Monica M. Vaughan: Eine gefährliche Gabe – Die Spione von Myers Holt 1 (Buch)

Monica M. Vaughan
Eine gefährliche Gabe
Die Spione von Myers Holt 1
(The Ability)
Aus dem Englischen übersetzt von Reiner Pfleiderer
Titelillustration von Max Meinzold
dtv Junior, 2012, Hardcover, 362 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-423-76080-5

Von Carsten Kuhr

Chris Lane hat es nicht leicht. Gerade ist er zwölf Jahre alt geworden und doch muss er sich, seitdem sein Vater im Krieg gefallen ist, um seine Mutter kümmern. Geld ist auch keines im Haus, einkaufen, waschen und putzen hängt an ihm, seine Mutter ist in Depressionen verfallen und dämmert vor dem Fernseher vor sich hin. Dass er dabei in der Schule aneckt, dass er von Mitschülern gemobbt wird, ist klar. Statt das neueste Handy oder Game für die Xbox muss er schauen, wo er das Geld für das Essen auftreiben kann.

Alles ändert sich, als eine nette junge Frau auf der Suche nach Kindern mit besonderen Begabungen auch ihn testet. Zusammen mit fünf anderen 12jährigen wird er ausgewählt, in Myers Holt ausgebildet zu werden. Im Auftrag des britischen Geheimdienstes MI18 werden sie in der GABE ausgebildet, ihre Kräfte der Suggestion, Telekinese und des Gedankenlesens zu schulen.

Eigentlich sollte ihre Ausbildung Monate dauern, doch Anschläge Unbekannter, die ebenfalls mittels der GABE frühere Schüler und Lehrer Myers Holts überfallen, zwingen ihre Lehrer dazu, sie bald, vielleicht zu schnell, in den Kampf gegen den oder die Unbekannten zu entsenden – denn auch der Premierminister und der Leiter des Geheimdienstes waren vor Jahrzehnten auf Myers Holt.

Auf dem alljährlichen Antarktisball wollen die Attentäter zuschlagen – und es ist an Chris und seinen Gefährten den Anschlag zu vereiteln…

Was braucht man für ein gutes, phantastisches Jugendbuch? Lassen Sie uns einmal überlegen – hmm, natürlich einen jungen Helden für die Hauptrolle, der es möglichst nicht eben einfach im Leben hat. Da hat man nicht nur eine Haut, in der die jungen Leser schlüpfen können, sondern gleich noch den Mitleidsfaktor mitgenommen. Dann natürlich eine Schule als Ort, den die Zielgruppe aus eigener Erfahrung kennt, fürs Buch gerne ein wenig aufgepeppt; eine Gruppe Gleichaltriger, um entsprechende gruppendynamische Prozesse darstellen zu können und dann – unabdingbar – eine drohende Gefahr, die es zu vereiteln gilt.

Was sich vielleicht ein wenig sarkastisch anhört, das hat Mrs Vaughan im Auftaktband ihrer Myers-Holt-Reihe mustergültig umgesetzt. Zwar lässt unser Protagonist seine Mutter zunächst ein wenig arg schnell hinter sich, steht das Abenteuer ganz im Zentrum des Buchs, doch eben diese Konzentration auf den Plot sorgt für Spannung und Tempo.

Über die moralische Zulässigkeit der Handlungen wird wenig nachgedacht, stattdessen steht die Vermeidung des Überfalls und die Suche nach den Verantwortlichen ganz im Vordergrund. Wie schon angedeutet wird dabei wenig über Schuld oder Verantwortung reflektiert, lediglich ein paar Gewissensbisse angedeutet, bevor es in der Handlung weitergeht. Nachdem der Plot einen Zeitraum von lediglich ein paar wenige Wochen umfasst, konnten sich die Figuren auch nicht wirklich weiterentwickeln. Hier bleiben die weiteren Romane der Reihe in der Pflicht.

Fazit: Vorliegend wartet ein Text auf seine Leser, der durchaus interessant und packend Thriller- und Krimielemente mit phantastischen Gaben verbindet, dabei jugendliche Spione – in Ausbildung – in den Mittelpunkt stellt und ohne große Reflektion moralischer Zulässigkeit zu unterhalten weiß.