Zauber 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Oktober 2013 09:17
Zauber 1
(Sortilèges – livre 1)
Szenario: Jean Dufaux
Zeichnungen: José-Luis Munuera
Übersetzung: Bernd Leibowitz
Ehapa, 2013, Hardcover, 64 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3701-6
Von Britta van den Boom
Die Geschichte selber ist rasch erzählt und hält kaum Überraschungen bereit: Prinzessin Blanche muss den Thron ihres ermordeten Vaters übernehmen und damit ihren missgestalteten und eifersüchtigen Bruder übergehen. Von drei Seiten drohen der jungen Königin Gefahren: von der ihrer mörderischen Familie, von den Feindesarmeen, die das Land angreifen, und von ihrem ehemaligen Geliebten, den sie verlassen musste. Dieser will sich rächen, indem er Blanche mit Hilfe einer finsteren Magierin an den Teufel verschachert – doch scheint der sich zu ihrem einzigen Verbündeten zu entwickeln.
Jede Geschichte ist schon irgendwann einmal erzählt worden, und jeder Charakter hat Vorgänger, die mehr oder weniger ein Klischee erfüllen. Fast alle Personen in „Zauber" sind nahezu Rollenmuster für ihre Klassen: die reine Königin und der neidische Bruder, der kriecherische Zauberer, der rachsüchtige Geliebte. Aber macht das „Zauber" 1 weniger lesenswert? – Keineswegs!
Der Comic besticht dadurch, dass er die vertraute Story gefühlvoll, prächtig, schön und im richtigen Tempo erzählt. Dufaux und Munuera lassen dem Erzählfaden Zeit, sich zu entrollen und alle Charaktere in die Geschichte einzuweben; sie erschaffen eine dichte Atmosphäre, die zu einem großen Teil von den wunderbaren Zeichnungen erzeugt wird. Durchaus in der Tradition französischer Comickünstler – hier und da auch mit großen Augen und energischem Kinn, die an modernere Disneys erinnern – bieten die Zeichner ein detailreiches und ästhetisches Vergnügen, das von der meist recht monochromen, dezenten Kolorierung stimmungsvoll ergänzt wird. Die mittelalterliche Welt, in der die dunkle Seite der Unterwelt präsenter zu sein scheint als die hoffnungsvolle eines Himmels, ist in sich schlüssig und düster schön. Das Titelbild des Hardcovers alleine ist wie ein Gemälde.
Was leider komplett fehlt, sind jegliche Extras. Keine Informationen über die Autoren, die beide durchaus schon an bekannten Projekten gearbeitet haben, oder die Entstehung des Comics, keine zusätzlichen Zeichnungen, die sicherlich lohnenswert gewesen wären.
Da der erste Band von „Zauber" mit mehreren im harschen Wind von drohenden Katastrophen flatternden Handlungssträngen endet, bleibt dem Leser nur, sich auf die Fortsetzung im zweiten und voraussichtlich letzten Band zu freuen.