Trek Nation (DVD)

Trek Nation
Ein Vater. Ein Leben. Ein Vermächtnis.
USA 2012, Regie: Scott Colthorp

Von Christel Scheja

„Star Trek“ war in den 1960er Jahren nur eine nicht einmal besonders gut laufende Serie im amerikanischen Fernsehen, gewann aber durch die mutigen Visionen seines Schöpfers schnell Fans und entwickelte sich im Lauf der Jahre zu einem kulturellen Phänomen. Welches Vermächtnis hat Gene Roddenberry, der Schöpfer von „Star Trek“ hinterlassen? In „Trek Nation“ geht sein Sohn Eugene, der lange nichts mit der Serie zu tun haben wollte, dem Phänomen nach.

Eugene Roddenberry wurde 1974 geboren, gut sechs Jahre nachdem Gene Roddenberrys ehrgeizige Zukunftsvision eingestellt und zur freien Ausstrahlung an alle möglichen Fernsehsender verkauft wurde. Als Kind und Jugendlicher interessierte er sich noch nicht sonderlich für „Star Trek“ und fand es eher komisch und langweilig, doch das änderte sich erst mit dem frühen Tod seines Vaters.

Nach Jahren der Trauer beschloss er, selbst herauszufinden, warum so viele Leute von „Star Trek“ begeistert waren. Er besuchte erstmals Conventions, um sich dort mit den Fans zu unterhalten und nachzuspüren, warum seit den 70er Jahren so viele von den Folgen begeistert waren und es nicht lassen konnten, von einer besseren Zukunft zu träumen, auch wenn die Naivität der 60er Jahre längst verloren gegangen war.

In dieser Zeit kam er auch auf die Idee, dem Phänomen in einer Dokumentation nachzugehen und herauszufinden, wie sehr die Serie die Menschen geprägt hat.

Man erfährt etwas über den Menschen Roddenberry aus der Sicht seines Sohnes, über die Hintergründe für seine Visionen von einer friedlicheren Menschheit, in der niemand von seiner Hautfarbe her diskriminiert wird, in der humanitäre und moralische Ideale hochgehalten wurden und Konflikte erst mit Diplomatie und nur im Notfall mit der Waffe in der Hand gelöst wurden. Eugene Roddenberry begleitet seinen Vater mit privaten und öffentlichen Aufnahmen, Filmausschnitten und Interviews durch die Jahre. Darsteller und Mitarbeiter äußern sich, aber auch heute berühmte und bekannte Regisseure, die mit „Star Trek“ groß geworden sind wie etwa George Lucas und J. J. Abrams. Die Geschichte reicht bis zu dem Reboot des Franchise im Jahre 2009 und zeigt, wie Gene Roddenberry auf seine ganz eigene Art Geschichte schrieb.

Das größte Manko dürfte vermutlich für viele interessierte Zuschauer sein, die nicht so tief in der Materie stecken, dass die Dokumentation nicht synchronisiert ist, sondern nur in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln zu bekommen ist. Das tut aber der Intensität keinen Abbruch.

Gerade weil Eugene Roddenberry seine ganz persönliche Sicht zu seinem Vater „Star Trek“ präsentiert, ist man gespannt mit dabei und lässt sich von ihm durch die Stationen seiner Reise führen – beginnend mit den Mitarbeitern und ersten Stars. Es ist gleichzeitig auch eine Geschichte der Serie und ihres Fandoms. Dabei greift er immer wieder auf öffentliches und privates Archivmaterial zurück, zeigt, wie viele Leute bei der Erstausstrahlung begeistert waren, von denen man es nicht erwartet hätte – gerade Nichelle Nichols erzählt von einem anrührenden Gespräch, das sie dazu brachte, als Uhura weiterzumachen.

Es wird aber auch deutlich, wie niedrig der Wert der Serie zunächst eingeschätzt wurde – die Roddenberrys hatten gerade in den 70er Jahren ihre liebe Mühe und Not, über die Runden zu kommen und ein halbwegs bürgerliches Leben zu führen, weil sie die erste Bezahlung dafür erst 1983 erhielten, Jahre nachdem das Universum die Kinosäle erstmals eroberte. Mit der „Next Generation“ bekam Gene Roddenberry noch einmal die Chance, seine Ideen in einer neuen Zeit umzusetzen. Bis etwa zur vierten Staffel ist sein Einfluss – auch nach seinem frühen Tod durch Herzinfarkt spürbar.

Interessant sind vor allem die Interviews mit vielen verschiedenen Leuten. George Lucas, der ja selbst ein großes Franchise schuf, erzählt von seinen Erfahrungen mit „Star Trek“ und inwieweit sie ihn beeinflusste, auch J. J. Abrams geht ein wenig darauf ein. Rick Berman, Will Wheaton und andere gehen auf ihre eigenen Erfahrungen mit Gene Roddenberry und seinem Vermächtnis ein. Alte Filmaufnahmen zeigen Bilder früher Cons, in denen noch lange nicht alles durchgestylt und auf den Kommerz ausgerichtet war, Stars und Fans sich noch eher auf gleicher Ebene bewegten.

Heraus kommt eine bewegende Biographie, die zeigt, wie eng Gene Roddenberry mit „Star Trek“ verknüpft ist, wie sehr sein Geist die Serie geprägt hat, seine Ideale durch phantastische Geschichten Millionen von Menschen zum Nachdenken brachte – in einer Zeit, in der vieles noch nicht so selbstverständlich war, wie heute.

Die Dokumentation ist mit 86 Minuten zwar recht kurz, bietet aber durch die persönliche Gestaltung einen anrührenden und lebendigen Einblick in die Szene und auf den Mann, der „Star Trek“ schuf. Wer noch nicht genug bekommen hat, findet auf der Bonus-DVD die ausführlichen Interviews mit den Prominenten und Mitarbeitern, sowie weiteres Filmmaterial, teilweise aus dem persönlichen Archiv der Roddenberrys, sowie die Hochzeit nach dem Shinto-Ritual von Majel und Gene in Japan, die zeigen sollte, wie wichtig es ihm war, auch in seinem Leben offen und tolerant für andere Kulturen und Lebensauffassungen zu sein. Im Bild-in-Bild-Kommentar zur Dokumentation gibt es weitere Infos.

„Trek Nation“ dürfte vor allem die Fans des „Star Trek“-Universums interessieren, denn die sehr persönliche Betrachtung des Universums wirft ein interessantes und spannendes Bild auf den Macher, die erste Serie selbst und die Wirkung, die sie und ihre Nachfolger nun inzwischen auf drei und mehr Generationen hat. Es macht die Dokumentation so besonders, weil sie einen liebenswerten Blick auf das Vermächtnis von Gene Roddenberry wirft, dann aber auch die Schattenseiten des Ruhmes und der Arbeit an den Serien nicht verschweigt. So schafft sie eine Nähe zum Zuschauer, die in ähnlichen Dokumentationen über „Star Trek“ ganz fehlt.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (16:9)
Ton: englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Interviews, Featurette & mehr