John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 3: Angst und Schrecken (Comic)

John Constantine – Hellblazer: Garth Ennis Collection 3
Angst und Schrecken
(Hellblazer 62-70; Vertigo Jam 1)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: Steve Dillon
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2013, Hardcover, 252 Seiten, 29,95 EUR, ISBN 978-3-86201-493-4

Von Frank Drehmel

Auch wenn John Constantine die Familie im Allgemeinen bestenfalls als Last gilt, so ist die Beziehung zu seiner Nichte Gemma erstaunlicherweise von Verantwortungsbereitschaft geprägt, sodass der Hellblazer tatkräftig einschreitet, als er erkennt, dass Gemma seinen magischen Weg einzuschlagen droht, einen Weg, der ihm und anderen unterm Strich nichts als Leid gebracht hat.

Obgleich es mit der Familie nicht zum Besten steht, so darf John immerhin einige … nunja … exzentrische Freunde sein Eigen nennen, die dann auch anlässlich seines vierzigsten Geburtstags eine fette Party und – vor allem – guten Whisky springen lassen.

Doch da das Leben kein Ponyhof ist, muss sich John kurz darauf mit britischem Nazi-Gesocks in Person Mr. Pattersons rumärgern, der den Magier auf seine Seite ziehen will und zu diesem Zweck nicht nur aus Einschüchterung von Johns Freundin Kit Ryan setzt, sondern selbst vor Mord nicht zurückschreckt. Während sich Kit jedoch auf sehr handfeste, blutige Art zu wehren weiß und John als Gefangener dem Treiben und Töten zunächst tatenlos zusehen muss, hat ein weitere Protagonist ganz andere Sorgen: der Engel Gabriel, der in London ein snobistisches, dandyhaftes Leben führt, denn John hat in ihm die Saat des Zweifels an der Rechtschaffenheit seines Vaters, in dessen Namen und Auftrag er die abscheulichsten Untaten begehen musste, gesät. Daher kommt die freundliche junge Julie gerade recht, um ihm einen alternativen Weg zu Schuld und Gehorsam aufzuzeigen: Liebe!

Nachdem John mit Hilfe seines Freundes George die Patterson-Sache regeln konnte, trifft ihn der nächste Schicksalsschlag: Kit macht Schluss, um nach Belfast zurückzugehen, da sie mit Constantines blutigen, tödlichen Angelegenheiten überfordert ist. Diese Entscheidung wirft John emotional so sehr aus der Bahn, dass er schlussendlich als obdachloser Alkoholiker in der Gosse landet. Und hier erwartet den scheinbar Wehr- und Hilflosen der König der Vampire. Doch nicht ohne Grund ist John Constantine der Hellblazer.

Dieser dritte Sammelband der auf fünf Bände ausgelegten Ennis-Collection wartet mit mehreren kleinen, feinen Storys eher aus dem Privatleben des Hellblazers auf, in denen sich Kreise schließen, Protagonisten früherer Geschichte erneute Auftritte haben, in denen Ereignisse in Gang gesetzt werden und in denen vor allem John Constantine in seiner ganzen charakterlichen Komplexität gezeichnet wird: als zynisches, mitleidiges und selbstmitleidiges Arschloch an der Grenze zwischen Todesmut und Mutlosigkeit, als Meister der Worte und Manipulation, als cooler Loser und „pyrrhischer” Winner, als jemand, der vor allem die Täler des Lebens auslotet und durchschreitet. Getragen wird diese Charakterzeichnung zum einen durch die Handlung selbst, zum anderen durch die geradezu brillanten, pointierten Dialoge, die nach wie vor zum Spannendsten – weil Menschlichsten – gehören, was Ennis im Besonderen und der amerikanische Mainstream im Allgemeinen hervorgebracht hat.

Steve Dillons Artwork lässt sich mit wenigen Worten umschreiben: messerscharf, voyeuristisch, markant und gemein!

Fazit: Ein weiteres Highlight des Panini-Programms, das einen der komplexesten Charaktere – respektive Anti-Helden – des DC-Universums mit privaten Bösartigkeiten anstatt epischer Kämpfe angemessen würdigt.