Deborah Kespert: Entdecker – Die gefährlichsten Expeditionen aller Zeiten (Buch)

Deborah Kespert
Entdecker – Die gefährlichsten Expeditionen aller Zeiten
(Explore! – The Most Dangerous Journeys of All Time, 2013)
Aus dem Englischen von Birgit Fricke
Moses, 2014, Hardcover, 96 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-89777-773-6

Von Irene Salzmann

Zu den faszinierendste Kapiteln der Geschichte gehören die Entdeckungen ab der Neuzeit, die dazu beitrugen, dass Landkarten immer genauer wurden, die weißen Flecken darauf nach und nach verschwanden und die letztendlich ein neues Weltbild prägten. Was für Europa Fortschritte auf vielen Gebieten und Reichtümer brachte, führte in anderen Teilen der Erde jedoch zu Ausbeutung, Unterdrückung und sogar der Vernichtung hochstehender Kulturen.

Auf diesen Aspekt wird in dem an Kinder ab ca. 8 Jahre adressierten Buch „Entdecker“ jedoch nicht eingegangen, da die Beschreibung der Konsequenzen, die sich aus vielen der „gefährlichsten Expeditionen aller Zeiten“ ergaben, für diese Altersgruppe zu grausam wäre. Stattdessen wird der Mut der Expeditionsteilnehmer gelobt, ihre Opfer erwähnt und vor allem die Bedeutung ihrer Entdeckungen in den Mittelpunkt gerückt.

Junge Leser können somit an Abenteuern teilhaben, wie sie heute kaum noch möglich sind, wenngleich es immer wieder neue Rekorde gibt, die tapfere Frauen und Männer in die Medien bringen wie zum Beispiel Reinhold Messners Bergtouren, James Camerons Tauchfahrt mit einem U-Boot zum tiefsten Punkt der Weltmeere oder Amelia Hempleman-Adams‘ Wagnis, sich auf Skiern zum Südpol durchzuschlagen, was ihr im Alter von nur 16 Jahre gelang.

Eingangs findet man eine Zeittafel, die das Jahr/die Jahre der ausgewählten Entdeckungsreise, seine wichtigsten Teilnehmer und die Art der Entdeckung benennt und farblich kennzeichnet. Vieles davon ist aus dem Geschichtsbuch oder aus Filmen und Dokumentationen im Fernsehen bekannt. Von anderen Forschern oder Rekordinhabern hingegen hat man noch nie gehört. Nicht alle dieser Persönlichkeiten werden im Hauptteil näher beleuchtet, da dies den Rahmen des Buchs gesprengt hätte.

Die Autorin traf daher eine repräsentative Auswahl, darunter Robert Scotts und Roald Amundsens „Wettlauf zum Südpol“, der für den einen in einer Katastrophe, für den anderen erfolgreich endete. Interessanterweise war es jedoch der ‚Verlierer‘ Robert Scott, dem die Menschheit viele neue Erkenntnisse über die Antarktis verdankt. Marco Polos „Abenteuer in Asien“ mögen hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes immer noch Rätsel aufgeben, doch neigt man dazu, seinem Reisebericht Glauben zu schenken, da viele Details durch andere Forscher bestätigt wurden. Die „erste Reise ins All“ erlebte Juri Gagarin, während die ersten „Schritte auf dem Mond“ Neil Armstrong und Edgar E. „Buzz“ Aldrin machten.

Die Expeditionen führen den Leser in die Eiswüsten der Polarregionen, in die Tiefen der Meere, in (damals) unbekannte Länder voller Gefahren, in lebensfeindliche Wüsten und in den Himmel. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sich die Menschheit neue Ziele, die weniger bekannt, aber nicht minder interessant sind.

Jedes der Kapitel informiert kurz und knapp über das Ereignis anhand der W-Fragen (wer, wo, wann, wie, warum), ergänzt durch die zurückgelegte Strecke, die mitunter auch mit einem Rekord aufwartet – James Cook legte 46.500 km zurück und erforschte mehr von der Erde als jeder andere –, und den Grund für die Expedition. Dazu gibt es einen Steckbrief des Forschers und eine Karte, auf der seine Routen eingezeichnet sind. Es folgen interessante Details zu den Reisen, meist mit Datum versehen.

Aufgelockert werden die Texte durch zahlreiche Fotos und Zeichnungen nebst kurzen Erklärungen. Die liebevolle Gestaltung ist abwechslungsreich und altersgerecht. Der Leser wird hin und wieder direkt angesprochen: Würde er die geschilderten Strapazen ertragen? Hätte er Angst vor den Gefahren, die den Expeditionsteilnehmern drohten?

Das Buch ist hervorragend geeignet, Grundschüler neugierig zu machen auf die Fächer Geschichte und Geographie und die spannenden Biografien der Entdecker. Die Schrift ist groß genug und gut lesbar, die Erklärungen sind aufs Wesentliche und Details, die Kinder besonders reizvoll finden, begrenzt, die Sprache ist altersgerecht. Durch die vielen Abbildungen, die wenigstens Briefmarkenformat haben, meist größer sind und eine ganze Seite belegen können, werden auch weniger Lesegeübte nicht abgeschreckt.

„Entdecker – Die gefährlichsten Expeditionen aller Zeiten“ ist ein sehr schönes Buch für Kinder beiderlei Geschlechts im Alter von 8 bis 12 Jahre, die sich für das Thema interessieren.