Gruselkabinett 80 & 81: Der Mönch 1 & 2, Matthew Gregory Lewis (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. November 2013 15:33
Matthew Gregory Lewis & Mark Gruppe (Script)
Der Mönch 1 & 2
Gruselkabinett 80 & 81
Sprecher: Hasso Zorn, David Nathan, Joseline Gassen, Marie Bierstedt u.a.
Titania Medien, 2013, 2 CDs, ca. 153 Minuten, ca. 15,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4895-4
Von Christel Scheja
Regelmäßig setzen die Macher der Reihe „Gruselkabinett“ auch längere Romane und Erzählungen in Zweiteilern um. Das ist diesmal bei „Der Mönch“ der Fall, einer Erzählung des britischen Autors Matthew Gregory Lewis (1775-1819), die bereits 1796 veröffentlicht wurde und für einen Skandal sorgte, denn immerhin wurden auch einige damals sehr blasphemische Themen angesprochen.
Die Geschichte spielt irgendwann gegen Ende des Mittelalters und Anfang der Neuzeit in Spanien. Die Gläubigen strömen in Scharen in die Kirche des Kapuzinerklosters zu Madrid, denn seit einiger Zeit predigt dort der charismatische und dazu noch gut aussehende junge Mönch Ambrosio. Mit flammenden Reden versucht er, Männer und Frauen, jung und alt, auf den Pfad der Tugend zurückzuführen und verdammt diejenigen, die sich den sieben Todsünden hingeben.
In einer dieser Messen ist auch der junge Adlige Don Lorenzo de Medina anwesend, der seine Schwester Agnes im nahegelegenen Nonnenkloster besuchen will. Dabei lernt er die bildschöne aber mittellose Antonia Dalfa kennen, ausgerechnet eine Verwandte seines guten Freundes Raymondo. Dieser, so erfährt er ebenso noch an diesem Tage durch einen Brief, den er abfängt, hat sich längst in Agnes verliebt und möchte sie aus dem Kloster holen, vor allem, da Lorenzos Schwester bereits ein Kind erwartet. So überlegen sich die beiden jungen Männer einen Plan, um beide ihr Glück zu finden, nicht ahnend, dass dämonische Mächte längst daran arbeiten, die Unschuldigen zu verderben.
Während Agnes’ Verfehlungen von dem unnachgiebigen Ambrosio entdeckt und deren Äbtissin mitgeteilt werden, verfällt er selbst den Einflüsterungen eines jungen Novizen namens Rosario, der schon bald sein wahres Gesicht enthüllt…
Zunächst erinnert „Der Mönch“ eher an ein historisches Drama, denn es dreht sich erst einmal alles um die Liebe zwischen nicht ganz Ebenbürtigen. Junge adlige Männer verlieben sich in unschuldige Mädchen, die das Leben bisher gebeutelt oder zu einem anderen Schicksal bestimmt hat. Die eine wurde nie von der Familie ihres Vaters anerkannt und lebt im Schatten einer verbitterten Mutter, die nun nicht um Almosen flehen will, die andere wurde durch einen Eid ihrer Mutter ins Kloster gezwungen. Und auf der anderen Seite steht der tugendhafte Mönch, der bisher über alle Zweifel erhaben war. Nach und nach schleichen sich jedoch übernatürliche Elemente ein. Da ist die Geisterfrau, die den jungen Raymondo hinters Licht führt und ihn so dazu bringt, ein Versprechen zu erfüllen; da ist der geheimnisvolle Novize mit der hellen Stimme, der nie sein Gesicht zeigt. Als er schließlich sein Geheimnis enthüllt, zieht er den tugendhaften Mönch schon bald in ein Spiel der Laster und Sünden. Teufelspakte, Grausamkeiten, Vergewaltigung, Mord und Inzest ziehen danach eine blutige Spur durch die immer düsterer werdende Geschichte, die durchaus manchmal mit modernen Horror-Romanen mithalten kann.
Die Geschichte braucht allerdings etwas, um in die Gänge zu kommen, Zeit, die dann zum Ende hin, als sich die Ereignisse überschlagen, spürbar fehlt, denn die Auflösung des ganzen Dramas wirkt etwas aus der Luft gegriffen. Die Sprecher hingegen machen ihre Arbeit gut: David Nathan beeindruckt mit seinem Spiel des Ambrosio, der einerseits so weltgewandt scheint und am Ende doch nur ein naiver junger Mann ist, der die wahren Zeichen nicht erkennt. Er führt einen spielfreudigen Cast an, dessen Figuren klar definiert werden. Alles in allem wirkt die Theatralik, die alle manchmal ein wenig zeigen, hier sogar passend. Musik und Soundeffekte passen sich gut ein, wirken niemals aufdringlich oder störend.
„Der Mönch“ ist durchaus ein gelungenes Hörspiel der „Gruselkabinett“-Reihe, zieht sich aber deutlich auf der ersten CD und wirkt zum Ende hin etwas überhastet. Die düsteren Elemente, die aus dem Werk aber eine Schauergeschichte machen, sind sehr gut herausgearbeitet und wecken das Kino im Kopf.