Professor Zamorra 47: Materia Prima, Susanne Picard & Manfred Weinland (Buch)

Professor Zamorra 47
Materia Prima
Susanne Picard & Manfred Weinland
Titelillustration von Sandobal
Zaubermond, 2013, Taschenbuch, 202 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

Seit Jahrhunderten irrt die mittels der Samen aus dem Garten Eden als alte Frau unsterblich gewordene Nele Großkreutz durch Europa. Verfolgt von Dämonen, die sie selbst allerdings nicht angreifen, sucht sie nach dem Mann, der ihr alles bedeutet: Nicolaus; der Mann, dem sie ihre Unsterblichkeit verdankt, der Mann, der geschworen hat, ein Mittel zu suchen, um sie wieder jung zu machen. Ein Mann aber auch, der seit 200 Jahren verschollen ist.

Mittlerweile, wir schreiben das Jahr 1479, ist sie von Florenz kommend in Rom angelangt. Von hier aus soll sie ihr Weg in Richtung des Heiligen Landes führen – allein, es kommt etwas dazwischen.

Eines Nachts findet in der Nähe der Köhlerhütte, in der sie vor dem beißenden Winter Unterschlupf gefunden hat, ein Kampf statt. Auf der einen Seite die sie verfolgenden Dämonen, auf der anderen: zwei junge Werwölfe. Der überlebenden Gestaltwandler, sie nennt ihn Remus, begleitet sie in den nächsten Jahren. Ihr Weg führt sie, immer auf der Suche nach der verlorenen Jugend, nach Paris. Hier, tief im Untergrund der Seine-Stadt soll, so berichten Sagen, ein Paar leben, das über außergewöhnliches Wissen verfügt, ja den Stein der Weisen, die ewige Jugend und Unsterblichkeit, soll sich in ihren Händen befinden; der Alchemist Nicolas Flamel und seine Frau Perenelle könnten ihr den Traum von der verflossenen Jugend zur Realität werden lassen…

Was in Band 44, damals noch aus der alleinigen Feder Manfred Weinlands, seinen Anfang nahm, das setzt man nun gemeinsam kongenial fort.

Abseits des gewohnten „Zamorra“-Universums (am Rande kommen ein paar Dämonen vor, ansonsten könnte der Roman ebensogut außerhalb der Reihe erscheinen) erzählen sie ihre faszinierende Geschichte. Überraschend dabei, dass der Leser vorliegend nicht etwa durch markante Kampfschilderungen, brutale Schlachten oder grausige Folterungen an die Seiten gebannt wird, sondern mittels einer einfühlsam erzählten Geschichte die Seiten umblättert.

Nele, die Nimmersterbende, wie man sie auch respektvoll nennt, nimmt sich des Jungen, dem die Pest zunächst die Eltern raubte und dann zu einem Werwesen machte, an, baut langsam eine Beziehung zu dem scheuen Wesen auf. Hier entwickelt sich eine Ersatzmutter-Kind-Beziehung, die bei all den Besonderheiten, die den Werwolf mit seinem animalischen Verhaltensweisen – aber auch die Unsterbliche – auszeichnen, von wachsender Zuneigung geprägt ist.

Geschickt nutzen Susanne Picard und Manfred Weinland die Freiheiten, die ihnen die TB-Ausgabe bei Zaubermond offeriert, um eine einfühlsame Geschichte zu erzählen. Abseits der gängigen Pfade berichten sie uns dabei von Charakteren, die obzwar mit Langlebigkeit ja Unsterblichkeit bedacht, letztlich aber doch an Einsamkeit und Verzweiflung leiden. Das liest sich sehr angenehm und faszinierend, so dass ich hoffe, dass die Beiden sich auch noch weiter mit Nele und ihrem Schicksal befassen werden.