Ghost Love Story 1 (Comic)

Mayu Shinjo
Ghost Love Story 1
(Ayakashi Koi Emaki 1, 2008)
Aus dem Japanischen von Antje Bockel
Tokyopop, 2012, Taschenbuch, 192 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0364-4

Von Irene Salzmann

Mayu Shinjo wurde am 26. Januar 1973 in Emukae (Sasebo), Präfektur Nagasaki, Japan, geboren. Sie benutzt das Pseudonym Maru Shinozaki für die Arbeit mit ihrem Doujinshi-Zirkel Liliental. 1994 debütierte sie mit „Anata no Iro ni Somaritai“ in Shogakukans Anthologie „Shojo Comic“ und schuf bis 2007 eine Vielzahl romantisch-erotischer Serien für den Verlag, bis sie diesen nach Unstimmigkeiten mit ihrem Herausgeber verließ und zu Kadokawa und Shueisha wechselte.

In zwanzig Jahren schrieb und zeichnete sie rund 40 Oneshots und Serien innerhalb des von ihr bevorzugten Genres, dem sie gelegentlich auch fantastische Elemente hinzufügt wie zum Beispielin „Virgin Crisis“, „The Diamond of Heart“ und auch in „Ghost Love Story“, das in sechs Bänden abgeschlossen ist.

Miiko Tsubaki träumt davon, eines Tages als Miko die Tradition ihrer Familie als Hüter des Otsubaki-Schreins fortzusetzen. Anders jedoch als ihre Eltern und Ahnen verfügt Miiko über keinerlei spirituelle Talente, wenngleich sie von einer machtvollen Aura umgeben ist. Als eine Mitschülerin das lieblose Verhalten ihres Freundes beklagt und gedankenlos die Vermutung äußert, dass er ganz bestimmt von einem bösen Geist besessen ist, begibt sich Miiko sofort auf die Suche nach Kagura – und zu ihrer großen Überraschung verschwindet der junge Mann im selben Moment, als sie den Bannspruch vollendet. Zunächst glaubt sie an einen Scherz, doch die Däumeling-Ausgabe von Kagura belehrt sie eines Besseren. Er ist nicht minder verblüfft, gilt er doch als Inkubus als der mächtigste aller Dämonen.

Interessanterweise kann Miiko fortan Geister sehen, wenn sie Kagura berührt. Da er in seiner winzigen Gestalt niedlich und gar nicht mehr so mächtig ist, nimmt Miiko ihn mit nach Hause, und sogar ihre Eltern sind ganz angetan von dem neuen Mitbewohner, der hofft, dass Miiko sich irgendwann an den richtigen Bannspruch erinnert und ihm seine wahre Gestalt zurückgibt. Dass Kagura aber immer noch ein ernstzunehmender Gegner ist, muss er schon bald unter Beweis stellen, denn andere Dämonen wollen ihm den Titel des Stärksten streitig machen, und obendrein halten sie Miiko wegen ihrer Aura für einen besonderen Leckerbissen.

Das klingt nun ganz nach witziger Fantasy, aber wenn Mayu Shinjo auf einem Manga steht, ist auch immer Romantik, mitunter sogar deftige Erotik enthalten.

Zumindest in den ersten Kapiteln belässt es die Mangaka bei romantischen Momenten, denn Miiko hat eine Schwäche für hübsche Jungen, und eindeutigen Dialogen, denn Kagura ist auch als Winzling ein Inkubus, der durch Sex seine magischen Kräfte auffüllt und an Macht gewinnt. Deswegen hält ihm Miiko regelmäßig eine Standpauke, obwohl sie sich längst in Kagura verliebt hat und seine Berührung Wünsche in ihr weckt, wobei allein an diese zu denken, ihr schon peinlich ist.

Natürlich hat Kagura einige Tricks auf Lager, durch die er seine ursprüngliche Gestalt – kurzfristig – zurückgewinnen kann und die ihm helfen, sich Miiko zu nähern. Aber auch er entwickelt Gefühle für seine ‚Nahrung‘ und erkennt allmählich, dass ihm die Liebe mehr Kraft gibt als Sex mit Frauen, die er sich bislang durch Magie gefügig gemacht hat.

Damit das Paar nicht zu schnell zusammenkommt und die Handlung nicht bloß das Hin und Her der beiden thematisiert, tauchen regelmäßig Geister auf, die Kagura herausfordern oder Miiko fressen wollen. Mal ist es das Mädchen, das durch einen Bannspruch den Angreifer vertreibt, mal setzt der Inkubus seine Macht ein. So mancher Feind ist äußerst attraktiv, andere hingegen wurden von den dämonischen Darstellungen in Tempeln und Ähnlichem inspiriert.

Die Zeichnungen entsprechen dem, was man von Mayu Shinjo gewohnt ist. Sie hat ihre typischen Gesichter, sodass man, wenn gerade mehrere Serien von ihr parallel publiziert werden, schon zweimal hinschauen muss, was man liest, denn die Charaktere sind einander so ähnlich, dass man kaum noch unterscheiden kann, ob sie „Kaikan Phrase“, „Haou Airen“, „Love Celeb“ oder sonst einem Titel entsprungen sind. Die Bishonen sind stets groß und langgliedrig, haben lange Hälse und spitz zulaufende Gesichter, üppiges Haar und schmale Augen. Die Mädchen sind klein, haben eine hübsche Figur, wallendes Haar und große, runde Augen.

Nachdem zuletzt sehr viel Smutvon Mayu Shinjo veröffentlicht wurde, macht diese ‚gemäßigte‘ Serie mit fantastischen Elementen und viel Witz wieder so richtig Spaß. Wenn sich die Künstlerin stärker auf die Handlung und die Charakterentwicklung als auf erotische Szenen konzentriert, gewinnen ihre Titel ungemein.