Birds of Prey Megaband 1: Kontrollverlust (Comic)

Duane Swierczynski
Birds of Prey Megaband 1: Kontrollverlust
(Birds of Prey 0-8, 10-12, 2011/2012)
Aus dem Amerikanischen von Alexander Rösch
Titelillustration von David Finch, Richard Friend, Sonia Oback
Zeichnungen von Jesus Saiz, Javier Pina, Travel Foreman, Cliff Richards u.a.
Panini, 2013, Paperback, 260 Seiten, 24,00 EUR, ISBN 978-3-86201-699-0

Von Irene Salzmann

Black Canary schart ein Team aus Heroinnen um sich, die genauso wie sie selbst den einen oder anderen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit aufweisen: Starling arbeitete einst für den Pinguin, Katana gilt seit dem Tod ihres Mannes als psychisch instabil, Poison Ivy hat als Öko-Terroristin einige Morde begangen. Batgirl ist zwar mit Black Canary befreundet, distanziert sich jedoch von dieser Gruppe und hilft bloß ab und zu aus.

Das tut sie auch, als ein Unbekannter eine Armee Unsichtbarer Verbrechen begehen lässt und wahllos Passanten durch eine Kombination aus Medikamenten und Schlüsselworte tötet. Die Birds of Prey versuchen, diese Menschen zu beschützen, und werden prompt selbst manipuliert, mit dem sicheren Tod bedroht und gegeneinander gehetzt. Können sie einander überhaupt noch vertrauen, vor allem da jemand aus ihrem eigenen Umfeld dahinterzustecken scheint?

Nachdem Poison Ivy schwer verletzt wurde, bringen ihre Kameradinnen sie an einen ganz besonderen Ort, an dem sie von den Kräften der Natur geheilt werden kann. Allerdings infizieren sich alle mit einem Gift, das Poison Ivy benutzt, um die anderen zu zwingen, mit ihr gegen Unternehmer vorzugehen, die den rücksichtslosen Raubbau der Ressourcen vorantreiben und dabei die Zerstörung der Natur in Kauf nehmen. Weigern sich die Birds of Prey“ werden sie sterben und das Gift freisetzen, welches die Menschheit von der Erde tilgt.

Der „Birds of Prey“ Megaband 1 lockt mit einem Cover von David Finch („Aphrodite IX“) und einer Cover-Galerie am Ende des Comics. Die Zeichnungen im Innenteil stammen von verschiedenen Künstlern, die jedoch so geschickt ausgewählt wurden, dass man den Wechsel nur am Rande wahrnimmt. Insgesamt liefern sie ein homogenes, sehr gefälliges Bild.

Die „Birds of Prey“ wurden bereits 1996 geschaffen. Der Titel basiert auf der Freundschaft von Black Canary und Oracle, vormals Batgirl, zu denen weitere Kämpfer für die Gerechtigkeit stoßen: Huntress, Savant, Hawk, Dove und andere. Neben einer fortlaufenden gab es diverse Mini-Serien und im Rahmen des „neuen DC-Universums“ auch einen Relaunch dieser Reihe mit wieder anderen Charakteren rund um die beiden zentralen Figuren.

Die Handlung wirkt etwas durcheinander, was teils daran liegt, das Rückblenden erklären, wie es zu bestimmten Situationen hatte kommen können, teils daran, dass den Protagonisten durch die Manipulationen Stücke ihrer Erinnerungen genommen wurden, aber auch daran, dass die #0, in der geschildert wird, wie sich Black Canary, Starling und Batgirl zum ersten Mal begegneten, im Widerspruch zur Chronologie ans Ende gesetzt wurde und die #9 fehlt – womöglich weil diese Episode im „Batman“ Sonderband 40 („Die Nacht der Eulen“) publiziert wurde. Davon einmal abgesehen liest sich der Comic spannend und erfreut durch zwölf fast lückenlose Einzelbände, was seinen Teil dazu beiträgt, dass man sich auf die Storys, die verschiedenen Charaktere, die sich noch zusammenraufen müssen, und ihre Geheimnisse einlassen kann. Kleine Andeutungen weisen darauf hin, dass nicht alles so ist, wie es scheint, dass das Misstrauen einander gegenüber berechtigt ist und es wohl noch so manche (böse) Überraschung geben wird.

Ein Schönheitsfehler hat sich eingeschlichen: Die „Birds of Prey“ halten -das wird betont – an dem ‚Superhelden-Gesetz‘ „Gute töten nicht „fest, doch Katana erschlägt etliche Widersacher mit dem Schwert, und besagter Anspruch scheint vergessen (Black Canary: „Katana kämpft genau so, wie ich es mir erhofft habe. Tödlich.“). Auch Poison Ivy nimmt den Tod von Menschen, die ihren Plänen im Wege stehen und der Umwelt Schaden zufügen, in Kauf. Während Letzterer das angekreidet wird, ist Black Canary froh, dass Katana ihr im Kampf gegen eine Übermacht den Rücken freihält, und auch später halten sich die Vorwürfe in Grenzen, was vielleicht ein Fehler war, denn die Konsequenzen am Ende der laufenden Handlung sind noch nicht absehbar: Ciffhanger.

Alles in allem präsentiert sich der Megaband als ein packendes Abenteuer mit einigen kleinen Schwächen, das schön gezeichnet, aber trotz zwölf Einzelepisoden mit einem Cliffhanger aufwartet, so dass man auf die Fortsetzung angewiesen ist, will man erfahren, ob und wie die Titelheldinnen das Blatt noch einmal wenden. Der Preis von 24,00 EUR für über 250 Seiten geht dabei in Ordnung.