Clark Ashton Smith: Das Labyrinth des Maal Dweb – Gesammelte Erzählungen 3 (Buch)

Clark Ashton Smith
Das Labyrinth des Maal Dweb
Gesammelte Erzählungen 3
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Malte S. Sembten und Heiko Langhans
Festa, 2013, Hardcover, 412 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-86552-128-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Während heute Autoren wie Stephen King, Dean R. Koontz oder Richard Laymon den modernen Horror auf die Bestseller-Listen führen, Verfasser wie Bryan Smith oder Edward Lee die Grenzen immer weiter ausdehnen, sind die Klassiker, die vorgenannten Autoren den Weg geebnet haben, nur wenigen Fans ein Begriff. Das Werk H. P. Lovecrafts findet auch heute noch seine Leser, doch neben dem Einsiedler aus Providence haben Kollegen wie Freunde in den 20er bis 40er Jahren mit ihren Geschichten in den Pulps der damaligen Zeit Türen aufgestoßen und bis heute junge Autoren beeinflusst.

Dem Festa Verlag kann nicht genug dafür gedankt werden, dass er diese zu Unrecht vergessenen Klassiker einem breiten Publikum zugänglich macht und größtenteils in Erstveröffentlichungen in einer sehr gediegenen Ausstattung vorstellt. Neben Frank Belknap Long und Robert E. Howard gehörte Clark Ashton Smith zu der Riege der Autoren, die das legendäre „Weird Tales“ mit Beiträgen versorgte, die dem Leser das Herz stehen bleiben ließ und das Grauen auf eine neue Ebene führten.

Während Lovecraft seine Geschichten um die Großen Alten größtenteils auf der Erde seiner Zeit ansiedelte, faszinierte Smith ein anderes, ein kosmisches Grauen. So spielen viele seiner Geschichten in weit entfernten Zeiten und an fremden Orten, berichtet er uns von Begebenheiten und Abenteuern, die mit klassischen Horror-Themen wenig zu tun haben, dabei den Leser aber gerade durch ihren ganz eigenen Ansatz in ihren Bann zieht. Geschickt mischt er hierbei Versatzstücke des Fantasy-Romans mit Science-Fiction-Motiven und erzählt uns von verstörenden Vorfällen, von Menschen, die in die tiefste Vergangenheit gerissen, die von Außerirdischen beeinflusst werden oder Verbindung zu anderen Daseinsebenen aufnehmen. Gleich ob wir mit dem Erzähler in die tiefste Vergangenheit des legendären Kontinents Mu eintauchen oder mittels Zeitreise in die ferne Zukunft Amerikas reisen und dort den Untergang der Menschheit miterleben müssen, immer packen uns die Schilderungen durch ihre ungewöhnliche Anlage und unvorhersehbare Entwicklung.

Nicht alle im dritten von insgesamt fünf projektierten Bänden mit den gesammelten Geschichten Smith’ enthaltenen Beiträge wissen in demselben Maße zu überzeugen, wie ich dies aus den ersten zwei Sammelbänden gewohnt war. Dennoch gibt es auch vorliegend wahre Kleinode – etwa die Novelle „Ein Abenteuer in der Zukunft“ oder auch die beiden Erzählungen um den Erzmagier Maal Dweb – zu entdecken. Auffällig, dass der Autor gerne zutiefst einsame Menschen in den Mittelpunkt seiner Erzählungen stellt. Protagonisten, die als Sonderlinge gelten, die kaum etwas mit ihren Mitmenschen verbindet, die als Fremdkörper der Gesellschaft wirken, dienen ihm gerne und oft als letztlich tragische Erzähler.

Es ist müßig darüber zu sinnieren, ob hier eine geplagte, vereinsamte Seele einen literarischen Hilferuf ausgesendet hat, ob sich Smith selbst in seinen Gestalten wieder fand. Die Geschichten fesseln auch heute, weit über 80 Jahre nach ihrer Entstehung, den Leser, entführen ihn in fremde Welten, die endlich einmal wirklich anders sind, kein Abklatsch unserer realen Umgebung, und so für ein Gefühl der Unwirklichkeit sorgen, das den Rezipienten an die Seiten fesselt.