Philip José Farmer: Sherlock Holmes und die Legende von Greystoke (Buch)

Philip José Farmer
Sherlock Holmes und die Legende von Greystoke
(The Adventure of the Peerlees Pee)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ben Sonntag
Titelillustration von Mark Freier
Atlantis, 2013, Paperback, 130 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-86402-113-8 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Lange hat es gebraucht, bis vorliegende Novelle ihren Weg über den Atlantik zu uns fand. Wie bekannt, war Philip José Farmer zeit seines Schaffens immer ein Autor, der sich gerne literarischer Vorbilder annahm, diese in seine eigenen Werke integrierte oder neu zum Leben erweckte.

Vorliegend wendet er sich einer Zeit im Leben des ungewöhnlichsten Detektivgespanns unserer Welt zu, da sich andere Herren im gesetzten Alter längst auf ihr Altenteil zurückgezogen haben. Erstaunlicherweise ist dies bei Sherlock Holmes zunächst nicht anders. Statt die Bösewichte der Welt zu jagen, oder sich kniffeligen Rätseln zu widmen, beschäftigt sich Holmes inzwischen mit dem Studium von Bienenvölkern. Doch dann rufen das Vaterland und sein Bruder Mycroft um Hilfe, und schon geht es gen Süden. Der alte Erzfeind, das deutsche Reich, hat sich in Ägypten einer Formel bemächtigt, die Nahrungsmittel jeglicher Art vernichten könnte. Was zunächst als Mittel zum Zweck im Krieg gegen die Krauts gedacht war, könnte nun dazu führen, dass Porridge oder gar der berühmte Tee von der biologischen Waffe vernichtet werden könnte. Um dies zu verhindern, erklären sich Holmes und sein Assistent Dr. Watson sogar bereit, hoch am Himmel in Doppeldeckern und Zeppelinen gen Ägypten zu reisen. Dass sie und die Deutschen dabei in einem Wirbelsturm havarieren, dass sie tief im Urwald auf Lord Greystoke treffen, ist Schicksal. Als sie dann von einem Stamm ehemals phönizischer Nachkommen gefangengenommen werden und deren weißer Göttin geopfert werden sollen, ist das nur noch Pech…

Vorhang auf für eine der vielen Erzählungen, in denen Farmer berühmten Gestalten der Literatur seine ganz eigene Referenz erweist. Sherlock Holmes und Dr. Watson, dazu eine ganze Reihe von US-amerikanischen Superhelden und nicht zuletzt der Herr des Dschungels in eine Novelle zu zwängen, dazu bedarf es eines gewissen Mutes.

Was ganz traditionell beginnt, entwickelt sich in der Folgezeit – ganz Doyle untypisch – zu einem wilden Abenteuerroman, der Motive Burroughs und Haggards aufgreift und zu einem faszinierenden Garn verspinnt. Auch wenn ich selbst den amerikanischen Comic-Superhelden wenig abgewinnen kann werden Fans Abbilder ihrer Helden unschwer wiedererkennen. Anspielungen gibt es hier, wie auf Tarzan oder Quatermain, zuhauf, die Suche nach diesen ist selbst ein halbes Detektivspiel.
Allerdings übertreibt es der Autor hier für meinen Geschmack etwas. Gar zu viele Gestalten werden in die Handlung eingeführt, treten kurz in Gastrollen auf, bevor sie (für die eigentliche Handlung kaum bemerkbar) wieder verschwinden.

Ansonsten wartet ein munterer, actionreicher Plot auf den Leser, der die Zeit der Lektüre wie im Flug vergehen lässt.