Patrick Rothfuss: Die Furcht der Weisen 2 – Die Königsmörder-Chronik, 2. Tag / Teil 2 (Hörbuch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 25. September 2013 10:00

Patrick Rothfuss
Die Furcht des Weisen 2
Die Königsmörder-Chronik, 2. Tag / Teil 2
(The Wise Man’s Fear 1, The Kingkiller Chronicle: Day Two, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle
Übersetzung der Gedichte und Lieder von Hans–Ulrich Möhring
Vollständige Lesung von Stefan Kaminski
Titelbild: Kerem Beyit
Hörverlag, 2013, 3 CDs, ca. 017 Minuten, ca. 24,99 EUR, ISBN 978-3-86717-964-2
Von Irene Salzmann
Niemand ahnt, dass der Gastwirt Kote in Wirklichkeit der legendäre Musiker, Sänger, Wissenschaftler und Magier Kvothe ist, der in einem abgelegenen Nest seine Vergangenheit hinter sich lassen will.
Sein Schüler Bast erkennt jedoch, dass Kvothe nicht für dieses Leben geschaffen ist und will ihn aus seinen Depressionen reißen, indem er einen Chronisten auf die richtige Spur setzt, dem Kvothe seine wahre Geschichte erzählen und sich dabei erinnern soll, wer er wirklich ist – denn die aktuellen Geschehnisse erwecken den Eindruck, als wäre ihm keine dauerhafte Ruhe vergönnt. Schließlich ringt sich Kvothe dazu durch, dem Chronisten drei Tage lang zu berichten, wie sich die Legende um ihn gebildet hat, was wahr und was falsch ist.
Kvothe ist 16 oder 17 Jahre alt, als er seine Studien unterbricht und nach Vintas reist. Er hofft, Maer Alveron als Schirmherrn gewinnen zu können: Nicht nur fand er heraus, wer den Fürsten zu vergiften versuchte und heilte ihn, sondern durch seine Lieder, Gedichte und schönen Briefe verhalf er dem Maer, das Herz einer schönen Frau zu erringen. Der launische Mann dankt es Kvothe, indem er ihn als Anführer von vier Söldnern auf die Suche nach den Räubern schickt, die die Steuereintreiber ermordet haben und mit den Geldern geflohen sind. Das Unternehmen verläuft wider Erwarten erfolgreich, doch der Anführer der Räuber kann entkommen. Zu spät erkennt Kvothe, dass es sich um einen der Chandrian handelt, die seine Sippe ermordeten und an denen er sich rächen will.
Statt ihm folgt er jedoch den Verlockungen der schönen Fei Felurian, die ihn als Gespielen haben will. Es gelingt Kvothe jedoch, sich ihren Manipulationen zu entziehen, indem er „den Namen des Windes“ ruft. Da ihm jedoch klar ist, dass die Welt ohne dieses uralte, magische Wesen sehr viel ärmer wäre, fügt er ihr kein Leid zu, wird daraufhin ihr Schüler und, nachdem er das Versprechen gegeben hat, von ihrer Schönheit zu singen und eines Tages zurückzukehren, in seine eigene Welt entlassen.
Deutlich gereift folgt er seinem neuen Freund, dem Adem-Söldner Tempi, in dessen Heimat. Tempi muss sich dafür verantworten, dass er einen Barbaren in die Lehren seines Volkes einweihte. Für Kvothe beginnt eine harte Zeit, da die meisten Adem ihre Geheimnisse für sich behalten wollen und seine Lehrmeisterin ihm viel abverlangt. Dennoch schafft er es, als Schüler akzeptiert zu werden und ein Schwert aus einem unbekannten Material zu erhalten, das man selbst an der Universität nicht kennt.
Anschließend muss er an den Hof des Maers zurückkehren, wo er einen großen Fehler begeht, der alle seine Hoffnungen zunichte macht. Auch an der Universität erwarten ihn unangenehme Ereignisse.
Aufgrund der Länge des Buchs teilte Klett-Cotta den Titel in zwei Bände, und der Hörverlag tat es ihm gleich. Der zweite Teil von „Die Furcht des Weisen“ ist wesentlich kürzer, entsprechend beinhaltet das Hörbuch diesmal nur drei statt vier CDs im MP3-Format. Die Gestaltung der aufklappbaren Papp-Box entspricht jener der anderen Hörbücher: Die Titelillustration wurde von dem gebundenen Buch übernommen, es gibt eine Landkarte von Kvothes Welt, Informationen zu Autor und Sprecher sowie den gebräuchlichen Währungen.
Obwohl Kvothe viele spannende Abenteuer erlebt, jede Menge neues Wissen erwirbt, es reichliche nicht immer vorhersehbare Entwicklungen gibt, können die im zweiten Teil von „Die Furcht des Weisen“ gesammelten Episoden doch nicht ganz mit den beiden ersten Hörbüchern („Der Name des Windes“ und „Die Furcht des Weisen 1“) mithalten. Das liegt vor allem an der langatmigen Schilderung von Kvothes Aufenthalt im Reich der Fei, wo ihm von Felurian die Kunst der Liebe gelehrt wird und er ein ganz besonderes Geschenk erhält. Einerseits ist der junge Mann 17 Jahre alt geworden, bis er endlich herausfand, was man ‚mit Frauen anstellen kann‘, so dass er auch in dieser Hinsicht endlich Fortschritte macht, zum anderen werden hier kleine Informationen eingestreut, die die Weichen für das Kommende stellen, und es wird der Ursprung eines weiteren Mythos erklärt, der sich um Kvothe rankt, so dass durchaus ein Sinn dahintersteckt.
Die Spannungskurve steigt wieder an, als er sich, was abzusehen war, das Wohlwollen der Gemahlin des Maers und somit des ganzen Hofes verscherzt, und er seine Studien fortsetzt, jetzt jedoch mit seinem Widersacher Meister Hemme als neuem Direktor. Auch sein Kommilitone Ambrose ist nach wie vor von Neid und Hass erfüllt. Natürlich taucht Denna wieder auf und sorgt bei Kvothe für gemischte Gefühle. Inzwischen weiß er, dass er sie liebt, aber ihm ist auch klar, dass er sie verlieren wird, wenn er sich ihr offenbart. Umgekehrt hat sie die Gerüchte über seine Affären aufgeschnappt und kann ihm nicht mehr mit der bisherigen Unbefangenheit begegnen. Die strittigen Themen sind ebenfalls noch nicht vom Tisch und werden von beiden gemieden. So endet das Buch einmal mehr mitten in der laufenden Handlung und lässt den Leser/Hörer mit vielen neuen Fragen zurück, auf die er zu gern eine Antwort hätte.
Das Hörbuch profitiert von der genialen Lesung Stefan Kaminskis. Er verleiht allen Figuren eine eindeutige Identität, indem er für jeden eine eigene Stimme hat, die unverwechselbar ist durch Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit, Satzmelodie. Selbst die weiblichen Rollen können überzeugen. Ihm hat es der zweite Teil auch zu verdanken, dass man die langen Felurian-Kapitel akzeptiert und als wichtigen Punkt des Ganzen sieht.
Natürlich wird man, wenn man Feuer gefangen hat, auf keinen Band beziehungsweise kein Hörbuch der Serie verzichten wollen. Vielleicht ist das Hörbuch sogar dem gebundenen Buch vorzuziehen, weil Stefan Kaminskis großartiger, lebhafter Vortrag über das, was man als Längen empfinden könnte, hinweghilft. Von daher ist auch dieses Hörbuch uneingeschränkt zu empfehlen, insbesondere den Freunden der High Fantasy.