Rebecca Hamilton: Das ewige Mädchen – Forever 1 (Buch)

Rebecca Hamilton
Das ewige Mädchen
Forever 1
(The Forever Girl, 2012)
Aus dem Amerikanischen von Ralph Sander
Mira, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 412 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86278-839-2

Von Irene Salzmann

Sophia Parsons hat ihr Studium abgeschlossen, ist in ihren Heimatort Belle Meadow, Colorado, zurückgekehrt und sucht eine Anstellung als Geschichtslehrerin, derweil sie sich mit einem Job in einem Diner durchschlägt. Viele Freunde hat sie nicht, was teils an einem tragischen Vorfall liegt, der sich vor einigen Jahren ereignet hat, teils an den Agitationen der Leiterin einer Kirche, der sich Sophias Mutter angeschlossen hat und die das von dem Großvater geerbte Haus der jungen Frau zu einem Spottpreis abkaufen will. Die unterschwelligen Drohungen von Mrs Franklin gegen ‚die Hexe‘ eskalieren unaufhaltsam.

Das ist jedoch die kleinste Sorge von Sophia, denn das permanente Summen und das Stimmengewirr in ihrem Kopf machen ihr ein normales Leben fast unmöglich. Nicht einmal die Wicca-Rituale, die sie vollzieht, können ihr wirklich helfen. Als sie gerade dabei ist, ein Ritual auszuüben, bemerkt sie einen jungen Mann, der sie von der Straße aus durch ihr Fenster beobachtet und der sich daraufhin schnell zurückzieht.

Ausgerechnet ihm läuft Sophia über den Weg, nachdem sie sich von ihrer Freundin Ivory in den mysteriösen Club Flesh abschleppen ließ. Der attraktive Charles behandelt sie vom ersten Moment an mit Zuckerbrot und Peitsche, macht ihr Avancen und stößt sie wieder von sich. Sie weiß überhaupt nicht, woran sie bei ihm ist, zumal sie sich, zu ihrem großen Ärger, zu ihm hingezogen fühlt. Es kommt aber noch schlimmer, denn er lässt sie im Stich, als ein gewisser Marcus ihr einen seiner Leute nachschickt, der sie zu ihm bringen soll. Eine wilde Hetzjagd durch den Wald beginnt, die Sophia prompt verliert…

Diese Inhaltsangabe wird dem Buch nicht gerecht, doch würde man mehr als die wichtigsten Geschehnisse zu Beginn listen, liefe man schnell Gefahr, eine Nacherzählung zu schreiben. Das liegt daran, dass die Autorin sich in diesem ersten Band ihrer „Forever Girl“-Serie darauf konzentriert, eine Vielzahl Charaktere einzuführen und die geheimnisvolle Welt vorzustellen, die praktisch ohne das Wissen der Menschen inmitten der ihren existiert. Das schafft sie, indem sie ihre Hauptfigur Sophia, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, von einer Gefahr in die nächste stolpern und sie ein Wissen erwerben lässt, das sie nicht haben dürfte, insbesondere das über jene Wesen, die eigentlich über die Menschen wachen sollten und ihrerseits Aufpasser haben, ihren Aufgaben jedoch kaum mehr gerecht werden und egoistische Pläne verfolgen.

Natürlich kennt man all diese Wesen hinreichend aus der Phantastischen Literatur, doch werden die Vampire, Elfen, Hexen und so weiter hier mit den fünf Elementen Erde, Wasser, Luft, Feuer und Geist verknüpft. Gemeinsam mit Sophia lernt man sie der Reihe nach kennen. Allerdings ist auch das Schicksal der Hexe und ihrer Ahninnen mit dieser Welt verknüpft, und es warten eine Menge Überraschungen auf „das ewige Mädchen“. In der Summe ist das eigentlich schon zu viel, was sehr zu Lasten der Spannung geht, denn wann immer es kritisch wird, können die Wogen rasch geglättet werden, und weitschweifige Erklärungen zu den involvierten Personen, Phänomenen und privaten Konflikten folgen. Fünf Elemente – das hätte für fünf Bücher gereicht, die vielleicht etwas kürzer ausgefallen wären, aber mehr Raum für wirklich dramatische Entwicklungen geboten hätten. So wird alles ziemlich zerredet.

Das gilt auch für die recht cleanverlaufende Romanze zwischen Sophia und Charles, der sich schließlich dazu bekennt, dass er sie liebt, aber auch die Gründe nennt, weshalb es besser wäre, wenn sie nichts mit ihm zu tun hätte, denn wegen dem, was er ist, scheint es keine gemeinsame Zukunft zu geben. So leicht gibt Sophia, obwohl sie immer wieder von Zweifeln geplagt wird, nicht auf und hält sogar dann zu ihm, als die Feinde gnadenlos zuschlagen.

Es gibt einige Verluste, das Paar findet (vorerst?) zusammen, viele Fragen bleiben offen – und die Geschichte geht weiter in „Come, the Dark“. Aber ob man bei dem breiten Angebot an Paranormal Romances auch die weiteren Bände um „das ewige Mädchen“ lesen will, das muss jeder für sich entscheiden, denn viel Neues bietet die Autorin nicht, und wenn sie weiterhin die Spannung durch ein Zuviel an Handlung und Erklärungen abtötet, wird man sich anderen Titeln zuwenden wollen.