Nancy in Hell 1: Gute Mädchen kommen in die Hölle (Comic)

El Torres
Nancy in Hell 1: Gute Mädchen kommen in die Hölle
(Nancy in Hell 1-4, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Zeichnungen von Juan Jose Ryp, Antonio Vasquesz & Malaka Studio
Panini, 2014, Paperback, 112 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86201-975-5

Von Christel Scheja

Nancy ist blond und sieht gut aus, die typische Blondine, die in vielen Horror- und Abenteuerstreifen am Ende in die starken Arme des Helden sinken könnte ... wenn ihr Leben eine Fiktion wäre. Aber die Realität sieht in „Nancy in Hell“ ganz anders für sie aus, wie der neue Comic beweist.

Nach einem Picknick am See mit ihren besten Freunden ist alles anders. Denn Nancy findet sich an einem Ort des Grauens wieder – sie steckt mitten in der Hölle und muss von nun an um ihr Leben kämpfen, obwohl sie eigentlich keine Lust dazu hat und einfach nur wieder abhauen möchte. Aber leider hat sie keine Wahl und muss zur Kettensäge greifen, wenn sie nicht will, dass sie sich zu einer Seelenlosen verwandelt und ganz verloren ist. Die gut gebaute Blondine beschließt nach einigem Hadern, den Kampf aufzunehmen und sich einen Weg nach draußen zu suchen. Immerhin weiß sie genau, was sie will und kann, ist längst nicht so dumm, wie sie andere (wie ihren Quarterback-Freund) lange hat glauben lassen. Doch was sie von ihrem neuen Weggefährten halten soll, der ebenfalls die Hölle verlassen möchte, auch wenn er eigentlich für diese verantwortlich ist, weiß sie nicht. Luzifer alias Satan ist nämlich alles andere als böse… eher eine ziemliche Heulsuse und meistens wesentlich schwächer als sie – oder?

Im Grunde sind die Zutaten in Film und Comic altbewährt. Da ist die gutgebaute und leichtbekleidete Heldin, die gerade einmal das Notwendigste versteckt. Mit Wut im Bauch, einer passenden Waffe in der Hand, metzelt sie sich durch verlorene Seelen und verrottende Leiber, lässt sich auch von ekelhaften Dämonen nicht viel gefallen. Wenn sie den Mund aufmacht, erweist sie sich nicht als ängstlich, sondern erstaunlich ruppig, sagt was sie denkt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Etwas Abwechslung zu den Klischees bietet ihr Begleiter. Luzifer ist das genaue Gegenteil dessen, was man eigentlich erwartet: ein feinfühliger, depressiver Kerl, der mit den Tränen schnell zur Hand ist, aber gelegentlich auch zeigt, dass er eigentlich mehr kann, als nur traurig zu sein.

Allerdings besitzt die Geschichte keinerlei Tiefgang, auch die Hintergrundgeschichte wird nur am Rande weitergeführt. In erster Linie entsteht Spannung durch die Action, die vielen Kämpfe und Konfrontationen, denen sich Nancy und Luzifer stellen müssen.

Alles in allem ist „Nancy in Hell“ ein actionreicher Comic, in dem harte Kämpfe von einer hübschen Heldin in nur wenig Kleidung zelebriert werden. Wer so eine Mischung aus aggressiver Erotik, blutigem Horror und gängigen Klischees mag, der wird an der Geschichte auf jeden Fall seinen Spaß haben.