Carbon Grey 1: Schwestern im Krieg (Comic)

Hoang Nguyen, Khari Evans, Paul Gardener, Mike Kennedy
Carbon Grey 1
Schwestern im Krieg
(Carbon Grey 1-3, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Alexander Rösch
Cover und Zeichnungen von Khari Evans, Kinsun Loh, Hoang Nguyen
Panini, 2013, Paperback mit Klappenbroschur, 100 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86201-740-9

Von Christel Scheja

Was passiert, wenn sich Spiele-Designer und Comic-Zeichner zusammentun, die eine Leidenschaft für Steampunk und hübsche aber kampfstarke Frauen haben? Richtig – heraus kommt ein Comic wie „Carbon Grey“. Die Graphic Novel „Schwestern im Krieg“ umfasst die drei ersten Hefte der Original-Comic-Serie.

Als Nachfahren eines legendären Helden, der dem Imperium einen großen Sieg einbrachte, ist es die Aufgabe der Grey-Schwestern, den Kaiser zu beschützen und ihn vor jedem Übel zu bewahren. Das ist umso wichtiger geworden, seit man im Krieg liegt und die Alliierten jede Chance zu nutzen versuchen, das Reich zu schwächen...

Aber nun hat Giselle, eine der Greys ganz offensichtlich den mächtigsten Mann der Erde ermordet. Sie entkommt durch einen gewagten Sprung nur knapp den Schergen und ist seitdem auf der Flucht. Ihre Motive liegen im Dunklen und sind nicht einmal den Schwestern klar. Diese stecken in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite haben sie natürlich auch Interesse daran, die Mörderin zu stellen und zu vernichten, auf der anderen, bringt man ihnen von nun an auch nur Misstrauen entgegen, manche sprechen sogar davon sie einzusperren – oder besser noch: gleich auszuschalten. Doch sie ahnen nicht, dass Giselle im Auftrag gehandelt hat und nun auf der Spur einer alten Prophezeiung ist, die nicht nur ihre Familie, sondern auch gleich die Ordnung der ganzen Welt zu erschüttern droht.

Man merkt, aus welchem Bereich der Popkultur die Macher stammen. Das Hauptaugenmerk liegt in erster Linie auf der optischen Gestaltung, weniger auf dem Inhalt. Luftschiffe, Kleidung und Figuren sind fast fotorealistisch und wirken wie aus einem Computerspiel entnommen; die asiatischen Einflüsse sind vor allem bei den Frauen zu spüren. Auch feinste Details werden liebevoll ausgearbeitet, die Farben sind stimmig ausgewählt und schaffen Atmosphäre. Man hat sehr gut recherchiert um das Setting dem des beginnenden 20. Jahrhunderts anzugleichen. Auch die Actionszenen sind sehr dynamisch in Szene gesetzt.

Bei der Geschichte ist weniger Sorgfalt zu erkennen. Sie wirkt sehr oberflächlich, man erfährt nur wenig über die politische und gesellschaftliche Situation, selbst die Schwestern Grey und ihre Abstammung bleiben blass. Letztendlich scheint es nur darum zu gehen, genug Hintergrund zu schaffen, um die Action zu transportieren – weniger um eine vielschichtige Handlung zu erzählen, die allein schon durch die Andeutungen Lust auf mehr macht.

Aus diesem Grund bleibt bei „Der Krieg der Schwestern“, dem ersten Band von „Carbon Grey“, auch ein zwiespältiger Eindruck zurück – bietet die Serie doch einerseits eine sehr schöne, ausgereifte Optik; nur das, was dahintersteckt, ist einfach nicht überzeugend genug fesselnd. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies noch ändert, denn Serie und Setting haben Potential.