Ann Aguirre: Die Zuflucht (Buch)

Ann Aguirre
Die Zuflucht
(Outpost, 2013)
Aus dem Englischen von Michael Pfingstl
Blanvalet, 2014, Paperback, 382 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-3-442-26835-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Gunther Barnewald

Das vorliegende Buch ist die direkte Fortsetzung von Ann Aguirres 2011 bei Blanvalet erschienenem Roman „Die Enklave.“

Nach einer scheinbar weltweiten Katastrophe ist die junge Zwei in einem unterirdischen System von Schächten und Gebäuden aufgewachsen und dort zu einer kampfstarken Kriegerin ausgebildet worden. Sie erfährt jedoch, dass auch auf der Erdoberfläche Menschen überlebt haben, welche dort begonnen haben, sich zusammenzuschließen und eine primitive Zivilisation zu errichten. Zusammen mit dem jungen Bleich und einigen anderen, die sie auf ihrer Flucht aus der unterirdischen Welt kennengelernt hat, erreichte sie so ein wieder aufgebautes US-amerikanisches Fort aus alter Zeit. Hier leben nette Menschen und Zwei findet fürsorgliche Pflegeeltern, die sich ihrer annehmen.

Bedroht wird die Ansiedlung jedoch immer mehr von den in der Wildnis lebenden Mutanten, die sich zunehmend zu organisieren scheinen und die dafür sorgen, dass die Pflanzungs- und Erntearbeiten der Fortbewohner torpediert werden. Als dann eines Tages Bleich von diesen aggressiven Lebewesen entführt wird, brechen Zwei und einige andere auf, um den jungen Mann zu retten. Dabei stoßen sie auf ein äußerst bedrohliches Geheimnis, welches nicht nur die aufkeimende Zivilisation in dem Fort bedroht, sondern jedwede Zivilisation des Homo sapiens...

Der Autorin ist eine spannende und gutklassige Fortsetzung gelungen, die erneut vom flüssigen Stil Aguirres und vor allem von den lebensecht wirkenden Protagonisten profitiert. Vor allem die Konflikte der jungen Zwei, die sich als taffe Kriegerin in der sehr traditionell patriarchalischen Gesellschaft des Forts zu behaupten versucht, werden von der Autorin anschaulich und glaubhaft geschildert.

Zwar leidet das Buch sichtlich darunter, nur der Mittelteil einer möglichen Trilogie (oder sogar nur zweiter Teil eines Zyklus’) zu sein, Spaß macht die Lektüre aber trotzdem. Die Liebesbeziehung der beiden jungen Protagonisten ist zum Glück zu keiner Zeit schwülstig oder klischeehaft, kann auch von Lesern, die ansonsten diesem Thema nicht so begeistert gegenüberstehen, angenommen werden, da man den Protagonisten deren Gefühle jederzeit abnimmt und mit ihnen mitfühlt.

Somit ist die vorliegende Geschichte zwar kein Meisterwerk, aber doch wirkliche gute Unterhaltungsliteratur und somit wieder einmal ein SF-Roman, den man von A bis Z genießen kann, ohne sich über unsägliche Klischees, unzureichende Beschreibungen, hölzernen Stil oder gravierende handwerkliche Fehler zu ärgern.