Deadlock 1 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. November 2013 15:35
Deadlock 1
Autor: Saki Aida
Künstler: Yuh Takashina
Aus dem Japanischen von Oliver Albert
Tokyopop, 2013, Taschenbuch, 196 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-38420-0931-8
Von Christel Scheja
Um harte Jungs zu porträtieren und damit auch älteren Lesern kernige Boys Love zu präsentieren, wagen sich immer mehr Mangaka an Stoffe heran, die im Gefängnis spielen und sich locker an der Wirklichkeit orientieren, so wie in „Deadlock“.
Der halb japanisch-, halb amerikanisch-stämmige Yuto Renicks aus Los Angeles hat bisher ganz erfolgreich als Cop bei der Drogenfahndung der DEA gearbeitet. Allerdings legt man ihn nun zur Last, seinen Partner umgebracht zu haben. Da die Beweise gegen ihn sprechen, wird er zu lebenslänglicher Haft im kalifornischen Shelger-Gefängnis verurteilt.Aber es gibt noch eine Hoffnung. Vor seiner Einlieferung in den Hochsicherheitsknast hat er das Angebot eines FBI-Beamten angenommen. Er soll einen Terroristen aufspüren, der sich bewusst hinter den Gefängnismauern versteckt und von dort aus operiert. Seine Identität ist leider unbekannt, es gibt so gut wie keinen Hinweis. So lange muss sich Yuto den Gegebenheiten fügen und sich mit dem üblichen Ärger herumschlagen. Denn er ist einer der Neuen und ein junger, ansehnlicher Mann – die ideale Beute für alle Kerle, die Ablenkung und Spaß suchen. Doch in seinem Zellengenossen findet er einen unerwarteten Verbündeten.
Wie schon so oft wird hier mit den Klischees gespielt, die man amerikanischen Gefängnissen gerne zuordnet, und die vermutlich auch einen wahren Kern haben. Junge Männer müssen älteren als Frauenersatz dienen und könnten leicht ihr Leben verlieren, wenn sie sich zu sehr wehren, hinter Gittern bilden sich Banden, oft genug nach ethnischen Gruppen sortiert.
Anders als in „Under Grand Hotel“ geht es in „Deadlock“ aber wesentlich gesitteter zu – in dem Manga werden zwar deutliche Andeutungen und Gesten gezeigt, wirklich zur Sache geht es aber nicht. Das tut der Geschichte auch sehr gut, hebt sie sich doch bewusst von anderen Titeln ab, in denen die Beziehung der Helden auf Sex basiert. Autorin und Künstlerin wählen diesmal lieber einen langsameren Weg, sie lassen erst einmal Vertrauen entstehen, bauen freundschaftliche Beziehungen zu der ein oder anderen Figur auf und lassen auch den Roten Faden nicht außer Acht. Sicherlich ist die Geschichte nicht ganz so komplex wie sie scheint, aber sie macht Spaß, weil sie alles gleichwertig behandelt und den Sex erst einmal außen vor lässt. Interessant ist auch die Kurzgeschichte, die einen Aspekt beleuchtet, der im Comic eher ausgelassen wurde.
Alles in allem lohnt „Deadlock“ einem Blick, gerade weil die Künstler einen andere Weg gewählt haben, um ihre Figuren zusammenzubringen und sich dabei vor allem Zeit lassen, so dass es mehr zu lesen und betrachten gibt als Beziehungsgeplänkel und wilden Sex.