Missi Dominici 1: Das Kind des Tierkreises (Comic)

Missi Dominici 1
Das Kind des Tierkreises
(Missi Dominici, volume 1: L'infant Zodiacal)
Szenario: Thierry Gloris
Zeichnungen: Beno ît „Aries“ Dellac
Übersetzung: Marcel Le Comte
Ehapa, 2010, Hardcover, 48 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3350-6

Von Frank Drehmel

Man schreibt das 13. Jahrhundert: Zwei Männer treffen als Missi Domici – als Gesandte des Herrn – in Riga der aufstrebenden und lebendigen Handelsmetropole des Baltikums ein, um im Auftrag ihres Laien-Ordens – den Arginus-Brüdern – in den östlichen Gebieten eine heilige Reliquie zu suchen, die dort verschollen sein soll.

Die beiden Gefährten können verschiedener kaum sein: dem jungen, zwar in Gefahren und Abenteuern unerfahrenen aber dennoch diplomatisch klug agierenden Ronan Chantilly de Guivre steht der legendäre Ernst Wolfram zur Seite, ein harter und brutaler Kämpfer, der es mit den biblischen Geboten nicht allzu genau nimmt und der sich in der Rolle des Beschützers und Mentors Ronans wiederfindet. Um ihre Mission erfüllen zu können, benötigen sie einen Passierschein des Fürstbischofs von Riga, der ihnen ein ungehindertes Durchqueren der Ländereien gestattet.

Der Landesherr kommt ohne Zögern der Bitte der beiden Reisenden nach, warnt sie jedoch zugleich vor der unsicheren Lage in den östlichen Gebieten. Nachdem vier Reiter, die sich selbst nach den Reitern der Apokalypse benennen und über erstaunliche magische Kräfte verfügen, mit ihren Horden mehrere Dörfer der einheimischen Liven auf der Suche nach dem Kind des Tierkreises, einen Jungen namens Jelami welcher über unglaubliche Macht verfügen soll, geschliffen und jede lebende Seele getötet haben, erheben sich die Liven nicht nur gegen die christlichen Missionare, sondern besinnen sich auch, angeführt von dem Jungen, ihrer alten heidnischen Religionen.

Bevor Ronan und Ernst trotz alledem Richtung Osten aufbrechen, entscheiden sie sich dafür, eine Nacht in Riga verbringen, eine Nacht, die in einem Blutbad endet, da die vier Reiter die Anwesenheit der Fremden spüren und eine Bestie schicken, die zunächst nur den unerfahrenen de Guivre erledigen soll. Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn auch die beiden Gesandten des Herrn verfügen über Fähigkeiten, die denen ihrer Widersacher in nichts nachstehen.

Auch wenn die Figuren-Konstellation, der klerikale Hintergrund sowie Gloris’ Ansatz, in weiten Teilen der Story den jungen, unerfahrenen Ronan Chantilly de Guivre als Ich-Erzähler die Handlung retrospektiv reflektieren und erzählen zu lassen, an Romane wie „Der Name der Rose“ oder Comic-Serien wie „Die Druiden“ (dt. bei Splitter) erinnert, so erweisen sich Charaktere und Handlung schnell als eigenständig und letztlich auch originell, wobei es den Figuren allerdings noch an Tiefe mangelt – für den ersten Band einer Reihe ist das jedoch nicht überraschend.

Die Story selbst ist reinrassige Sword & Sorcery vor einem ungewöhnlichen, historischen Hintergrund, da die Geschichte des Baltikums eher selten im Fokus europäischer Comics steht. Der munterere, dynamisch blutige inszenierte Mix aus Action und Magie gepaart mit einigen „Fakten“ und getragen von interessanten Charakteren lässt keine Langweile aufkommen. Insbesondere die Rätsel um die Fähigkeiten und Hintergründe der Helden, um die ihrer Antagonisten sowie des Kindes des Tierkreises befördern eine intensive Spannung.

Das in Zeichnungen und Koloration atmosphärisch stimmige Artwork vermittelt mit seinem feinen Strich und den liebevollen Details einerseits den Eindruck historischer Authentizität, andererseits kommen auch Kämpfe und magische Effekte nicht zu kurz. Der gekonnte Umgang mit natürlich wirkenden Verschattungen sorgt dafür, dass vielen Panels eine spannungsgeladene visuelle Tiefe innewohnt.

Fazit: Die spannende, abwechslungsreich inszenierte Sword & Sorcery-Geschichte mit ihren markanten Charakteren sowie das brillante Artwork machen diesen ersten Band zu einer Empfehlung für jeden Mainstream-Fantasy-Fan.