede der verschiedenen Versionen von Horrorfilmen heraus, die japanischen oder koreanischen Originale einerseits, die US-amerikanischen Remakes andererseits. Die fehlende Kreativität und die nicht vorhandene Risikobereitschaft in Hollywood sind erschreckend. Nichtsdestotrotz dokumentieren sich in den Filmversionen die Unterschiede zweier Kulturen.

Die Story „Rote Zipfelmützen“ von Heidrun Jänchen kommt humorvoll-satirisch daher. Die Geschichte spielt mit Klischees der Space Opera – und anderen.

Nein, die Interviews in der „phantastisch!“ 52 werden selbstverständlich nicht vergessen…
Michael Marcus Thurner spricht in seinem immerhin fünfseitigen Interview über seine vielfältigen und zahlreichen Projekte in der „Perry Rhodan“-Serie, der Science Fiction und in der Fantasy.
Derek Landry ist der Schöpfer des ungewöhnlichen Detektivs Skulduggery Pleasant, einem Skelett, dessen Abenteuer auch unter Jugendlichen ihre Leser finden.
Susanne Picard ist (genau wie ihr Kollege Marcus Michael Thurner) auch mit Veröffentlichungen in Heftromanserien, in der Science Fiction und in der Fantasy hervorgetreten.
Die Interviews zeichnen sich auch in dieser Ausgabe dadurch aus, dass sie individuell auf den Werdegang und die Arbeiten der Gesprächspartner eingehen. Richtig, es wird bald überflüssig, das zu erwähnen.

„phantastisch!“ 52 ist eine solide Ausgabe. Dass nicht jeder Beitrag den Vorlieben des Lesers entspricht, liegt in der Vielfalt eines Magazins begründet – und kann in der nächsten Ausgabe schon wieder völlig anders sein.