Länder, Enten, Abenteuer – Familie Duck auf Schatzsuche (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 20. Januar 2014 20:49
Länder, Enten, Abenteuer – Familie Duck auf Schatzsuche
Artwork & Text: Carl Barks, Don Rosa
Übersetzung: Dr. Erika Fuchs u.a.
Ehapa, 2013, Hardcover, 416 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3709-2
Von Frank Drehmel
Wer träumt nicht wenigsten einmal in seinem Leben von Abenteuern in fernen Ländern, von Sonnenuntergängen in der Südsee, während die Trommeln von Kannibalen und Kopfjägern eine befremdliche Todesmelodie brummen, von überwucherten Ruinen irgendwo im Dschungel von Kambodscha, die neben Schätzen allerlei tödliches Getier beherbergen, von düsteren Geister-Schlössern in den schottischen Highlands oder davon, in Berlin am Potsdamer Platz ein architektonisch gelungenes Bauwerk zu finden, während das Geschrei erregter Touristen und unfreundlicher Eingeborener eine riesige Kakophonie bildet.
Schon früh wusste Disney diese tiefe Sehnsucht in klingende Münze zu verwandeln, indem er, stellvertretend für den Leser, die Helden – und hier insbesondere die Ducks – auf, gemessen an Seitenzahlen und Entfernungskilometern, lange Abenteuer rund um den Globus schickte. Für viele dieser Reisen ins Exotische zeichneten in Personalunion als Zeichner und Szenarist zwei der berühmtesten Disney-Koryphäen verantwortlich, der legendäre Carl Barks und sein nicht minder erfolgreicher Epigone Don Rosa.
Der vorliegende über 400 Seiten starke Sammelband umfasst 14 Story-Perlen gegliedert in fünf, nach bestimmten Handlungsorten beziehungsweise Regionen gegliederte Kapitel, beginnend mit „In den Anden“, über „Auf dem Dach der Welt“, „Durch den Regenwald“ und „Am Amzonas“ bis hin zu „Rückkehr in die Alte Welt“.
Jedes Kapitel enthält mindestens zwei Geschichten, von denen jeweils mindestens eine aus der Feder Carl Barks stammt und eine aus Don Rosas. Bemerkenswert ist dabei, dass sich Rosas Geschichten – und das ist für seinen erzählerischen Ansatz oftmals kennzeichnend, da er Barks als (s)ein künstlerisches Vorbild sieht – entweder direkt auf Barks-Storys beziehen und diese weiterspinnen, oder aber dass sie einzelne Motive in einem neuen, anderen Kontext aufnehmen. So stellt zum Beispiel „Zurück ins Land der viereckigen Eier“ – wie schon der Titel nahelegt – eine direkte Fortsetzung von „Im Land der viereckigen Eier dar“, während „Das Geheimnis von Eldorado“ lediglich einzelne Elemente von „Jagd nach der Roten Magenta“ aufgreift.
Inspiration für seine Storys findet Carl Barks in Reiseberichten und Reportagen nicht nur des „National Geographic“-Magazins, sodass seinen Abenteuern immer auch eine gewisse Authentizität innewohnt; Entsprechendes gilt für Don Rosas Geschichten, den oftmals eine umfangreiche Recherche auch des Barks’schen Materials zugrunde liegt.
Die dramaturgische, erzählerische und künstlerische Qualität der ausgewählten Storys, die häufig auch von der Konfrontation mit einem starken Widersacher leben-– Mac Moneysac gehört dabei zu den bekannteren Persönlichkeiten –, ist durch die Bank überzeugend, auch wenn die meisten Duck-Fans den einen oder andere Abenteuerklassiker kennen dürften. Interessant ist dabei insbesondere das Nebeneinander von Rosa und Barks Artwork, das die signifikanten Unterschiede im zeichnerischen Ansatz der beiden Koryphäen vor Augen führt und deutlich macht, das Rosa alles andere als ein Kopist ist, sondern einem vollkommen eigenständigen Stil folgt.
Fazit: Obwohl viele Fans die eine oder andere Story diese umfangreichen Sammelbandes kennen und möglicherweise ihr Eigen nennen werden, so eröffnet das Nach- und Nebeneinander der Barks- und Rosa-Geschichten selbst ihnen möglicherweise neue Perspektiven. Abgesehen davon bieten die Storys unterhaltsame Abenteuer voller skurriler Ideen und liebevoller Details. Empfehlenswert!