Kelly McCullough: Die zerborstene Klinge (Buch)

Kelly McCullough
Die zerborstene Klinge
Fallen Blade 1
(Broken Blade, 2011)
Aus dem Amerikanischen von Frauke Meier
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung einer Illustration von Jan Ditlev Christensen
Bastei Lübbe, 2013, Taschenbuch, 384 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-404-20713, 8 (auch als eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Aral war einst eine Klinge Namaras, der Göttin der Gerechtigkeit. Nachdem sie getötet und der Orden zerschlagen wurde, verdient er sein tägliches Brot durch die Erledigung heikler Aufträge. Dabei wird er von seinem Schatten Triss unterstützt.

Beide ahnen nicht, worauf sie sich einlassen, als sie für die schöne Maylien eine Botschaft überbringen sollen. Der angebliche Empfänger taucht nicht auf, wohl aber Devin, Arals totgeglaubter Schwertbruder, und sein Schatten Zass. Tatsächlich ist Devin Angehöriger einer neuen Assassinen-Organisation und möchte Aral anwerben. Da dieser sich weigert, die Drecksarbeit für skrupellose Machthaber auszuführen, wird auf ihn die Jagd eröffnet.

Doch nicht nur Devin ist hinter Aral her. Diejenigen, die ihn überwältigen und in eine Folterkammer sperren, interessieren sich für Devin und seine Schwächen und wollen Informationen aus Aral herausfoltern. Als Maylien ihn zu befreien versucht, wird sie niedergeschlagen und entführt, aber Aral kann in dem Durcheinander entkommen. Sogleich beginnt er, die Fährte aufzunehmen, denn er ist seiner Auftraggeberin etwas schuldig. Wofür sie seine Dienste letztendlich benötigt, ist jedoch weitaus komplizierter und gefährlicher, als befürchtet.

„Die zerborstene Klinge“ ist ein Fantasy-Roman, der auf dem schmalen Grat zwischen spannender Story mit interessanten Protagonisten und traditionellen Sword & Sorcery-Themen mit einem sympathischen Loser als Helden, wie man es schon x Mal gelesen hat, pendelt.

Man findet rasch Zugang in die Welt von Aral, die ein wenig an das mittelalterliche China, Japan und Indien angelehnt ist durch die Nomenklatur. Leider wird dies nicht auf die geschilderte Kultur ausgedehnt, die eher dem typischen Mischmasch entspricht, der auf europäisch-vorderasiatischen Anleihen beruht.

Der Anti-Held wächst dem Leser rasch ans Herz, denn er hat viele Schwächen, die ihn menschlich machen – trotz seiner Ausbildung zum ‚Super-Assassinen‘ mit göttlichem Auftrag, der keine Unbeteiligten verletzen möchte. Er verlor, wie man aus Rückblenden erfährt, alles, was ihm lieb und teuer ist, wodurch er erst zu dem Aral wurde, der nun durch einen gefährlichen Auftrag mehr Aufmerksamkeit auf sich lenkt, als es für ihn gut ist. Nicht nur muss er auf der Hut vor allerlei Leuten sein, die ihn tot sehen möchten wegen dem, was er ist und getan hat; es gilt außerdem, einen Auftrag auszuführen und Gerechtigkeit durchzusetzen sowie Devins Geheimnis aufzudecken. Dabei kämpft Aral gegen Magier, Untote und andere Gegner, die nicht so einfach aus dem Weg zu räumen sind.

Der Autor befasst sich fast genauso ausführlich mit der Vergangenheit von Aral wie mit seiner gegenwärtigen Mission, so dass man ein wenig den Eindruck hat, Letztere käme zu kurz und würde gegen Ende des Buchs fast im Alleingang von der Hauptfigur durchgezogen. Das mag daran liegen, dass sich die zu Beginn geschilderten Problematiken nachvollziehbar lesen, wohingegen der Showdown schon zu simpel, zu glatt abgehandelt wird. Umgekehrt wäre es richtig und der Spannung dienlich gewesen. Sehr schön ist die Idee mit den lebenden Schatten, die mit Namaras Klingen verbunden sind, und den Vertrauten der Magie begabten Personen (Intimus). Triss und Zass sind tierisch anmutende, hochintelligente Individuen mit besonderen Fähigkeiten, sie sie ihren Partnern zur Verfügung stellen. Nicht selten werden sie zum Zünglein an der Waage, beispielsweise als es zur Konfrontation zwischen Aral und Devin kommt.

Der Roman ist in sich abgeschlossen, beantwortet aber nicht alle Fragen. Näheres wird man aus „Die Klinge der Namara“ und den weiteren Büchern Kelly McCulloughs erfahren, wenn man die Serie weiterverfolgen möchte. Zwischen Splatter, verliebten Fabelwesen, „Herr der Ringe“-Nacherzählungen und der sogenannten Hausfrauen-Fantasy stellen die „Fallen Blade“-Bände durchaus eine willkommene Abwechslung dar. Wünschenswert wäre allein eine sorgfältigere Bearbeitung, denn es finden sich viele Tipp- und Zeichenfehler.