Malte Heidemann & Franziska Schäfer: Tatort Mittelalter – Berühmte Kriminalfälle (Buch)

Malte Heidemann & Franziska Schäfer
Tatort Mittelalter – Berühmte Kriminalfälle
Verlag Philipp von Zabern, 2013, Hardcover, 144 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-8053-4663-4

Von Irene Salzmann

Verbrechen hat es von jeher gegeben, praktisch seit Kain Abel erschlug, laut der „Bibel“. Schon aus frühesten Zeiten sind Gesetzestexte überliefert, einschließlich der Auflistung des Strafmaßes für die jeweiligen Delikte. Der eine oder andere von den in „Tatort Mittelalter“ geschilderten „Berühmten Kriminalfälle“, die sich im Hoch- und Spätmittelalter ereignet haben, sind dem geschichtsinteressierten Leser – neben den bekannten Hexenprozessen – gewiss geläufig, fanden sie doch zum Beispiel Eingang in die Literatur und wurden sogar verfilmt.

Das trifft beides auf die Geschichte von Petrus Abaelard (1079-1142), Sohn eines Ritters, und der jungen Adligen Heloisa (1095-1164) zu, einem der großen tragischen Liebespaare des Mittelalters. Abaelard verschrieb sich ganz den Wissenschaften und stand vor einer großen Zukunft, hätte er sich nicht durch seine Arroganz viele Feinde geschaffen. Infolgedessen nahm er die Stelle eines Hauslehrers an und verliebte sich in seine begabte Schülerin Heloise, die seine Gefühle erwiderte (1116/17). Dieses Geheimnis wurde erst durch die Schwangerschaft der jungen Frau offenbart. Heloise floh zur Familie ihres Geliebten und brachte dort den gemeinsamen Sohn Astrolabius zur Welt. Unterdessen arrangierte sich Abaelard mit Heloises Vormund Fulbert. Abaelard wollte Heloise zur Frau nehmen, die darauf bestand, dass die Ehe geheim blieb, damit der Ruf ihres Liebsten als Gelehrter keinen Schaden nahm. Trotz Abaelards Bemühungen um Versöhnung empfand Heloises Familie die Angelegenheit als große Schande. Nachdem Abaelard seine Frau in ein Kloster in Sicherheit gebracht hatte, wurde er von Fulberts Handlangern überfallen und entmannt (1118). Abaelard trat wenig später als Mönch in die Abtei Saint-Denis ein, und auch Heloise entsagte im Kloster Argenteuil dem weltlichen Leben. Nach einigen wechselvollen Jahren, in denen Abaelard und Heloise stets in Kontakt und einander verbunden blieben, wurden beide nebeneinander im Paraklet-Kloster bestattet und 1817 auf den Pariser Friedhof Père Lachaise überführt.

„Tatort Mittelalter“ schildert nicht nur diesen Fall und zitiert aus zeitgenössischen Quellen, sondern rollt unter anderem auch das Ende des Ordens der Tempelritter, das Leben und Sterben des Seeräubers Klaus Störtebeker, das Schicksal von Jeanne d’Arc und einiger weniger bekannter Personen auf, die der Münzfälscherei, der Unterschlagung und des Verrats überführt wurden.

Die Ausführungen sind kurz und beschränken sich auf das Wesentliche, so dass der Leser einen klaren Einblick in das Leben der Betroffenen und ihr Umfeld erhält sowie von den Vergehen und der folgenden Strafe erfährt. Selbst namhafte Fürsten ließen sich so manches zuschulden kommen, und nicht immer konnten sie sich dank ihrer Position den Konsequenzen entziehen. Ist man nach der Lektüre neugierig geworden, was noch alles im Mittelalter passierte, so bietet der Band am Ende sechs Seiten mit Quellenangaben und einem Verzeichnis weiterführender Bücher.

„Tatort Mittelalter“ ist eine spannende, informative Lektüre für (Hobby-) Historiker, Pädagogen, Studenten und Schüler, die sich für das Thema interessieren, und stellt durchaus auch für (Histo-) Krimi-Freunde ein reizvolles Sachbuch dar.