Dan Brown: Inferno (Buch)

Dan Brown
Inferno
(Inferno)
Übersetzung: Axel Merz & Rainer Schumacher
Bastei Lübbe, 2013, Hardcover, 688 Seiten, 26,00 EUR, ISBN 978-3-7857-2480-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Olaf J. Menke

Dan Brown als Autor ist eine Klasse für sich, das wissen seine Fans nicht erst, seit sein zweites Buch um seinen Symbologen Robert Langdon erschien. Mit „Sakrileg“ respektive „Der Da-Vinci-Code“ wurde seine Buchserie um Robert Langdon erst richtig bekannt, nicht zuletzt, weil er durch die recht drastische Auslegung diverser Kunstwerke und deren Bedeutung und Hintergründe eine recht gewagte Interpretation der Grundlangen des christlichen Glaubens entwarft, die – gerade, weil seine Interpretation in sich stimmig schien – bei so manchem Leser zu tiefem Luftholen und einiger Verblüffung führte.

Bereits im ersten Band der Serie,„Illuminati“, hatte er seinen Symbologen auf eine Art Schnitzeljagd geschickt, die sich zusammensetzte aus Hinweisen in Kunst, Literatur und Verschwörungen nebst Geheimbünden, welche ihre eigenen zwielichtigen Ziele verfolgten. Der erste Band lieferte dabei allerdings eine derart absurde Geschichte, dass sie beim Leser auch als Fiktion ankam, während der zweite Roman mit seiner nachvollziehbaren Zusammensetzung manchen Leser überraschte. Leider kann man das für den dritten und vierten Roman der Serie nicht mehr sagen, allerdings reicht es trotzdem für interessante Romane, die es immer wieder ganz nach oben auf die Bestseller-Listen schaffen.

Brown nutze auch in „Das verlorene Symbol“ und aktuell in „Inferno“ die üblichen Zutaten, um den Leser auf eine Schnitzeljagd durch Kunst und Historie zu lotsen. Bei „Das verlorene Symbol“ war damals der Eindruck aufgekommen, dass der Roman zu lang geraten war – der Roman hätte in meinen Augen gerne hundert Seiten kürzer sein können. Ob das bei „Inferno“ auch der Fall ist?

In „Inferno“ dreht sich alles um Dantes gleichnamige göttliche Komödie, sie dient als Grundstock für allerlei Rätselraten und es muss reichlich herausinterpretiert und nachgedacht werden, damit der Held und sein weiblicher Sidekick die richtigen Abzweigungen innerhalb der Handlung nehmen.

Zu Beginn erwacht Langdon in einem Krankenhaus mit einer Kopfverletzung ohne Erinnerung, wie und warum er dorthin gekommen sein könnte, selbst seine Micky-Maus-Uhr ist weg. Bevor er von ihm unbekannten Gegnern erschossen wird, wird er von einer Ärztin gerettet, welche mit ihm alsbald die Flucht ergreift. Scheinbar hat eine Geheimorganisation es auf ihn abgesehen; es beginnt eine Flucht, die durch zahlreiche Sehenswürdigkeiten und die Historie von Florenz führt. Im Laufe der Handlung kommt die Thematik der Überbevölkerung der Erde auf und die Frage, wie diese in den Griff zu bekommen wäre. So sind Langdons Gegner scheinbar auch zu drastischen Mitteln bereit, um diesbezüglich an ihr Ziel zu kommen. Gegen Ende werden dann alle Rätsel wie erwartet aufgelöst und es gibt so manche Überraschung, die nicht zuletzt nicht nur dem Held der Story, sondern auch dem Leser den Teppich unter den Füßen wegziehen.

Dan Brown liefert mit „Inferno“ einen Roman ab, den man sicherlich für so Manches kritisieren kann. Zum einen werden die Charaktere praktisch nicht ausgeleuchtet, selbst Langdon bleibt blass; das gilt auch für die restlichen Personen, die meist ziemlich klischeehaft handeln und agieren. Das Böse ist stark überzeichnet und am Ende ist irgendwie – natürlich – die ganze Welt in Gefahr. Aufbau und Stil wiederholen sich bei Brown mit jedem Roman, weshalb man auch bei diesem Buch wieder das Gefühl hat, einen Bestseller nach bewährtem Strickmuster zu lesen. Etwas übertrieben hat es Brown diesmal mit den ganzen Querverweisen und Hinweisen zu Kunst, Historie und den ganzen Artefakten. Teilweise erschlägt Brown den Leser mit so vielen Details, dass man sich fragt, ob hier nicht weniger mehr gewesen wäre.

Immerhin gelingt es Brown mit diesem Roman aber einmal mehr, eine Sogwirkung beim Leser zu erzeugen, die dazu führt, dass man wissen will, was hinter der ganzen Sache steckt und so dazu führt, dass man neugierig weiterliest. Überlänge, wie beim letzten Roman, mag man diesem Buch so auch nicht vorwerfen. Und das Ende ist wahrlich dramatisch und schockierend – alleine dafür hat sich die Lektüre dann gelohnt. Man mag hier einen Bestseller aus dem Baukasten vor sich haben. Doch noch zieht Dan Browns Masche und der Leser folgt atemlos Robert Langdons Suche nach des Rätsels Lösung – man wird sehen, wie lange noch.