Matthias Falke: Bran (Buch)

Matthias Falke
Bran
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2013, Paperback, 250 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-86402-062-9 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Von Armin Möhle

Matthias Falke war bislang vor allem als Autor von Kurzgeschichten, Zyklen- und Serien-Romanen aktiv. So kreierte er die „Enthymesis“-Romane, deren neueste Folgen im Begedia Verlag veröffentlicht wurden (der jüngste Band, „Museumsschiff“, ist kürzlich erschienen). Außerdem hat er (sowohl allein als auch mit einem Co-Autor) verschiedene Romane zu der Serie „Star Voyager“, BLITZ-Verlag, beigetragen, zuletzt „Die schwarze Pagode“. „Bran“ ist ein Einzel-Roman und die erste Veröffentlichung des Autors im Atlantis Verlag. Der Roman spielt irgendwo und irgendwann in der Galaxis … (In der Zukunft, wie man mal annehmen will.).

Die Planeten Rangkor und Zhid haben ein angespanntes Verhältnis. Rangkor ist eine Industrie-, Zhid eine Rohstoffwelt. Rangkor wird demokratisch regiert, Zhid ist eine Diktatur, die in der Vergangenheit von diversen Putschen und Bürgerkriegen heimgesucht wurde. Der freiberufliche Agent Straner wird von dem rangkoranischen Senator Francis Brighton mit der Suche nach seinem verschwundenen Kollegen Richards beauftragt.

Straner fliegt nach Zhid. Unbeabsichtigt macht er die Staatsmacht auf sich aufmerksam. Doch es gelingt ihm, dies zu seinen Gunsten zu nutzen und den Staatsapparat von Zhid für seine Suche nach Senator Richards, der auf dem Planeten kein Unbekannter ist, einzusetzen. Straner taucht ein in das überbrodelnde Leben auf Zhid, pendelt zwischen Rangkor und Zhid hin und her – und nicht nur zwischen den Planeten.

„Bran“ wartet mit einer reizvollen Ausgangssituation auf, nämlich mit der Suche nach dem verschwundenen Senator Richards. Die Beweise für dessen Existenz scheinen getilgt worden zu sein, und das nicht nur in Datenbanken, sondern auch in der Erinnerung fast aller Menschen. Doch was zunächst als ein Realitätswechsel oder eine -verzerrung in Dick’scher Manier anmutet, entpuppt sich im Laufe der Handlung als Ergebnis von Zeitreisen und -manipulation, die inkonsequent sind und genauso fortgesetzt werden.

Der Autor schert sich nicht um die Komplikationen, die eine Zeitreise aufwirft. Dabei ist das einfach: Erfolgreich ausgeführt, entfällt der Grund, eine Zeitreise anzutreten… Dieses Paradoxon kann nur umgangen werden, wenn man annimmt, dass eine Änderung in der Vergangenheit eine Parallelwelt entstehen lässt, deren Historie ab dem Zeitpunkt des Eingriffs anders verläuft als die der Welt, aus der Zeitreisende stammt. Dann existieren zwei Welten – oder unendlich viele. Wovon der Initiator der Zeitreise aber nicht profitiert, wenn er in seine Welt zurückkehrt. Nun, in „Bran“ bleiben nur diejenigen von Zeitreisen unberührt davon, die sie initiieren oder zufällig von ihr Kenntnis erlangen – wie Straner, der zufällig im Weltraum auf ein Zeitportal, das „Bran“, stößt. Das folgt zwar durchaus einer gewissen Konsequenz, hebt die Widersprüche aber nicht auf.

„Bran“ weist durchaus eine gewisse Komplexität in der Handlungsführung auf. Dem Autor gelingt es auch, durch detailreiche, mitunter überbordende Beschreibungen authentisch anmutende Welten, insbesondere Zhid, zu entwerfen. Hinter der Handlung steht jedoch nicht mehr als der Kampf zweier Senatoren um Macht und Reichtum. Dagegen wirkt Straner, der nicht nur an seinen Auftrag denkt, sondern auch daran, wie er die Frauen, denen er begegnet, ins Bett bekommt, ambivalenter und sympathischer. Aber selbst wenn man den rudimentären Umgang mit dem Zeitreise-Themas ausblenden würde ist das alles nichts, was „Bran“ über die Mittelmäßigkeit hinausführen würde.