Avengers 6 (Comic)

Jonathan Hickman, Nick Spencer
Avengers 6
(Avengers 11: Wake the Dragon + Avengers 12: Evolve, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Dustin Weaver
Illustrationen von Mike Deodato jr., Frank Martin
Panini, 2013, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Eine Gruppe Avengers ermittelt Undercover auf AIM-Territorium. Es heißt, die schurkischen Wissenschaftler haben andere Verbrecher eingeladen, um eine Biowaffe zu verkaufen, die so geheim ist, dass es über diese vage Meldung hinaus keine weiteren Informationen gibt. Die kleine Gruppe fliegt prompt auf und muss sich ergebnislos auf den Heimweg machen. Shang-Chi wartet jedoch mit einer Überraschung auf.

Die Bomben der Schöpferwesen, die auf dem Mars weilen, haben im Wilden Land ein Terraforming und die Evolution neuer Spezies ausgelöst. Die Rächer sind bemüht, den humanoiden Kindern, die in ihrer Entwicklung wenigstens eine Stufe weiter sind als die Menschen, ethische Werte zu vermitteln, um sie integrieren zu können. Unerwartet taucht der High Evolutionary auf, der an den ungewöhnlichen Lebensformen großes Interesse zeigt.

„Avengers“ 6 beinhaltet zwei voneinander unabhängige Geschichten.

In der einen, die von dem bisherigen Autor Jonathan Hickman („Fantastic Four“, „Shang-Chi: Master of Kung Fu“, „The New Avengers“ etc.) geschrieben wurde, spielen einige Avengers „James Bond“, allerdings wenig erfolgreich. Es ergeben sich einige kurios anmutende Entwicklungen, sodass sie Story wohl eher als kleines, unterhaltsames Intermezzo innerhalb der laufenden Handlung gedacht ist, die ob der kosmischen Bedrohungen zu gigantisch und wirr wirkt, als dass man so richtig Feuer fängt.

Die andere Episode aus der Feder von Nick Spencer („Iron Man“, „Cloak & Dagger“, „Secret Avengers“ etc.) knüpft an die bisherigen Ereignisse an und schildert, was im Wilden Land passiert, nachdem die Suche nach den Mitgliedern von Omega Flight in einem Desaster endete. Jeder der involvierten Avengers versucht, den Kindern einer neuen Spezies auf seine Weise Werte zu vermitteln, was schwieriger ist, als jeder angenommen hat. Der Unterricht wird jäh gestört, und so endet das Heft mit einem Cliffhanger.

Ob die nächsten Bände ebenfalls zweigleisig ablaufen oder das Agenten-Abenteuer eingebunden wird, bleibt abzuwarten. Viele Fragen sind nun offen, denen endlich nachgegangen werden muss, zumal nicht einmal neue Informationen über die Gefahr geliefert wurden, die der Erde droht und wegen der sich mächtige Wesen wie der Starbrand, Captain Universe, Nichtmask und so weiter sammeln.

Mit dem High Evolutionary wird ein weiterer Charakter eingebunden, dessen Möglichkeiten weit über denen der Menschen und Mutanten liegen. Geschaffen wurde diese ambivalente Figur, die mal Gutes tut und andere anleitet, damit sie sich weiterentwickeln, mal wahnsinnige Pläne verfolgt, von Stan Lee und Jack Kirby 1966 („The Mighty Thor“ 134). Seither erschien er immer wieder in (Mini-) Serien wie „Avengers“, „Annihilation: Conquest“, „Spider Woman“ und andere mehr.

Die Illustrationen von Mike Deodato jr. („Xena“, „Wonder Woman“, „Jade Warriors“, „Tigra“, „Lady Death” etc.), dessen Namen in einem Atemzug mit Künstlern wie Michael Turner, Alan Davis, Marc Silvestri, Jim Lee und so weiter genannt werden darf, setzt die Storys in realistisch-idealistischen Bildern gelungen um. Vor allem seine weiblichen Charaktere sind stets eine Augenweide, und mit seinen attraktiven Heroen weiß er auch die Leserinnen zu erfreuen.

Die Serie „Avengers“ hinterlässt weiterhin einen zwiespältigen Eindruck. Die Zeichnungen sind sehr gefällig, die Handlung durchaus spannend – aber man fragt sich immer noch, worum es eigentlich geht. Antworten auf die drängendsten Fragen sind schon lange überfällig.