phantastisch! Ausgabe 53 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 17. Februar 2014 19:51
phantastisch! Ausgabe 53
Titelbild: Michael Vogt
Atlantis, 2014, Magazin, 80 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)
Von Christel Scheja
Die „phantastisch!“ startet auch im neuen Jahr wieder mit interessanten Themen abseits des Mainstreams durch, wie sich an der bunten Mischung zeigt, die sich wieder einmal quer durch alle Spielarten des Fantastischen zieht. Wie immer liegt der Schwerpunkt dabei auf dem geschriebenen Wort.
Matthias Hofmann erinnert an „Die sagenhafte Renaissance des Erben von Atlantis“ und meint damit nicht Atlan aus der „Perry Rhodan“-Serie oder „Dragon“, sondern „Sun Koh“. Die Serie erschien in den 30er Jahren und transportiert aus diesem Grund manchmal Gedankengut, das später natürlich nicht mehr gerne gesehen war. Obwohl Kritiker immer wieder nach faschistischen Zügen in den Abenteuergeschichten suchten und sie verteufelten, wurden die Geschichten auch später immer wieder aufgelegt, wenn auch kritisch kommentiert.
Achim Schnurrer schließt seine Betrachtung des Schlaraffenlandes ab und beschreibt seine Einflüsse innerhalb des phantastischen Genres. Allerdings schließt er die moderne Popkultur, die sicherlich noch so manches schöne Beispiel bieten würde, ganz aus und bleibt literarisch.
Es gibt Neues von Terry Pratchett zu berichten. Der Autor Arno Schmidt, der in diesem Jahr 100 geworden wäre, wird respektvoll gewürdigt und Hermann Ibbendorf bedauert das für ihn gelungene zeitweise Design der Science-Fiction-Romane des Heyne Verlags, das leider wohl irgendwann dem Rotstift zum Opfer fiel. Olaf Brill lässt sich auf die verwirrende „Logik der Zeitmaschinen“ ein und regt dabei natürlich auch wieder zum Nachdenken an. Zudem gibt es eine Kurzgeschichte von Mike Resnick, einen kritischen Artikel über die modernen Superhelden und einen Blick auf interessante Jugendliteratur und Skandalfilme des Phantastischen, die die Gemüter erregten.
Man sieht, die Mischung ist wieder sehr abwechslungsreich, auch wenn sich ein deutlicher Hang zu Themen der Science Fiction nicht verleugnen lässt. Highlights der Ausgabe sind der abschließende Artikel über das Schlaraffenland, in dem der Autor noch einmal einen Ausflug in die Narrenliteratur wagt. Einziges Manko: die Betrachtung hört mit den Klassikern der ersten Hälfe des 20. Jahrhunderts auf und geht nicht mehr auf modernere Träume über das Schlaraffenland ein, wie es sie auch in der aktuellen Popkultur immer noch gibt.
„Die Logik der Zeitmaschinen“ ist durchaus verwirrend, der gut geschriebene Artikel beschreibt aber auch die Theorien, die die Klassiker dieses Subgenres geschaffen haben, sehr verständlich und zeigt, wie unterschiedlich die Fragen sein können, die dadurch entstehen. Gerade diese ausführliche Auflistung macht Spaß und lässt Vergleiche zu, inwieweit moderne Geschichten und Filme diese Theorien noch einbinden. Interessant wäre auch hier eine Fortsetzung.
Der Artikel über „Sun Koh“ dürfte Leser neugierig machen auf die Serie, der sie vielleicht noch nicht kannte, die in „Doc Savage“ eine zeitgleiche amerikanische Entsprechung fand. Nicht zu unrecht vertritt der Autor die Ansicht, dass man gerade „Sun Koh“ nur aus seiner Zeit heraus betrachten sollte.
Auch die vielen anderen Interviews, Artikel und Rezensionen zeigen, dass sich die Autoren sehr intensiv mit ihren Themen auseinandergesetzt haben und auch schon einmal kritische Töne aufkommen lassen.
Das macht die „phantastisch“ auch in der 53. Ausgabe zu einem Magazin, das vor allem dem anspruchsvolleren Science-Fiction-, Horror- und Fantasy-Fan gefallen dürfte, der das Ausgefallene und Ungewöhnliche jenseits des massentauglichen Mainstreams sucht, oder noch einmal die Jahre vor dem geistigen Auge passieren lassen möchte, in dem Vieles noch ein wenig anders war.