Spider-Man: Der Tod von Peter Parker (Comic)

Dan Slott, J. M. DeMatteis, Jen Van Meter
Spider-Man: Der Tod von Peter Parker
(Amazing Spider-Man 698-770: Dying Wish, Prelude: Day in the Life / Dying Wish: Outside the Box / Dying Wish: Suicide Run / Spider-Dreams / Date-Night, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Pasqual Ferry
Zeichnungen von Richard Elsen, Humberto Ramos, Giuseppe Camuncoli u.a.
Panini, 2014, Paperback, 140 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86201-876-5 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Irene Salzmann

Otto Octavius alias Doc Ock liegt im Sterben. Die Ärzte im Raft, einem Hochsicherheitsgefängnis, geben ihm nur noch wenige Stunden. Sein letzter Wunsch, Peter Parker zu sehen, wird weitergeleitet, und so nimmt Spider-Man unter vier Augen Abschied von seinem langjährigen Gegner – aber anders, als jeder erwartet hätte…denn dieser Spider-Man ist in Wirklichkeit Doc Ock, der seinen Geist in den jungen, gesunden Körper transferierte und den von Peter in seinem alten, versagenden einsperrte.

Peter erinnert sich, wie es dazu kommen konnte, und sucht verzweifelt einen Weg, seinen Körper zurückzuerlangen und am Leben zu bleiben. Dazu verbündet er sich sogar mit den Schurken Trapster, Hydroman und Scorpion, die ihn aus dem Raft befreien. Doch Otto ergreift sofort Maßnahmen, um sein Geheimnis und dieses neue Dasein, das ihm so viele Möglichkeiten bietet, zu schützen. Und für Peter läuft die Zeit unerbittlich ab…

Greift man zu diesem Band, der gesammelt die letzten Episoden von „Amazing Spider-Man“ beinhaltet, und kennt nicht die Hefte davor, dann erlebt man einen Peter Parker, der sehr viel selbstbewusster auftritt, als man es von ihm gewohnt ist: Er hält sich für gutaussehend, er möchte der gescheiterten Beziehung mit MJ eine zweite Chance geben und flirtet auch mit anderen jungen Frauen, er weiß, dass er ein begnadeter Wissenschaftler ist, es macht ihm Spaß, als Spider-Man durch die Häuserschluchten zu schwingen und, und, und.

Man ist durchaus etwas irritiert, von diesem ungewöhnlichen Verhalten, doch dann wird das Rätsel am Sterbebett von Doc Ock aufgelöst (hier schleicht sich ein kleiner Fehler ein: die Soldaten wissen, dass Peter Parker kommen soll, doch statt seiner spricht Spider-Man mit dem Häftling; für die Soldaten sollte seine Geheimidentität nun klar sein…). Peter Parker zeigt sein wahres Gesicht, und man erfährt, dass er nicht mehr er selbst ist, sondern sich sein Feind längst seines Körpers bemächtigt hat. Wie und wann das geschah, wird in Rückblenden – Peters Erinnerungen und die von Otto, die er anzapfen kann – enthüllt. Peter glaubt, dass der Bewusstseinstransfer rückgängig gemacht werden kann, und versucht, das entsprechende Equipment in seinen Besitz zu bringen. Natürlich ahnt Otto, was Peter plant, und zeigt sich unerbittlich in einem Kampf, in dem es um nichts anderes als das Leben geht.

Da inzwischen „Der neue, bessere Spider-Man“ etliche Episoden erlebte, kennt jeder Leser den Ausgang dieses hochdramatischen Duells. Immerhin gelingt es Peter, Otto dazu zu bewegen, dass er nicht länger ein Schurke sein, sondern in Spider-Mans Fußstapfen als Held treten will. Das ist doch eine schöne Überraschung…, auch wenn man weiß, dass Otto in seiner Arroganz und dem Bedürfnis, Peter zu übertreffen, weit über das Ziel hinausschießt. Man darf spekulieren, dass er irgendwann in seinem Größenwahn einen bestimmten Punkt überschreiten und das Geheimnis ans Licht kommen wird – rechtzeitig, um Peter zu retten? Fürs Erste jedoch scheint dessen Schicksal besiegelt, und der ehemalige Doc Ock triumphiert.

Es gibt überdies zwei davon unabhängige Storys. In der einen erzählt ein gealterter Spider-Man seinem skeptischen, um Coolness bemühten Urenkel, wie es früher war, und in der anderen hat Black Cat ein wenig Spaß. Während die erste Geschichte durchaus etwas Nostalgisches und Hoffnungsvolles hat, ist die andere Klamauk pur und dazu nicht einmal hübsch gezeichnet.

Die Main-Story überzeugt inhaltlich und zeichnerisch auf der ganzen Linie (trotz des kleinen Lapsus) und setzt einen gelungenen Schlusspunkt hinter 700 Hefte „Amazing Spider-Man“. Es ist nicht das erste Mal, dass Peter Parker durch einen anderen ersetzt wird und sogar stirbt – und wieder zurückgeholt wird. Man darf gespannt sein, wie lange Dan Slot und seine Mit-Autoren das Drama vorantreiben und wann beziehungsweise wie der echte Spider-Man seinen Gegner besiegen wird. Einiges an Geduld wird der Leser gewiss brauchen, denn jetzt geht es erst so richtig los mit dem „neuen, besseren Spider-Man“.