James Bond 11: Im Geheimdienst Ihrer Majestät, Ian Fleming (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 22. Dezember 2013 12:54

James Bond 11
Im Geheimdienst Ihrer Majestät
Ian Fleming
(On Her Majesty’s Secret Service, 1963)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2013, Taschenbuch, 372 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-090-3 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
In der Filmreihe sticht „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ in mehrerer Hinsicht heraus. Er ist der einzige Film mit dem Australier George Lazenby in der Hauptrolle, ein Versuch zu den Wurzeln der Reihe zurückzukehren, indem man sich eng an die Romanvorlage hält, und der Streifen, in dem der Superspion erstmals einer Frau treu wird und sie sogar heiratet. Nun ist bei Cross Cult das Buch erschienen, mit dem man sich selbst überzeugen kann, wie nahe die Adaption dem Werk von Ian Fleming kommt.
Bond ist unzufrieden mit sich und der Welt, weiß er doch, dass Ernst Stavro Blofeld, der neue Kopf hinter der weltweit agierenden Verbrecherorganisation SPECTRE, immer noch am Leben und vor allem auf freiem Fuß ist. Und nach den letzten Erlebnissen nimmt er die Jagd nach ihm persönlich. Und er hat auch allen Grund dazu, denn SPECTRE scheint Forschungen zu betreiben, die die ganze Welt bedrohen könnten.
Eher nebenbei hält er dann an einen mondänen Urlaubsort eine junge Frau davon ab, sich selbst zu zerstören. Tracy, alias Gräfin Teresa, scheint nicht wirklich zu wissen, was sie eigentlich will. Dennoch geht sie Bond nicht aus dem Kopf, als er erst einmal wieder nach London zurückkehrt und seinen gewohnten Dienst aufnimmt.
Später stellt sich heraus, dass ausgerechnet der Vater der hübschen jungen Frau mehr über Blofeld und seine geheime Festung in den Alpen weiß. So muss Bond nun ganz geschäftsmäßig handeln und Tracy benutzen. Aber ist er wirklich bereit dazu, jetzt wo er weiß, dass sie genau diejenige ist, die er so lange gesucht hat? Und welche Konsequenzen zieht er daraus?
Gerade in diesem Band tritt auch einmal der private Bond stärker ins Rampenlicht als in den früheren Bänden. Der Spion macht seine Arbeit, nun da er sich an einem Gegner einmal die Zähne fast ausgebissen hat, nicht mehr gerne und trägt sich sogar mit dem Gedanken, zu kündigen – alles Dinge, die sich vermutlich der Film-Bond nicht einfallen lassen würde. Anders als dort ist er im Roman auch kein Superheld, sondern kann körperlich und seelisch verletzt werden, das merkt man nicht nur einmal im Verlauf der Geschichte.
Die Handlung selbst ist Routine. Man kennt schon den Aufbau: Zunächst gibt es einen einleitenden Fall, dann erst beginnt die eigentliche Geschichte, die am Ende zum Gegner führen könnte. Wieder ist es Blofeld, der Bond eine lange Nase macht und zeigt, dass er ein weit gefährlicherer Feind ist als alle anderen Personen, denen sich Bond zuvor stellen musste.
Vielleicht ist vieles vorhersehbar und viel zu einfach gehalten, am Interessantesten ist wohl wirklich, dass man Bond mehr als früher von seiner persönlichen Seite kennenlernt, dass man ihn als gebrochenen Mann erlebt, den nur die Liebe stärken kann, so dass das Ende umso bitterer wird. Tatsächlich hat der Film sich sehr nah an die Vorlage gehalten, so dass man auf den letzten Seiten auch unwillkürlich den unvergessenen Song von Louis Armstrong im Ohr hat „We Have All the Time in the World“...
„Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ mag von der Agenten-Action her kein Highlight der Serie sein, ist aber wohl der persönlichste und gefühlsvollste Bond, der den Spion mit der Lizenz zum Töten mehr denn je auch als ganz normalen Menschen zeigt, der vor dem Berg an Schwierigkeiten kapitulieren würde, wenn er nicht eine Stütze finden würde, die ihm die Kraft gibt, weiterzumachen.